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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus
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die Hütte hier überlassen«, bemerkte sie.
    »Ich dachte, du hättest aufgegeben«, konterte er.
    »Dämonen geben niemals auf, es sei denn, sie wollen es tun. Komm schon, ich will diesen prima Schuppen hier wirklich haben. Können wir nicht ins Geschäft kommen?«
    »Nein.« Doch dann überkam ihn seine törichte Neugier. »Warum bestehst du nur auf diesem Ort, anstatt dich einfach in einen Vogel zu verwandeln und auf einem Ast zu wohnen?«
    »Dieser Ort ist abgeschieden und bequem, und andere Wesen wissen nichts davon. Wir Dämonen müssen den größten Teil unserer Zeit im feststofflichen Zustand verbringen, und das geht am leichtesten, während wir schlafen; daher ist ein guter, abgelegener Ort für uns wertvoll.«
    »Ich dachte immer, Dämonen brauchten nicht zu schlafen.«
    »Wir brauchen auch keinen Schlaf, Sterblicher. Aber wir können schlafen, wenn wir wollen. Und das tun wir oft. Das hier ist eine perfekte Schlafstätte, daher will ich sie auch haben.«
    »Nun, ich will sie dir nicht geben.«
    Sie schürzte die Lippen zu einem Schmollen. »Esk, ich versuche, die Sache auf gütliche Weise zu regeln. Das kostet mich einige Anstrengung. Was, wenn ich dir zu zwei großartigen Erlebnissen verhelfe?«
    »Zwei?«
    »Sex und Tod.«
    »Du hast schon versucht, mich umzubringen!«
    »Ich meine es andersherum. Du darfst mich töten, nachdem du mich genossen hast.«
    »Dämonen kann man nicht töten.« Doch auf schuldbewusste Weise war er fasziniert.
    »Wir können zwar nicht sterben, aber wir können außerordentlich realistische Nachahmungen des Sterbens vollführen. Du darfst mich würgen, dann keuche ich und laufe rot an, und meine Augäpfel werden weit hervortreten, ich werde mich wehren und immer schwächer werden, bis ich schließlich zusammensacke und aufhöre zu atmen und mein Körper kalt wird. Das wird genauso sein, als würdest du eine lebende Frau erwürgen.«
    »Bäh«, sagte Esk angewidert.
    »Na schön, was willst du denn haben? Ein drittes sagenhaftes Erlebnis? Nenne mir einfach deinen blöden Preis.«
    Er fühlte sich stark versucht, nach dem dritten Erlebnis zu fragen, gelangte aber zu dem Schluss, dass es ihm wahrscheinlich kein bisschen besser gefallen würde als das zweite. »Nein.«
    »Ich gewähre dir das erste sogar umsonst«, sagte sie. »Nur damit du mein Angebot wirklich schätzen lernen kannst. Ich nehme jede beliebige Gestalt an, die du wünschst, einfach, um es interessant zu machen. Gibt es irgendein sterbliches Mädchen, mit dem du schon immer gerne mal…«
    »Nein!« rief er.
    »Hör mal, das verpflichtet dich doch zu nichts! Ich will dir einfach nur meinen guten Willen dämonstrieren! Ich möchte diese Schlafstätte hier wirklich haben, ohne dass man mich ständig stört. Ich weiß ungeheuer viel, was du nicht einmal in einem Jahr alles lernen könntest, von einem Tag ganz zu schweigen, und…«
    »Nein!«
    »Nun hab dich doch nicht so!« Sie atmete ein, wodurch sich ihre Brüste prachtvoll hoben, und beugte sich zu ihm.
    »Ich habe dreimal nein gesagt«, warf Esk störrisch ein, »warum hörst du dann nicht auf?«
    »Weil ich nichts tue, ich überrede nur«, meinte sie. »Und du möchtest überredet werden, nicht wahr, Esk?«
    Er befürchtete, dass alles, was er jetzt sagen könnte, nur eine Lüge sein würde. Er rannte aus dem Versteck, schämte sich vor sich selbst. Er musste die Dämonin loswerden, bevor es ihr gelang, ihn zu verderben!
    Diesmal blieb er volle zehn Tage weg. Doch ohne sein Versteck fühlte er sich elend und leer, er erkannte zudem, dass er tatsächlich im Begriff stand, es ihr kampflos zu überlassen. Er musste hingehen und sie so lange belästigen, bis sie verschwand.
    Also nahm er seinen Mut zusammen und begab sich zum Bierfassbaum. Dort war alles ruhig, innen wie außen, doch er wusste bereits, dass dies kein sicherer Beweis für ihre Abwesenheit war. Er setzte sich auf die Kissen, schüttelte die Decke aus, aß ein Stück Käse, warf alle gefärbten Steine auf den Boden und piekste auf alles ein, was ihm nur einfiel. Doch nichts reagierte. Ob sie diesmal vielleicht wirklich gegangen war? Oder hielt sie sich nur bedeckt, wartete ab, bis er sich entspannte, um ihn schließlich mit irgendeinem neuen Angebot zu erschrecken? Wie vielen solcher Angebote würde er noch widerstehen können, bevor er der Versuchung schließlich nachgab? Wie vielen wollte er denn widerstehen?
    Schon jetzt begann sie ihn zu korrumpieren, und dabei strengte sie sich nicht einmal
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