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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)
Autoren: Ida Ding
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Sie hatte die Drogenpäckchen noch in der Hand. Woher hast du das schon wieder, hab ich sie gefragt. Erst wollte sie es nicht sagen, dann ist sie ausgeflippt. Wir haben gestritten, und sie hat mich angeschrien. Und das alles nur wegen dir, du miese Sau. Schleich dich, das war das Letzte fei, was sie zu mir gesagt hat. Du kannst dir nicht vorstellen, wie weh das tut. Zuvor hat sie mir bestätigt, was ich ohnehin schon vermutet habe: Das Crystal hat mir der Halbritter gebracht, der kümmert sich richtig um mich. Der ist nicht so ein Energiesparheini, wie du einer bist. Der Halbritter hat sogar für mich gestohlen, hat sie gesagt. Der Mann einer Drogenfahnderin und ein Dealer und Dieb dazu! Welch perfekte Tarnung! Weiß deine Frau davon, oder steckt sie auch mit drin? Aber egal, ist nicht mehr wichtig, jetzt ist Schluss mit allem. Jetzt räum ich auf, das bin ich der Christl schuldig. Erst ist mir der Wickerl in den Spieß reingelaufen, und jetzt bist du dran.»
    «Reingelaufen? Dreimal hintereinander?»
    «Nein, dass ich nicht lüg, vier oder sogar sechs Spieße waren es.» Zählen war schon in der Schule nicht seine Stärke. «Ist auch egal, sie geben sowieso dir die Schuld.»
    «Mir?»
    «Eigentlich hast du doch den Wickerl umgebracht, das weiß jeder im Dorf, steht ja sogar an deiner Hauswand. Da ist es verständlich, dass du deswegen deinem Leben selbst ein Ende setzt.»
    Mich fröstelt es langsam doch ein wenig, und es dämmert mir, was er vorhat. «Ach, und vor meinem Selbstmord hab ich mich noch gschwind selber gefesselt, oder wie?»
    «Gut, dass du es sagst! Aber das braucht dich gleich nicht mehr zu kümmern. Was bist du überhaupt für ein Handwerker? Nicht mal einen einfachen Wasserhahn bringst du zum Laufen.» Er springt auf und drückt mich nach unten. Ich winde mich unter den Fesseln, versuche mich mit den Socken hochzudrücken oder wenigstens meine Zehen durch die Löcher im untersten Sockenpaar zu stemmen, damit ich mich wo einkrallen kann. Vergebens. Wie er mein Gesicht mit einer Hand unter Wasser presst, kann ich den Aufdruck von seinem Latexhandschuh sehen. Ein paar Dreiecke übereinander sind draufgemalt, daneben eine Fünf mit mehreren Nullen. Fünfzigtausend Volt halten die Dinger aus? So viel hat zwar der Föhn niemals, aber ich kapiere immer mehr. Gleich werde also nur ich schmoren, und der Elektriker mit seinen Isolierhandschuhen ist fein raus. Deshalb konnte er mich auch vorhin vom Strom wegziehen und ist nicht an mir pappen geblieben wie ein siamesischer Zwilling. Er schaltet den Föhn ein. Ich pruste und schlucke, das Wasser umspült meine Mandeln.
    Adieu Pöcking, du schönster Fleck auf Erden, bald sehe ich dich mit anderen Augen oder überhaupt nicht mehr!
    Jemand brüllt etwas. Nie hätte ich gedacht, dass ich den Spruch in so kurzer Zeit gleich zweimal hören werde und er mir überhaupt jemals wie der allerschönste Engelsvers in den Ohren erklingen würde. Im Wickerl seiner Hendlbude und jetzt hier.
    «Hände hoch oder ich schieße!»
    Der Xand lässt einen Moment lang meinen Kopf los, es knallt, die Deckenlampe zerspringt. Erst ist es finster, dann erkenne ich ganz vage im Ganglicht einen Schatten. Jemand stürzt auf den Xand zu. Prustend und spuckend versuche ich mich an der Wasseroberfläche zu halten, rutsche in meinen Fesseln aber immer wieder ab. Mein Peiniger schreit auf, lässt seine Presspratze nun richtig locker, und ich kann auftauchen. Mit einem kräftigen Schlag seiner Waffe gegen den Xand seinen Dickschädel hat ihn mein Retter außer Gefecht gesetzt. Ich höre das vertraute Klicken der Handschellen. Plötzlich ist es fast ein liebliches Geräusch für mich. Fürs Handschellenanlegen muss der Jäger Wolfi eine Extra-Eins auf der Polizeischule gekriegt haben, so schnell und fast geschmeidig, wie der das kann, ich spreche ja aus Erfahrung. Werde ich ihn bitten müssen, dass er mich losbindet? Doch er zückt schon sein Jagdmesser und befreit mich von den Schnüren. Er dreht den Wasserhahn zu, beugt sich über mich. Beinahe ist mir das dann doch schon wieder zu nah. Will er mich noch wachküssen? «Ich leb schon», röchele ich und reiße zur Sicherheit noch die Augen auf, damit er nicht in Versuchung kommt.
    «Ich merk’s, jetzt rutsch ein Stück.» Will er sich etwa zu mir in die Wanne begeben? Doch er tastet unter meinem Hintern nach dem Wannenstöpsel.
    Ach, wie hätte alles so idyllisch sein können: Der Mörder vom Wickerl überführt und zur Strecke gebracht. Der
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