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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)
Autoren: Ida Ding
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Wolfi mein Zeuge. Ich, gerettet. All das bedeutet, dass ich noch eine Weile die frische Pöckinger Luft einschnaufen darf, wenn ich mich nicht direkt unter die Dunstabzugshaube von den Senioren stelle.
    Nur eine Sache erschwert mir die Freude. Der Jägerrängo ist zur Abwechslung mal nicht grün, sondern vom Scheitel bis über die Uniform und in den Hosenbund hinein lila. Sogar von seinen Nasenhaaren tropft Farbe. Nur sein Gebiss ist tadellos wie immer.
    «Das war knapp, oder?» Er will mir die Hand reichen und aus der Wanne helfen. «Hätte ich mir nicht hinterm Haus versucht, die Farbe abzuwaschen, hätte ich dich nicht schreien hören.» Lila-perlweiß bleckt er mich an, nimmt sich ein Handtuch und wischt sich die Augen aus. «Das brennt vielleicht, das Zeug.» Soll es auch. Ich weiß zwar nicht genau, was Emma alles in ihre Spezialmischung für die Falle getan hat, aber ich selbst habe den Farbkübel auf das Brett überm Hühnerstallfenster gestellt. Zittrig, aber zügig klettere ich, natürlich ohne seine Hand zu nehmen, aus der Wanne.
    «Was sagst du, Zeit, die alten Gräben zu schließen und neu anzufangen?» Der Wolfi steckt die Waffe zurück in den Halfter.
    «Mersse fürs Lebenretten», ringe ich mir ab. «Aber das …» Ich hole aus und verpasse dem Jäger Wolfi einen saftigen Kinnhaken, dass es mir die Handknöchel prellt. «… ist für den Fuggerjakl, den du abgemurkst hast.» Zu weiteren Schlägen reicht es nicht mehr, ich stolpere rückwärts auf den Xand, der sich immer noch benommen auf unserem Badvorleger wälzt.

Wir alle brauchen eine Zeit, um uns von der letzten Woche zu erholen. Der linke Arm zieht mir noch von dem Stromschlag, den der Xand mir verpasst hat. Ich kriege kaum die Kakaoziegenmilchtasse in die Höhe. Meine Hand zittert, wie ich ein Apfelkücherl aufspießen will. Aber wer braucht schon eine Gabel, wenn du ohne zulangen kannst! Die Sophie und ich genießen den Frühling im Garten, besprechen die allerletzten Details, die wir uns noch nicht erzählt haben. Der Kirchbach Gretl ihr Rautenbonbon sollte ich erwähnen. Von wegen. Das hat sehr nach einem Crystalkristall ausgesehen. Hat sie den vom Wickerl aufgehoben, oder produzieren die Alten nun doch selber Drogen, raffiniert als Lutschpastillen verpackt, und das Bier dient nur als Tarnung? Aber selbst wenn, das Beweisstück, dieses Gutti, hat die Gretl längst aufgelutscht. Also sag ich erst mal nichts zur Sophie und werde die Sache selbst im Auge behalten. So einfach lasse ich mich weder in meine eigenen blauen Schnüre noch in die von den Senioren geschickt eingefädelten Machenschaften einwickeln. Vielleicht werde ich doch ihr Pfleger und ermittle gegen die
Gemeinsam Dabeiseier
als Undercoverdrogenfahnder? Sophie beunruhige ich damit lieber nicht. Ob Stuhlgang oder Gedankengang, alles brauchen und wollen die Frauen gar nicht wissen. Nicht, dass ich noch wie der Burgl ihr Mann werde.
     
    Schlürfend und schmatzend schauen wir auf die Wiese zur Emma und ihrer Freundin Lisa, die den Hühnerstall für die Bina und ihre zukünftigen Küken bemalen. Der Wolfi in seiner Gier hat, als er in die Falle gedackelt ist, so viel Farbe verspritzt, dass sich ein Neuanstrich lohnt. Die Mädchen benutzen die ganze Farbpalette, auch das Rot von der
Möder
-Schrift, die ich mit einem Bettlaken abgehängt habe, bis der Kraulfuß mit seiner Barbara zum Weißeln anrückt. Meine letzte überlebende Augsburgerin war übrigens nie in Lebensgefahr. Fern vom Wolfi und seinem Jagdmesser blieb sie die ganze Zeit oberhalb vom Schafstall in ihrem selbstgebauten Nest in Sicherheit. Anscheinend hat der Unfall mit dem Reh am Sonntag bei uns im Schafzaun seine Wut auf mich so angestachelt, dass er zwei Tage später, Dienstagnacht, als am anderen Dorfende der Wickerl dran glauben musste, meine schönen Schwarzgefiederten niederstechen musste. Vermutlich hat ihn der Fidl noch draufgebracht, mir was anzutun, was mich wirklich schmerzt, als mein Schwiegervater ihn im Würmstüberl wegen dem Reh ausgequetscht hat. Aber dem Fidl gebe ich keine Schuld, im Wolfi seinem Hirn steigt keiner durch. Ich bin froh, dass es dem Fidl besser geht und er endlich wieder zu Hause ist.
     
    Wir konnten ihn nicht überreden, sich zu uns nach draußen zu setzen. Nachdem er uns den Packen Kalenderwitze der letzten Tage hintereinander vorgelesen hat, döst der Fidl seit seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus die meiste Zeit im Bus, skizziert Frauen im weißen Kitteln (aus dem Gedächtnis) oder
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