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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben
Autoren: A Choi
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Zuhälter auf den diensthabenden Polizisten zugehen und sagen: »Hey, Mann, meine Hure hat sich nicht an ihrer Ecke blicken lassen«, oder: »Hey, mir ist eine Hure abhanden gekommen«. Doch letztlich resultierten ihre Besuche dennoch in zu vielen Berichten, die abgelegt werden mussten. Zu viel Papierkram. Folglich verdoppelte die Polizei die Zahl der Streifenwagen in Tenderloin, sodass es nun zwei waren.
    »Vielleicht ist es ihnen zu kalt geworden, und sie sind nach L. A. ausgewandert.«
    »Diese Miniröcke sind wirklich nicht sonderlich warm.«
    »Gesprungene Lippen sind echt ärgerlich. Oben und unten.«
    So stellte ich mir die Witzeleien vor, die in den Streifenwagen ausgetauscht wurden.
    Als sich die Sache herumsprach, blieb Sean öfter zu Hause. Das Risiko aufzufliegen zwang ihn, eine Pause einzulegen. Stattdessen lud er mich zum Abendessen und auf ein paar Drinks zu sich nach Hause ein, doch mit den Gedanken war er woanders.
    Keine Federboa. Kein unbeschwertes Geplänkel. Kein Spaß.
    »Geh und verprügel das Baby, wenn ich dich langweile, Fi.«
    Selbst das große Punchingsack-Baby hing reglos und unbelästigt da, während sich in Seans Innerem Gewitterstürme zusammenbrauten.
    Er ging vor dem Fernseher auf und ab, den Drink in der Hand. Ich saß auf dem Sofa und beobachtete ihn. Wie ein Tier im Käfig, das vor Langeweile allmählich den Verstand verlor, biss er auf seiner Unterlippe herum und rieb sich das Kinn. Er gab sich redlich Mühe, den Hartholzboden abzunutzen. Bis er es nicht mehr länger aushielt.
    »Fi, geh nach Hause. Ich muss mich ans Werk machen.«
    Also ging ich nach Hause.
    Stell dich nie zwischen einen Mann und sein Werk. Leute-Kultur.

KAPITEL 24
    Peters Fall brachte es nie bis vor Gericht. Draußen auf Kaution erhängte er sich eines Nachts im Badezimmer, nachdem seine Eltern zu Bett gegangen waren. Sie fanden seine Leiche am nächsten Morgen.
    »Wir gehen nicht auf seine Beerdigung«, erklärte mein Vater. »Tante Lydia geht nicht hin. Also müssen wir nicht.«
    »Überrascht mich nicht, Dad. Er hat Katie umgebracht.«
    Die Polizei deutete Peters Selbstmord als Schuldeingeständnis. Peters Eltern deuteten es als Zeichen seiner Unschuld – eine Verzweiflungstat, um den endlosen Anschuldigungen zu entkommen. Leider ging der Schuss nach hinten los, wenn das sein wahrer Beweggrund gewesen sein sollte. Die meisten Leute deuteten seinen Tod auf die gleiche Weise wie die Polizei.
    Peter hätte einen Abschiedsbrief hinterlassen sollen. Doch das tat er nicht.
    »Er ertrug einfach die Aussicht auf die Zeit im Gefängnis nicht, Fi«, sagte Sean.
    »Das nehme ich ihm auch nicht übel. Kein spaßiger Bestimmungsort.«
    »Nö. Nichts mehr von wegen Armani oder Bellinis.«
    »Nein.«
    »Und der ganze Arschsex, den man nie wollte. Denk bloß mal an die ganze Action, die Petey nun verpasst.«
    Die Mord-Selbstmord-Geschichte bestärkte meinen Vater in dem Beschluss, mich nicht mehr zu einer Heirat zu drängen. Danke, Peter.
    Ich hoffte, dass Peters Selbstmord Sean dazu bewegen könnte, seine Nachtarbeit an den Nagel zu hängen. Dem war nicht so. Ich fragte mich, was er tun würde, falls er je gefasst werden sollte.
    »Wenn du Peter gewesen wärst, hättest du dich dann umgebracht?«, fragte ich.
    »Niemals.«
    Sean nahm einen Schluck von seinem Bier, klemmte den Arm hinter den Kopf und starrte weiter auf den Fernseher. Wir sahen uns South Park -Folgen auf DVD an, knabberten Nachos und tranken Bier. Es war noch früh am Abend.
    »Du wärst vor Gericht gegangen, Sean?«
    »Und davongekommen.«
    »Bei Bundy oder Unterweger hat es nicht funktioniert, weißt du?«
    »Loser.«
    Nein, das waren sie nicht. Sie gehörten zur Elite psychopathischer Serienmörder. Und ihr Charme ließ sie dennoch vor Gericht im Stich.
    Seans Arroganz bereitete mir Unbehagen. Am liebsten hätte ich ihm davon abgeraten, seine nächtlichen Aktivitäten zu steigern, doch ich wusste, dass es zwecklos wäre. Er war so richtig in Fahrt. Das wusste er. Das wusste ich. Selbst wenn wir beide wussten, dass es nicht ewig währen konnte.
    »Okay, zehn Uhr, Fi. Ab nach Hause mit dir.«
    »Und du?«
    »Ich bin ein großer Junge, Fi. Geht dich nichts an.«
    Wenigstens ließ Sean es mich auf nette Art und Weise wissen. Jedes Mal wenn ich meiner Großmutter eine Frage stellte, die ich nicht stellen sollte, gab sie zurück: »Und wie viele Schamhaare hast du da unten?« Es war ihre Art zu sagen: »Geht dich nichts an.« Gott segne sie.
    Jeden Abend
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