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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben
Autoren: A Choi
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die Zigarette an die Lippen und inhalierte. Der heiße, schwere Rauch brannte mir in der Kehle und brachte mich heftig zum Husten. Doch unerschrocken versuchte ich es erneut. Beim zweiten und dritten Mal war es besser. Zum Teufel mit Asthma. Jeder muss einmal sterben.
    Ich stand da und blickte zu den Überresten von Seans Apartment empor, rauchte Seans Zigarette und entsann mich des Gespräches, das wir an Bord der Countess auf unserer Segelpartie nach Angel Island geführt hatten. Ich dachte daran, was er über seine Asche gesagt hatte und was damit geschehen solle. Und dann atmete ich tief ein und redete mir ein, dass Sean es so gewollt hätte. Das reden sich die Leute immer ein.
    Und dann atmete ich noch einmal ein.
    Und noch einmal.
    Ich inhalierte Seans Asche, Essenz, seinen Geist, was auch immer in der Luft um mich herum von ihm übrig war. Es war besser, als sein Fleisch, seine Genitalien, seine Leichenteile zu verzehren. Ein geringeres Risiko, sich eine Krankheit zuzuziehen. Keine Gefahr, dass mich jemand als Monster bezeichnete.
    A mulatto, an albino
    Aber es ist so gut wie das Gleiche, ob es nun durch die Nase geschieht oder durch den Mund. Die ganzen winzig kleinen Partikelchen, wie Minizecken und –flöhe.
    A mosquito, my libido
    Mit meinen Lungen voll Sean ging ich in die Arbeit.
    »Guten Morgen, Doreen.«
    Und es war wirklich ein guter Morgen.
    »Fiona, haben Sie geraucht?«
    »Nein, Doreen, ich rauche nicht. Aber ich bin auf der Straße hinter jemandem gegangen, der vor sich hin gepafft hat.«
    »Wie rücksichtslos. Ich hoffe, Sie haben etwas gesagt.«
    »Nö, man weiß ja nie. Es hätte einer dieser Spinner sein können, die einem einen Fausthieb ins Gesicht verpassen, nur weil man etwas sagt.«
    »Stimmt.«
    Doreen kannte die Stadt ebenfalls.
    Ich schaltete meinen Computer ein und sah online nach den Lokalnachrichten. Ich brauchte noch nicht einmal nach dem Artikel zu suchen. Er befand sich unter den letzten Meldungen.
    Örtlicher Chirurg bei Gasexplosion ums Leben gekommen: Dr. Sean Killroy, 29, ein führender Schönheitschirurg in San Francisco, verstarb gestern Abend bei einer Explosion in seinem Apartment am Russian Hill. Die Ermittler gehen davon aus, dass Killroy die Explosion versehentlich auslöste, als er, ohne von dem Gasleck in seiner Wohnung zu ahnen, sich mit einem Zündholz eine Zigarette anstecken wollte. Der Explosion fiel außerdem Killroys Nachbarin Betty Mulroney, 86, zum Opfer, die man in Killroys Apartment fand. Die Behörden gehen davon aus, dass die beiden Opfer befreundet waren …
    Betty und Sean. Befreundet. Wie reizend. Mehr Zeitungshalbwahrheiten.
    Here we are now, entertain us
    Ein professionelles Foto von Sean, der in einem weißen Arztkittel mit Stethoskop um den Hals lächelte, war dem Artikel beigefügt, in dem es weiterhin um die Gefahren des Rauchens ging, den Einfluss von Tabak auf das Alltagsleben und wie diese Tragödie hätte vermieden werden können, wenn Dr. Killroy, der Arzt war und es besser hätte wissen sollen, mit dem Rauchen aufgehört hätte.
    Sean hätte wohl die Mahnung auf Zigarettenpackungen beachten sollen:
    Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.
    Das traf in seinem Fall ganz gewiss zu.
    Doch Sean hatte einen Teil seines Wunsches erfüllt bekommen.
    Er hatte eingeäschert werden wollen. Das hatte die Explosion zweifellos erledigt. Zu schade, dass Betty nicht mehr am Leben gewesen war, um an seiner Asche zu ersticken. Wenigstens kam die restliche Nachbarschaft in den Genuss.
    Und ich auch. Genau wie eine brave kleine Chinesische Gottesanbeterin.
    Ich betrachtete das Porträt der Blutgräfin, das meinen Computerdesktop zierte. So veraltet. Vierhundert Jahre. Es war Zeit für ein Upgrade. Zeit für etwas Neues, Junges, Modernes. Ich klickte auf Seans Bild in dem Artikel und richtete es als mein Desktop-Hintergrundbild ein. Viel besser.
    »Wer ist das?«, würde jemand eines Tages fragen.
    »Die Liebe meines Lebens«, würde ich antworten.
    »Du Glückspilz.«
    Ja, das würde jemand sagen.
    Sean sah definitiv besser aus als die Blutgräfin. Das ganze Blut hatte der Frau kein bisschen geholfen. Letztlich war sie doch gestorben, genau wie alle anderen. So ein psychopathisches Luder.
    Sean lächelte mir von meinem Desktop zu. Erinnerte mich daran, es Doreen zu besorgen, wenn sie es nicht anders verdient hatte.
    Erinnerte mich daran, dass ich kein Jungfernhäutchen brauchte.
    Erinnerte mich daran, dass ich mit den
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