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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen
Autoren: Elizabeth Moon
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Finesse der Wortwahl auch zustande, falls sie darüber nachdachte und Zeit investierte; für Liam Livadhi und die anderen, die in Flottenfamilien hineingeboren waren, schien sie so natürlich zu sein wie das Atmen.
     
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Kapitel zwei
    Industriepark Harborview, Castle Rock
     
    Das Konferenzzimmer war gefegt und ausgeschmückt worden, und man hatte sichergestellt, dass es frei war von den
    Sicherheitsdämonen, deren neugierige Augen und Ohren und geschäftige Zungen hier einen Festtag gehabt hätten. Draußen, zwei Büroräume weiter entfernt, kümmerte sich eine tüchtige Empfangsdame um eingehende Anrufe; die übrigen Mitarbeiter waren mit diversen Projekten befasst, die man ihnen aufgetragen hatte. Die drei Partner, die Special Materials Analysis
    Consulting gegründet hatten, standen dem heutigen Anlass mehr wie Geschäftsrivalen als wie alte Freunde gegenüber. Arhos Asperson, klein, kompakt, dunkelhaarig, beugte sich vor und lehnte sich mit den Ellbogen auf den Tisch, als Gori Lansamir die Ergebnisse der heimlichen Forschungen vortrug. Ihm
    gegenüber hatte sich Losa Aguilar auf ihrem Stuhl
    zurückgelehnt und widersetzte sich ihm mit Bedacht sowohl in Gestik wie Einstellung. Die lässige Haltung stand ihr nicht; ihre schmale Gestalt barg eine Energie, die sich gewöhnlich auch in Aktivität ausdrückte.
    »Du hattest Recht, Arhos. Hausinternen Berechnungen in
    Calmorrie zufolge wird die Nachfrage steil ansteigen, besonders für Wiederholungsmaßnahmen in solchen Fällen, wo beim
    letzten Durchgang Medikamente zweifelhafter Herkunft zum Einsatz kamen.« Gori runzelte die Stirn, ein ungewöhnlicher 31
    Ausdruck für sein sonst so liebenswürdiges Gesicht. Arhos nickte.
    »Mit anderen Worten: Die Preisschwankung für erstmalige
    Verjüngungen, wie wir sie vergangene Woche erlebten, war keine nachhaltige Entwicklung.«
    »Nein.« Gori zeigte auf die Einzelheiten im abgebildeten Diagramm. »Seit dem Rücktritt des Königs redet man ständig über Panscherei bei den Komponenten. Die Erschütterungen, die wir in der Morreline-Familienholding erleben, sind für mich ein Hinweis darauf, dass die Sache womöglich noch größere
    Ausmaße hat, als in den bislang erhobenen Klagen angedeutet.«
    »Ich schätze, wir sollten froh darüber sein, dass wir letztes Jahr noch nicht fertig geworden sind«, warf Losa ein. Arhos sah sie an; hatte in ihrem Ton wirklich eine Spur Selbstgefälligkeit mitgeschwungen? Wahrscheinlich. Losa betrachtete es als
    selbstverständlich, Recht zu haben. Normalerweise machte ihm das nichts aus, aber wenn sie mit ihm nicht übereinstimmte, tat diese durch Mark und Bein gehende Selbstsicherheit gewiss weh.
    »Was nicht unser Verdienst ist, da wir letztes Jahr noch nicht die nötigen Mittel aufbringen konnten – und wohl auch nicht in diesem, betrachtet man den Preisanstieg. Ich schätze, wir könnten vielleicht bei einem von uns den Vorgang zum
    Abschluss bringen …« Arhos sah seine Partner an. Gori machte vielleicht mit, aber Losa auf keinen Fall. Er täte es ebenfalls nicht, sofern er nicht derjenige wäre, der die Verjüngung erfuhr.
    »Nein«, erwiderte Losa rasch, ehe Gori antworten konnte.
    »Aus denselben Gründen, warum wir auch vergangenes Jahr
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    nicht die Mittel zusammengelegt haben, um wenigstens einen von uns zu verjüngen.«
    »Du brauchst dein Misstrauen nicht so deutlich zu zeigen«, murmelte Arhos. »Ich wollte es gar nicht vorschlagen – sondern nur darauf hinweisen, dass wir es uns auch im laufenden Jahr nur bei einem von uns leisten könnten. Wir haben fünf Jahre gebraucht, um so viel zu sparen – und jetzt, wo man erwartet, dass die Preise steil ansteigen …«
    »Wir brauchen mehr Verträge«, sagte Gori. »Bei all dem, was derzeit bei der Flotte passiert, können wir doch sicherlich eine Marktnische finden?«
    »Wir müssten sogar einen Vorteil haben«, fand Losa. »Wir dürften im Gegensatz zu den großen Lieferanten und
    Beratungsfirmen nicht unter Verdacht stehen.«
    »Das könnte hilfreich sein.« Arhos hegte jedoch Zweifel.
    Irgendwie schienen die guten alten Unternehmen immer ein Versteck zu finden, selbst wenn die Hexenjäger ausgeschwärmt waren. »Wir leisten gute Arbeit; wir konnten die Flottenverträge über Misiani abschließen … falls überhaupt jemand zu einem solchen Zeitpunkt die Sub-Subunternehmer zur Kenntnis
    nimmt.«
    »Ist es das, was dir Sorgen macht? Dass wir nicht auffällig genug sind?«
    »In gewisser Hinsicht. Die Sache ist die: Sie
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