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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)
Autoren: Ida Ding
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Gräbern, als bewegten sie sich im Takt der Musik. Endlich rinnt es, ich atme auf.
    «Da schau an, hierher hast du dich verdrückt.» Jemand stellt sich neben mich. Augenblicklich dreht es mir den Urinstrahl zu wie bei einem Wasserhahn. Hastig ziehe ich den Reißverschluss rauf. Es plätschert nebenan, und knapp neben meinen Haferlschuhen ergießt sich ein Strahl. Im Kies bildet sich ein kleiner See, in Form vom Chiemsee, mit Schaumkronen drauf. Der alte Angeber! «Funktioniert das Klo auf eurer Polizeistation etwa immer noch nicht?», fauche ich ihn an.
    «Ich kann mein Revier markieren, wo ich will.» Der Jäger Wolfi lässt vom Boden ab und pieselt stattdessen eine Schlangenlinie direkt an die Mauer. Bei so viel Flüssigkeit muss er eine zweite Blase haben. Erwartet er nun Applaus von mir? Er schafft noch einen Punkt unten drunter, und endlich versiegt es auch bei ihm. Sieht nach feuchtem Fragezeichen aus. Aber da kann er lang warten, dass ich frage, was er fragen will, geschweige denn, dass er eine Antwort von mir kriegt. Ich wende mich zum Gehen.
    «Sag schon, wie habt ihr das gedeichselt?» Er hält mich am Arm zurück. «Lasst ihr es etwa unter den Tisch fallen, dass du, der Mann einer Drogenfahnderin, selbst mit Crystal schmuggelst?»
    «Wie bitte?» Sosehr ich mich beherrschen will, rutscht mir doch was heraus. Ich entwinde mich seinem Griff und versuche mich zu sammeln, nicht, dass er noch denkt, er hätte mich aus der Reserve gelockt. Das gönne ich ihm nicht! Zu spät, er grinst blendend breit im Schein der Laterne, eine Geisterbahnsonderfahrt ist ein Dreck dagegen. «Kümmere dich besser um deine eigenen Angelegenheiten», erwidere ich. Dürftiger hätte meine Antwort nicht ausfallen können.
    «Aha, fällt dir nichts anderes ein? Sonst hast du doch auch immer einen witzigen Spruch auf Lager. Was ist, kränkelst du?» Er fädelt sein Jägerlatein wieder ein, ich schließe kurz die Augen. Er rückt mir auf die Pelle. Doch bevor er mir noch mit seinen Brunzpratzen das Gesicht tätschelt, schlage ich einen Haken und weiche aus. Auch ich hab Geschmacksgrenzen. In mir fängt es zu brodeln an. Sämtliche Abwehrblutkörperchen fahren ihre Geschütze auf. «Dein Versteckspiel funktioniert bei mir nicht. Ich weiß was über dich, was sonst niemand weiß.» Absichtlich rede ich nicht weiter, gebe ihm Zeit zu grübeln.
    «So, und was soll das sein? Wenn du auf meinen Jagdschein anspielst, hast du dich geschnitten. Das Jagdrecht hab ich von meinem Vater geerbt, da kann deine Frau behaupten, was sie will.»
    «Ach ja?» Daran hab ich gar nicht mehr gedacht. Er liefert mir zusätzlich Futter. «Ich mein was anderes, denk nach, falls möglich.» Aber bis der das Stroh in seinem Schädel gewendet hat und vergeblich nach einem Goldfaden sucht, helfe ich ihm auf die Sprünge, sonst stehen wir uns hier noch bis zum Morgengrauen die Beine in den Bauch. «Soll ich Papa Wolfi oder Wolfipapa zu dir sagen? Oder sogar Rängodaddy?»
    «Wie jetzt?» Er lacht auf. Ein befremdlicher Klang aus seinem Rachen.
    «Du hast eine Tochter.»
    «So ein Schmarrn, ich hab keine Kinder.» Aber dann verebbt seine neugeborene Lache, fast verschluckt er sich daran.
    «In der Fernsehschublade von der Klunkerchristl stand es schwarz auf vergilbt. Jäger, Wolfgang. Auf der Geburtsurkunde von der Amrei.» Sein verkniffenes Geschau erschlafft. Gerade will ich ihm die Kinnlade auffangen, nicht, dass die noch auf den Teer knallt, doch in meiner Hinterntasche vibriert es, und gleichzeitig höre ich meine Schafe blöken. Ein ganz neues Gefühl, jetzt verstehe ich, warum jeder so ein Handy dabeihat. Alltagserotik o, là, là. Emil hat mir als Klingelton das Geplärr meiner Herde aufgenommen, wenn sie morgens darauf wartet, auf die Weide zu dürfen. Aber kein Anruf erwartet mich in dem Leuchtkästchen, nein, das Wolkenschaf zappelt im bayerischen Miniaturhimmel! Wie das denn? Bisher hab ich doch noch keine Zeit gehabt, diese Herzfrequenzhalsbänder zu bestellen, und der Emil hat auch noch nichts installiert, oder doch? Außerdem sind meine Tiere sicher im Stall. Sie schlafen bestimmt, dösen, wiederkäuen oder alles zusammen. Entweder spinnt das Teil, oder es ist wirklich was los. Ich schüttle es, aber widerstehe dem Drang, das Handy einmal kräftig an die Mauer zu schlagen. Früher hat das bei manchen Geräten funktioniert, bei manchen auch nicht, aber es war immer den Versuch wert. Das Schäfchen zappelt unentwegt, es blökt und meckert weiter
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