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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben
Autoren: A Choi
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hatte, lief er nicht weg. Er stand dort, als sie schrie und sich vor Schmerzen wand. Er stand einfach da und sah zu, während Schwester Maria und Schwester Carmen mit einem Feuerlöscher und Decken zu Stephanies Rettung herbeigelaufen kamen. Doch er unternahm keinerlei Versuche zu entkommen oder sich der Strafe zu entziehen.
    »Ich werde hierfür bezahlen müssen, also kann ich die Show genauso gut genießen«, sagte Sean zu mir in der Kapelle.
    Schwester Maria ließ ihn vor dem lebensgroßen Kruzifix sitzen, während sie den Krankenwagen und die Polizei rief. Sie wollte, dass Sean Jesus erzählte, wie sehr er ihm wehgetan habe, indem er Stephanie anzündete.
    Ich meldete mich freiwillig, auf Sean aufzupassen.
    »Keine Sorge, Schwester. Sie haben ihm schon sein Zippo-Feuerzeug weggenommen. Und in der Kapelle gibt es keine Kerzen.«
    »Okay, Fiona. Aber wenn er versucht, dir wehzutun, schreist du.«
    Ach was.
    »Scheiße, Sean. Jetzt sitzt du mächtig in der Tinte.«
    »Keine Sorge, Fi. Zu jung. Sie werden mich bloß in den Jugendknast schicken.«
    Ich schniefte.
    »Was ist denn mit dir los, Fi?«
    »Wer wird mir jetzt helfen, Jeremy zu verdreschen?«
    »Niemand hat dir dabei geholfen, ihn zu verdreschen. Das hast du allein gemacht.«
    »Hast du denn keine Angst?«
    »Nein.«
    »Aber die Polizei, Sean.«
    »Sie richten keine Kinder hin. Und Stephanie ist nicht tot, weißt du. Hörst du sie nicht schreien?«
    Stephanies Schreie hallten den ganzen Weg von der behelfsmäßigen Krankenstube den Gang herüber. Der Krankenwagen war noch nicht eingetroffen.
    »Ich werde dich vermissen, Sean.«
    »Sei keine Heulsuse, Fi. Ich hasse Heulsusen.«
    Also hörte ich mit dem Flennen auf. Sean hasste Schwäche. Er hasste Angst und Tränen. Und ich wollte nicht, dass er mich hasste.
    Ich wusste, dass sie Sean nicht mit einem Dutzend Ave-Marias oder fünfzig Vaterunser davonkommen lassen würden. Noch nicht einmal, wenn er jedes Wort meinte.
    Noch nicht einmal Jesus konnte daran etwas ändern.
    »Aber wir können nicht mehr zusammen rumhängen«, sagte ich.
    »Du wirst wohl neue Freunde finden müssen.«
    »Dein Dad …«
    »Was wird er schon groß tun? In den Jugendknast stürmen und mich verprügeln?«
    Dann kam die Polizei und führte Sean ab. Und ich sah ihn nicht wieder, bis ich in seine Praxis spazierte, um mir ein Jungfernhäutchen machen zu lassen.
    Doch mittlerweile war Sean zu alt für den Jugendknast. Ihm blühte die Todeszelle. Allerdings schien es ihm nicht viel auszumachen.
    Ich goss mein Wasser weg, wusch das Glas ab und stellte es auf den Geschirrständer, nachdem ich meine Abdrücke mit einem Handtuch weggewischt hatte. Dann ging ich zum Herd und starrte die Drehknöpfe an.
    Es würde keine beschissene Gefängniskost geben.
    Keinen grellorangefarbenen Pullover.
    Keine sadistischen Wachen.
    Keinen ungewollten Arschsex.
    Nicht für Sean, die Liebe meines Lebens. Ich würde ihm all diese Grausamkeit ersparen. All das Hässliche. All die Demütigung. Oder wenigstens redete ich mir das ein.
    With the lights out, it’s less dangerous
    Ich drehte das Gas auf, wobei ich darauf achtete, keine Abdrücke auf dem Knopf zu hinterlassen.
    Dank Darrell und dem Bleistift, den er Sean in die Nase gerammt hatte, würde Sean nicht das Geringste riechen.
    Gut.
    And for this gift I feel blessed
    Das Gas zischte leise heraus und füllte das Apartment. Ich machte einen Rundgang, um die Fenster zu überprüfen. Sean hatte sie bereits geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Er wollte die Nachbarn nicht stören.
    Dachte immer an andere, dieser Sean.
    Hello, hello, hello, how low?
    »Fi?«
    Sean steckte den Kopf aus der halb geschlossenen Badezimmertür. »Kannst du nachsehen, ob ich noch Zigaretten habe? Schau auf den Couchtisch.«
    Mein Herz setzte einen Schlag aus. Zigaretten und Gas waren keine gute Kombination. Ich ließ Schicksal und Karma miteinander kollidieren. Vielleicht hatte Sean es nicht anders gewollt.
    »Sean, willst du etwa rauchen? Ich habe Asthma.«
    »Nicht jetzt. Wenn du weg bist. Nachdem ich hier fertig bin.«
    »Oh, okay.«
    Ich ging ins Wohnzimmer. Tatsächlich lag eine Packung Dunhill auf dem Couchtisch. Ich nahm vorsichtig eine heraus und ließ sie in meine Tasche gleiten.
    »Ja, du hast reichlich, Sean.«
    »Klasse.«
    Sean verschwand wieder hinter der Badezimmertür und fuhr mit seinem Werk fort. Ich sah mich im Apartment um, das sich rasch mit Gas füllte. Zweimal hustete ich aufgrund des schlechten Geruches in
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