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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben
Autoren: A Choi
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mich mit einem langen Wattestäbchen untersuchte.
    »Sie sind eigentlich schon offen. Ich sehe da wirklich kein Problem«, erwiderte Dr. Ng unter meinem Bademantel.
    »Nein, ernsthaft, er ist nicht reingekommen. Ich habe ihn immer wieder gefragt, was zum Teufel mit seiner Ausstattung los ist. Vielleicht ist er zu klein. Er ist genauso groß wie ein Tampon mit leichter Saugfähigkeit. Meinen Sie, das macht einen Unterschied?«
    »Ähm, nein, es sollte trotzdem funktionieren.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Aber wie dem auch sei, ich habe ihm jedenfalls gesagt, es sei nicht seine Schuld, denn das habe Gott ihm eben mitgegeben. Da ist er schlaff geworden.«
    »Das haben Sie ihm gesagt?«
    »Aber ja, ich habe versucht, ihn aufzumuntern.«
    »Beim nächsten Mal, Fiona, versuchen Sie nicht, ihn aufzumuntern.«
    »Oh, ein nächstes Mal wird es nicht geben, Dr. Ng.«
    »Warum das denn?«
    »Er hat sich von mir nicht mit einem Alkoholtupfer abwischen lassen. Sie wissen schon, um den Bereich keimfrei zu machen, bevor man das Kondom überzieht.«
    »Fiona, warum um alles in der Welt …?«
    Weil er seinen Penis von mir nicht zuerst in Wasser hat abkochen lassen.
    An allem war Listerine schuld – oder vielleicht Neosporin. All diese Werbespots mit übergroßen Zeichentrickbakterien in knalligen Buntstiftfarben mit Stacheln, Schwänzen und kleinen Mäulern, die an der Zunge und am Zahnfleisch herumfressen. All diese Geißeln, die dicke Mikroben auf der Haut umhertreiben. All diese mikroskopisch kleinen Spiralen, Kugeln und Zylinder des Todes und der Krankheit, die nur auf eine Gelegenheit warten, einem in den Körper zu schlüpfen. Kein Wunder, dass sich Listerine so gut verkauft. Vielleicht würde sich der nächste Typ mit minzig-frischem Mundwasser bespritzen lassen. Ich würde ihm die Sorte anbieten, die nicht brennt.
    »Sie sind dünn, hübsch und gescheit. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden schon jemanden finden, Fiona«, sagte Dr. Ng, während ich meine langen Haare zu einer Banane hochsteckte.
    Das war nicht der springende Punkt. Beinahe drei Jahr zehnte lang hatten Kultur, Eltern und Erziehung mein Selbstwertgefühl mit meinem Jungfernhäutchen verflochten. Wenn es tatsächlich derart kostbar war, sollte ich es eigentlich herausreißen, in einem kleinen Plastikfläschchen gefrierlagern und in meinem Testament verfügen, dass man mich damit begraben solle. Entweder das, oder ich könnte es in ein kleines Glasröhrchen stopfen und um den Hals tragen, wie Angelina Jolie es mit Billy Bobs Blut getan hat.
    Alles, außer es mir von jemand anderem wegnehmen las sen. Und mein Bild auf seiner MySpace-Seite zu haben neben den anderen entjungferten Mädels. Oder zu erleben, dass mein blutbefleckter Slip in der Jungenumkleide herumgereicht wurde.
    Nein danke.
    Dann schlug Dr. Ng die Lösung mit dem Dildo vor. Keine Eile, keine Angst vor Geschlechtskrankheiten oder Schwangerschaft, kein anderer Mensch mit von der Partie, kein erdrückender Gestank nach menschlicher Wärme. Nichts als eine ewige, unerschöpfliche Erektion, die sich zu meiner Zufriedenheit drehen und biegen ließe und die ich mit kochendem Wasser keimfrei machen könnte. Gott segne Dr. Ng.
    Doch die Idee mit dem zweiprozentigen Lidocaingel stammte von mir. Ich bestand darauf, eine besonders große Packung verschrieben zu bekommen, damit ich genug hätte, um Mr Happy und mich mehrmals damit einzuschmieren. Da uns eine große Anzahl Betäubungsmittel zur Verfügung steht, sah ich keinerlei Grund, auch nur die geringsten Schmerzen zu ertragen. Es war ja nicht so, als hätte ich um eine PDA gebeten. Das wäre irrsinnig gewesen. Aber das hier? Ein bisschen Gel und keine Schmerzen. Gott segne Lidocain.
    Ich glaube nicht, dass Chip sich von mir überall mit Lidocain hätte einschmieren lassen. Doch Mr Happy machte seinem Namen alle Ehre und stand mir froh zu Diensten.
    Kerle. So was von überbewertet.
    Ich entfernte den Deckel der Lidocainflasche mit den Zähnen und fragte mich, ob die Hersteller geahnt hatten, wie ihre Kunden ihr Produkt verwenden würden. Die Flasche hatte eine lange, schmale Applikatorenspitze wie eine Tube Sekundenkleber. Bei jedem Drücken kam das Gel in einem dünnen, zarten Kringel heraus.
    Ich hielt Mr Happy horizontal und bespritzte ihn mit einer Linie Lidocain, immer vor und zurück im Zickzack wie scharfen Senf auf meine Sheboygan-Bratwurst im AT&T Park Baseballstadion. Ich strich das Gel glatt und glasierte die rutschige
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