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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Autoren: Vincent Bugliosi
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Vordachs hinterlegt. Sie holte ihn herunter, schloss auf und betrat das Haus. Drinnen ging sie direkt in die Küche und nahm dort den Telefonhörer ab. Die Leitung war tot.
    Da sie jemandem Bescheid geben wollte, dass der Anschluss defekt war, ging sie durch das Esszimmer in Richtung Wohnzimmer. Dort blieb sie abrupt stehen, da ihr zwei große blaue Schrankkoffer den Weg versperrten, die bei ihrem Verlassen des Hauses am Vortag noch nicht da gewesen waren – und weil sie plötzlich etwas entdeckte.
    An den Koffern, auf dem Boden daneben und auf zwei Handtüchern auf der Schwelle schien Blut zu sein. Da vor dem Kamin ein breites Sofa stand, konnte sie nicht das ganze Wohnzimmer überblicken, doch die Bereiche, die sie sehen konnte, waren mit roten Spritzern bedeckt. Die Eingangstür stand offen. Im Eingangsbereich entdeckte sie mehrere Blutlachen auf dem Stein, und dahinter auf dem Rasen lag eine Leiche.
    Schreiend kehrte Winifred Chapman um, rannte durch das Haus und verließ es durch die gleiche Tür, durch die sie gekommen war. Allerdings nahm sie in der Einfahrt einen anderen Weg, um an den Knopf für die Torautomatik zu gelangen. Auf diese Weise kam sie auf der anderen Seite an dem weißen Rambler vorbei und sah, dass sich im Wageninneren eine weitere Leiche befand.
    Sie hastete zum Tor hinaus und dann die Straße hinunter zum Nachbarhaus mit der Hausnummer 10070. Dort klingelte sie und hämmerte an die Tür. Als die Kotts nicht öffneten, eilte sie zum nächsten Haus, donnerte wieder an die Tür und schrie: »Mord, Tote, Leichen, Blut!«
    Der 15-jährige Jim Asin war draußen und ließ gerade den Motor des Familienautos warm laufen. Es war Samstag, und als Mitglied der Gesetzesvollzugseinheit 800 der Boy Scouts of America wartete er auf seinen Vater Ray, der ihn zum Polizeirevier West Los Angeles fahren sollte, wo er in der Einsatzzentrale zum Dienst eingeteilt war. Als er die Eingangsveranda erreichte, standen seine Eltern bereits an der Tür und versuchten, die aufgelöste Mrs. Chapman zu beruhigen. Jim wählte sofort den polizeilichen Notruf. Da er bei den Scouts gelernt hatte, wie wichtig genaue Angaben sind, notierte er die Zeit: 8.33 Uhr.
    Während sie auf das Eintreffen der Polizei warteten, liefen Vater und Sohn bis zum Tor. Der weiße Rambler stand ungefähr in zehn Meter Entfernung auf dem Grundstück – zu weit weg, um im Wageninneren etwas erkennen zu können. Allerdings konnten sie sehen, dass nicht nur eines, sondern mehrere Kabel an den Hauswänden herunterhingen. Allem Anschein nach waren sie durchgeschnitten worden.
    Jim kehrte wieder nach Hause zurück und rief zum zweiten Mal, dann ein drittes Mal bei der Polizei an.
    Darüber, was aus diesen Anrufen geworden ist, herrscht Unklarheit. Im offiziellen Polizeibericht heißt es nur: »Um 9.14 Uhr erging folgender Funkruf: ›Achtung, Achtung, an Einheiten 8L5 und 8L62, mögliches Tötungsdelikt, 10050 Cielo Drive.‹«
    Bei diesen beiden Einheiten handelte es sich jeweils um einen mit einem Beamten besetzten Streifenwagen. Officer Jerry Joe DeRosa, Einheit 8L5, traf mit Blinklicht und heulender Sirene als Erster ein. 1 DeRosa fing mit der Befragung von Mrs. Chapman an, hatte damit aber erhebliche Mühe. Denn zum einen stand sie immer noch unter Schock, außerdem machte sie über das, was sie gesehen hatte, nur sehr ungenaue Angaben: »Blut, überall Leichen.« Auch war es nicht einfach, von ihr die Namen der Hausbewohner zu erfahren und in welcher Beziehung sie zueinander standen. Polanski. Altobelli, Frykowski.
    Ray Asin, der die Bewohner kannte, half hier weiter. Das Haus gehörte Rudi Al­tobelli. Er war derzeit in Europa, hatte jedoch einen Hausverwalter, einen jungen Mann namens William Garretson, engagiert, der nach dem Rechten sehen sollte. Garretson wohnte im Gästehaus an der Rückseite des Anwesens. Altobelli hatte das Hauptgebäude an den Filmregisseur Roman Polanski und seine Frau vermietet. Die Polanskis hielten sich jedoch seit März in Europa auf, und in ihrer Abwesenheit waren zwei ihrer Freunde, Abigail Folger und Voytek Frykowski, eingezogen. Vor weniger als einem Monat war Mrs. Polanski zurückgekehrt, und Frykowski ebenso wie auch Folger sollten bis zur geplanten Rückkehr ihres Mannes bei ihr bleiben. Mrs. Polanski war Filmschauspielerin und hieß Sharon Tate.
    Mrs. Chapman konnte bei ihrer befragung  durch DeRosa nicht sagen, ob es sich bei den zwei Leichen, die sie gesehen hatte, um jemanden aus diesem Personenkreis
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