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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben
Autoren: A Choi
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trafen Sean und ich uns auf ein paar Drinks oder zum Abendessen und plauschten miteinander. Jeden Abend schickte er mich nach Hause. Ich sagte mir, dass es zu meinem eigenen Schutz geschah. Dass ich, sollte etwas schieflaufen, nicht für den Rest meines Lebens als Komplizin wegen Anstiftung oder Beihilfe zum Mord im Gefängnis landen würde.
    Doch ich wusste es besser.
    Sean hielt sich mittlerweile für etwas Besseres. Ich wurde zur nervigen kleinen Schwester, die bei den Erwachsenenangelegenheiten ihres großen Bruders mitzockelte. Er war nicht mehr darauf angewiesen, dass ich ihm half, seine Mädchen auszusuchen. Er wollte es selbst tun.
    Folglich verbrachte ich meine Abende zu Hause.
    Oder öfter noch im Büro, bis spät in die Nacht, und plagte mich mit meinen Finanzvereinbarungen und Fusionsverträgen ab, wobei mir nur ein verpixeltes Porträt der Blutgräfin Gesellschaft leistete.
    Schließlich hörte ich gar nichts mehr von Sean. Keine Anrufe, keine E-Mails, keine SMS . Keine Barbesuche, keine Drinks und Nachos, keine Segelpartien. Kein Sean.
    Die ganze moderne Technik der Welt konnte die wachsende Kluft zwischen Sean und mir nicht überbrücken. Er war weitergezogen und hatte mich zurückgelassen. Wie die Freunde, die man ablegt, wenn man zu Größerem und Besserem aufsteigt.
    Das gehört zum Leben, es sei denn, man selbst ist der zurückgelassene Freund. Dann ist es echt beschissen.
    Ich ertappte mich bei dem Wunsch, Sean möge einen Fehler begehen.
    Und dann tat er es.
    Es braucht nur einen Überlebenden. Die eine Person, die davonkommt. Und mit einer Täterbeschreibung und einer Geschichte zur Polizei rennt, was man ihm oder ihr anzutun versucht hat. Wie es beispielsweise Dahmer passierte.
    Dahmer hatte Riesenglück bei seinem ersten Ausbrecher. Die ach so hilfreiche Polizei, unser aller Freund und Helfer, lieferte den armen Kerl tatsächlich wieder an Dahmer aus, der seelenruhig weiter Jungen und Männer hätte töten und essen können, wenn sein letztes angehendes Opfer nicht auch entkommen wäre. Der Typ wandte sich mit seinem Missgeschick schnurstracks an die Polizei, und bevor Dahmer sich’s versah, zertrümmerte ihm ein Mithäftling in der Columbia Correctional Institution , ein Mann namens Scarver, den Schädel mit einer Gewichtstange. Scarver sagte, er habe »Gottes Werk« verrichtet.
    Tun wir das nicht alle?
    Eines Abends, als ich im Büro war, rief meine Mutter an. »Fiona, komm früher nach Hause.«
    »Ich kann nicht. Ich habe viel zu tun, Mom.«
    »Hast du Nachrichten geschaut?«
    »Du weißt doch, dass ich die Nachrichten hasse.«
    »In der Stadt geht ein Serienmörder um. Viele junge Frauen sind verschwunden.«
    »Wirklich?«
    »Komm früher nach Hause. Kannst du deine Arbeit nicht zu Hause erledigen?«
    »Vermutlich.«
    »Dann komm nach Hause. Und lies die Nachrichten. Sie haben ein Bild von ihm in den Nachrichten gezeigt.«
    »Ein Bild?«
    Ich loggte mich schneller denn je ins Internet ein. Obwohl ich mir gewünscht hatte, dass Sean auffliegen würde, war mir übel und ich hoffte, dass es kein Bild von ihm war.
    Doch das war es. Irgendwie.
    SFGate.com zeigte die Skizze eines Mannes, der angeblich versucht hatte, eine junge Frau zu entführen und umzubringen. Das Phantombild wirkte wie eine schlechte Mischung von Edward Norton und Orlando Bloom und wies nur eine entfernte Ähnlichkeit mit Sean auf.
    Vielleicht sah Sean so aus, wenn man genug Flunies und Alkohol intus hatte. Keine Ahnung. Der einzige Aspekt an der Skizze, der ihn genau traf, war ein kaltes, etwas schiefes, höhnisches Grinsen. Die Miene hatte ich im Laufe der Jahre schon zu oft gesehen, seit dem Tag damals, an dem er Stephanies Kopf in Brand gesteckt hatte.
    In dem Artikel stand geschrieben:
    Versuchte Entführung einer jungen Frau aus San Francisco: Eine junge Frau entkam gestern Nacht nur knapp einem Entführungsversuch im Bezirk Tenderloin, als sie nach einem Abend mit Freunden von einer örtlichen Bar zu Fuß nach Hause ging. Ein Mann versuchte, die junge Frau in seinen Wagen zu zerren, während sie an der Straßenecke stand und auf Grün wartete. Die Polizei verteilt dieses Phantombild des Verdächtigen, bei dem es sich vermutlich um einen weißen Mann zwischen fünfundzwanzig und vierzig handelt …
    Wie schon gesagt, es sind immer weiße Kerle zwischen fünfundzwanzig und vierzig. Außer es handelt sich um wahllose Schüsse aus einem vorbeifahrenden Auto in Oakland.
    In dem Artikel wurde weiter diskutiert, dass junge
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