Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)
Autoren: Ida Ding
Vom Netzwerk:
probiert die Fernbedienung mit neuen Batterien für seinen Herzschrittmacher aus. Zum wiederholten Male ruckelt das Gartentor. Auf. Zu. Auf. Zu. Er testet anscheinend, ob er seine Lebensuhr wirklich an- und abstellen kann. Zu uns ins Haus umziehen und in einem normalen Bett kampieren, wollte er nicht. Er braucht die Bewegung unterm Hintern, sagt er, obwohl ihm der Arzt das Selberfahren noch verboten hat. Mein Verdacht ist, dass mein Schwiegervater lieber unkontrolliert von seinen eigenen flüssigen und festen Sachen umgeben sein will. Ich kann ihn verstehen, unseren Strom vertraue ich jedenfalls nicht mehr einem Nicht-Halbritter an. Der Emil versucht es jetzt mit der Reparatur, zusammen mit mir. Erst haben wir das Licht im Schafstall umgepolt. Das hat der Elektriker absichtlich falsch angeklemmt, damit es mich erwischt. Mamaseidank, hat der Xand nicht dran gedacht, dass es zwei Halbritter gibt und die Christl eigentlich den Emil gemeint hat. Wie wir hier so unter Holzgittern im Pavillon, von Rosenknospen umrankt, von Mücken umschwärmt beim Kaffeetrinken sitzen, muss ich an den Xand denken. Wie lang das schon in ihm gegärt hat, mir den Garaus zu machen. Ein Glück, dass ich wenigstens den Emil schützen konnte. Der Bub wollte doch nur die Amrei aus der Drogen-Zwickmühle retten, weil ihre Mutter so gesponnen hat. Vor lauter schlechtem Gewissen hat er sogar wieder Asthma gekriegt. Der Rächer glaubt sich immer im Recht und schiebt alles andere beiseite. Der, der sich so perfekt unter der hilfsbereiten Fassade getarnt hat, war nicht ich, wie er behauptet hat, sondern er selber. Ein Meister im Verdrängen, sodass er sich nicht mal als «Hendlmöder» angesprochen gefühlt hat, als er es auf meiner Hauswand gelesen hat. Und als die Sophie mir ein Zwangshandy verordnet hat und er geglaubt hat, ich hätte der Christl das Crystal besorgt, hat er die Schaf-Äpf manipuliert. Prompt bin ich drauf reingefallen. So hab ich mir das gedacht, als ich mir noch mal die Mistgabelwickerlkonstruktion aus den Gegenständen auf der Wiese vorm Stall angeschaut, und eine letzte blaue Schnur zum schlaffen Ball gelegt habe, symbolisch für den Xand. Bei den Vernehmungen konzentriert sich meine Frau zunächst auf den Wickerlmord. Dass der Elektriker mit der Christl zusammen gewesen ist, da wäre ich im Leben nicht draufgekommen. Aber vielleicht war da ja auch gar nichts, und der Xand war nur eines von den vielen Charivaris, die die Klunkerchristl gehortet hat.
    «Aus ihm ist nichts rauszubringen, er macht von seinem Recht zu schweigen Gebrauch», sagt die Sophie. «Seit neuestem trägt er sogar ein Monokel.»
    «Oha, nur ein Brillenglas, gibt’s so was noch? Und das hat er sich ans Auge geklemmt?»
    «Das hält von allein, eine ganze Weile noch und sogar in allen Farben.» Sophie grinst. «Das Monokolhämatom ist von Wolfis Schlag mit seinem Waffenkolben entstanden. Die gescheckerte Gesichtshälfte kriegt der Xand nicht so schnell los.»
    Vermutlich hat er es also hinter den Metallstäben in der Untersuchungshaft etwas unkommod, aber dafür darf er vielleicht in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten in der Stadelheimer Gefängnisfußballmannschaft mitspielen.
    «Das Blut vom Wolfi seinem Taschentuch stammt fei nicht vom Wickerl. Es ist Hühnerblut. Tut mir leid, Muggerl.» Sophie krault mir die Bartstoppeln. Das tröstet mich zwar ein wenig, trotzdem treibt es mir die Tränen aus den Augen, wenn ich dran denke, dass ich den Jägerbazi nicht mal wegen Tierquälerei anzeigen kann, weil er mich sonst wegen Kinnhakerei drankriegt.
     
    Es klingelt, ich schrecke auf, und in meinem Hirn leuchtet es grell, als hätte mich noch mal ein Schlag gestreift. Kein Läuten von einem Handy. Nein, es ist das Klingeln einer Fahrradklingel, ein besonderes Geräusch einer besonderen Klingel, die ich ewig nicht mehr klingeln gehört hab. Zweimal kurz, zweimal lang. Woher weiß der Bub das? Der Emil strampelt mit seiner Freundin den Berg herauf zu uns. Merkwürdigerweise sitzen beide höher als bei einem gewöhnlichen Fahrrad, wie sie an unserem Gartenzaun vorbeikommen. Am Mülltonnenhäuschen bremsen sie, und Emil kraxelt von dem Gefährt, das Tandem und zugleich ein Hochrad ist. Er steigt ab und hilft der Amrei aus dem Hochsattel.
    «Ach, das ist also das Geheimnis, an dem du so lang herumgetüftelt hast? Respekt!» Ich stehe auf und betrachte sein Werk, inspiziere jede Schraube und jede Speiche. Die Klingel spare ich mir noch auf. Mindestens vier Räder hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher