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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen
Autoren: Elizabeth Moon
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Dabei ging es vor allem darum, wo man war, wann man ankommen würde und wie lange es dauern würde, bis das Gericht zusammentrat. Wer auf der Richterbank sitzen, wer die Beschuldigten vertreten und wie viel
    Schwierigkeiten ihnen das Ganze in Zukunft noch bereiten würde.
    »Nicht so viel, wie wir unter Kommandantin Hearne gehabt hätten, wäre sie mit der Sache durchgekommen«, hörte sich Esmay sagen. Sie hatte gar nicht vorgehabt, etwas zu sagen, aber sie wusste, dass sie als Einzige vor Gericht wirklich in Gefahr schwebte. Und hier schwatzten die anderen drauflos, als ginge es um nichts weiter als einen nachteiligen Eintrag, der 27
    womöglich verhinderte, dass sie schneller befördert wurden als die übrige Gruppe.
    Sie starrten sie an. »Was meinst du damit?«, wollte Liam Livadhi wissen. »Hearne wäre nie damit durchgekommen.
    Nicht, solange sie das Schiff nicht schnurstracks hinüber in die Benignität führte …« Er brach ab und wurde auf einmal bleich.
    »Genau«, sagte Esmay. »Sie hätte das tun können, hätten
    Dovir und die übrigen Loyalisten sie nicht aufgehalten. Und wir könnten jetzt alle Gefangene der Benignität sein.« Tot oder Schlimmeres. Die anderen sahen Esmay an, als wäre ihr auf einmal ein kompletter Gefechtsanzug gewachsen, bestückt mit Waffen. »Oder sie hätte der Flotte erzählen können, Heris Serrano wäre die Verräterin, die Beschuldigungen wären falsch, und sie wäre geflohen, um Schiff und Besatzung vor einer Verrückten zu retten. Sie konnte sich ja ausrechnen, dass niemand in der Lage war, mit nur zwei Kriegsschiffen eine Sturmgruppe der Benignität zu schlagen.« Und selbst Heris Serrano hatte das nicht geschafft; Esmay hatte die Gefahr noch in dem Augenblick erkannt, als sie ihr ein Ende bereitete. Ohne ihren entscheidenden Eingriff in die Schlacht wäre Serrano untergegangen, und mit ihr alle Zeugen von Hearnes Verrat.
    Peli und Liam blickten Esmay mit größerem Respekt an, als sie ihr bislang entgegengebracht hatten, selbst in der Schlacht.
    »An all das habe ich noch gar nicht gedacht«, gestand Peli. »Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass Hearne mit allem hätte durchkommen können … Aber du hast Recht. Wir hätten es
    vielleicht nicht mal bemerkt – nur die Leute auf der Brücke hörten Kommandantin Serranos Forderung. Wäre nur ein
    weiterer Brückenoffizier Agent der Benignität gewesen …«
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    »Wären wir jetzt tot.« Liam zerzauste sich das livadhi-rote Haar. »Autsch! Mir gefällt der Gedanke nicht, dass ich auf diese Weise hätte verschwinden können.«
    Arphan schnitt ein finsteres Gesicht. »Sicherlich hätte man Lösegeld für uns gezahlt. Ich weiß, dass meine Familie … «
    »Kaufleute!«, sagte Liam in einem Tonfall, als wäre das Wort mit »Verräter« verwandt. »Ich vermute, deine Familie macht Geschäfte mit ihnen, hm?«
    Arphan sprang mit flammendem Blick auf. »Ich habe es nicht nötig, mich von Leuten wie dir beleidigen zu lassen …«
    »Die Wahrheit ist, dass du es sehr wohl nötig hast«, sagte Liam und lehnte sich zurück. »Ich bin ranghöher als du, du durch Geschäfte gezeugtes Kleinkind. Du bist nach wie vor nur ein Ensign, für den Fall, dass du es noch nicht bemerkt hast.«
    »Kein Streit!«, verlangte Esmay. »Livadhi, er konnte sich seine Familie nicht aussuchen. Arphan, Livadhi ist dein
    Vorgesetzter; erweise ihm Respekt.«
    »Huuh«, brummte Peli. »Die Exkommandantin erinnert sich
    an das Gefühl der Befehlsgewalt.« Sein Tonfall verriet jedoch mehr Bewunderung als Spott. Esmay schaffte es sogar, ihm ein Lächeln zu schenken.
    »Das tue ich tatsächlich. Und euch Junioren daran zu hindern, dass ihr euch gegenseitig die Uniformen ruiniert, ist einfacher, als eine Schlacht auszutragen. Sollen wir es dabei belassen?«
    Gesichter, die im Ausdruck von Überraschung bis Zufriedenheit reichten, erwiderten ihren Blick; sie lächelte weiter, und schließlich erwiderten alle das Lächeln.
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    »Sicher, Esmay«, sagte Livadhi. »Es tut mir Leid, Arphan –
    ich hätte nicht den jetzigen Zeitpunkt, falls überhaupt einen, dafür aussuchen dürfen, über deine Familie zu schimpfen.
    Lieutenant Suiza hat Recht. Freunde?« Er streckte die Hand aus.
    Arphan, der immer noch ein finsteres Gesicht machte, schüttelte sie schließlich und brummte irgendwas davon, es täte ihm Leid.
    Esmay entging nicht, dass Livadhis Wortwahl sie als Freund beanspruchte und gleichzeitig Arphan gegenüber ihre
    Befehlsgewalt betonte. Sie brachte solche
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