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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel
Autoren: Petros Markaris
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nicht nur das: Keiner aus ihrem Bekanntenkreis wußte, daß sie eine Tochter hatte. Während meiner Suche verwandelte sich der trotzige Wunsch allmählich in eine leidenschaftliche fixe Idee. Ich wollte mein Kind sehen.«
    Wie sollte sie es ihm auch zeigen, wenn sie es doch der Antonakaki überlassen hatte?
    »Eines Tages kommt sie auf mich zu und sagt, daß sie es mir zeigen würde, wenn ich ihr einen Gefallen täte. Sie wollte, daß ich ihr alle Berichte weitergebe, die in unsere Dienststelle gelangten und mit, Kinderhandel zu tun hatten.«
    »Und du hast sie ihr beschafft.«
    »Ich habe sie ihr weitergereicht, weil ich nicht glaubte, damit großen Schaden anzurichten. Alle Journalisten nehmen ihre Informationen von irgendwoher. Doch als ich wieder von dem Kind anfing, ließ sie mich schmoren.«
    »Deswegen hast du begonnen, ihr Drohbriefe zu schreiben?«
    »Ja.«
    »Und warum hast du mit ›N‹ unterzeichnet?«
    »Nassos. So nannte sie mich. Thanassis paßte ihr nicht, und so nannte sie mich Nassos.«
    Üblicherweise liegt die Lösung immer genau vor deiner Nase, doch du bist mit Blindheit geschlagen.
    »Bis sie eines Tages einen weiteren Gefallen von mir verlangte. Sie wollte herauskriegen, wann Pylarinos’ Kühlwagen die Grenze passierten und welcher Zollbeamte sie kontrollierte.«
    Er war es also gewesen, der nachfragte und Chourdakis in Angst und Schrecken versetzte. »Und hast du es herausbekommen?«
    »Alles. Die Namen der Fernfahrer, Chourdakis’ Namen. Alles habe ich in Erfahrung gebracht und ihr weitergegeben.« Er stöhnt auf und hebt den Blick. »Von diesem Zeitpunkt an ging’s mit mir bergab«, sagt er.
    »Warum?«
    »Weil die Dourou auf mich zu kam.«
    »Die Dourou?«
    »Die Dourou, jawohl. Sie rief mich zu Hause an. Sie sagte, wir sollten uns treffen, und sie schlug mir eine Zusammenarbeit vor.«
    »Woher hatte sie denn deine Telefonnummer?«
    Er lächelt. »Komm schon, so schwierig ist das nicht. Chourdakis kannte meinen Namen nicht. Ich habe ihn nie angegeben, als ich beim Zoll nachforschte. Wer bleibt sonst noch übrig?«
    »Die Karajorgi.« Ich spreche es trotz aller Unglaubwürdigkeit aus.
    »Du hast’s erfaßt. Sie hat es mir gegenüber zwar niemals zugegeben, doch wer könnte es sonst gewesen sein? Sie hielt mich einerseits durch meine Tochter an der Kandare. Sie wollte mir die Hände jedoch vollkommen binden, damit ich ihr nicht mehr entwischte. Sie inszenierte einen anonymen Telefonanruf bei der Dourou und erzählte ihr, wer nach Chourdakis suchte.«
    »Warum bist du auf die Zusammenarbeit mit der Dourou eingegangen, wenn dir doch klar war, was sie vorhatte?«
    »Ich erklärte Janna, daß ich die Sache satt hatte, daß ich aussteigen würde. Doch sie hatte den Teufel im Leib. Sie fand immer einen Weg, mich rumzukriegen. Sie meinte, ich solle so tun, als ließe ich mich auf das Spiel ein, dabei Hinweise sammeln und an sie weiterleiten. Nach Beendigung ihrer Nachforschungen würde sie verkünden, daß sie den Fall dank meiner Mithilfe aufgeklärt hätte, und mich dadurch berühmt machen. Dann könnte ich auch meine Tochter kennenlernen, denn die Kleine sei etwas Besonderes, und sie könne ihr nicht plötzlich sagen, daß ihr Vater ein stinknormaler Bulle sei.«
    Weshalb hatte die Dourou mir bis jetzt nicht offenbart, daß sie Thanassis kannte? Augenscheinlich, weil sie ihre Schuld noch immer leugnen und ein As im Ärmel behalten wollte. Sie plante, die Bombe platzenzulassen, sobald sie keinen weiteren Ausweg mehr wüßte.
    »Ich ging darauf ein, aber unter einer Bedingung. Daß sie, bevor sie damit auf Sendung ging, euch die Hinweise übergeben sollte, damit ihr gleichzeitig Festnahmen durchführen könntet. Sie stimmte zu, und wir trieben den Plan voran. Was ich an Informationen sammelte, gab ich an die Dourou weiter. Immer wenn Kinder zur Übergabe bereit waren, sorgte ich dafür, daß ich in der Gegend zu tun hatte, um jeden zufällig auftauchenden Streifenwagen abzulenken. Gleichzeitig hielt ich Janna auf dem laufenden. Als ich Shehi beim Verhör sah, erkannte ich ihn sofort wieder. Ich hatte ihn beobachtet, wie er mit dem Lastwagen kam, um die Kinderladung abzuliefern. Ich setzte sie davon in Kenntnis, daß wir ihn festhielten. Und als er sein Geständnis unterschrieb, zahlte ich ihm zweihunderttausend Drachmen aus. Ich erklärte ihm, daß es sich um einen Vorschuß handelte und er das Fünffache einstreichen würde, wenn er den Mund hielt. Der Albaner, die doofe Nuß, glaubte es,
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