Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Helden-Maus

Titel: Helden-Maus
Autoren:
Vom Netzwerk:
sah leicht empört aus.
    »Nein«, wiederholte er. »Ich protestiere.«
    Sie überlegte. »Nun, vielleicht auch nicht. Ich schätze, es wäre wahrscheinlich sinnlos, dich umzubringen; deine Leiche würde mit ihrem Gestank hier nur die Gegend verpesten, und ich habe keine Lust, sie so weit fortzuschleppen, bis der Geruch nicht mehr hier herzieht.« Der Strick löste sich in Dampf auf und verdichtete sich um ihre Arme; es war offensichtlich, dass er Teil ihrer Körpersubstanz war.
    »Nun, ich werde dich jedenfalls hier rausschmeißen!« erwiderte Esk, dessen Ogernatur noch immer in Kraft war.
    »Das möchte ich sehen, wie du das versuchst, Mundanierfratze.«
    Mundanierfratze! Ihre Beleidigungen wurden immer unverschämter. Das hielt den Oger in ihm auf Trab. »Ich werde es versuchen!«
    Sofort packte er sie um die Hüfte und riss sie von den Beinen. Dann hielt er inne. Ihr Körper war humanoid und nackt und üppig und schmiegte sich ziemlich an seinen. Zuvor hatten ihre Worte und ihr Tun ihn abgelenkt, doch nun bemerkte er ihre Figur. Das war eine neuartige Erfahrung.
    »Na ja«, sagte sie lächelnd. »Ich wusste ja nicht, dass du freundlich sein wolltest. Lass mich dich eben mal ausziehen…« Er ließ sie fallen. »Hau einfach nur ab!« rief er.
    »Vergiss es, Junior. Ich habe diesen Platz hier gefunden, und er gehört mir.«
    »Ich habe ihn gemacht, deshalb gehört er mir!« konterte er.
    Sie hob eine Augenbraue. »Du hast einen Bierfassbaum gemacht?«
    »Na ja, das zwar nicht, aber ich habe ihn hergerichtet, nachdem er seinen Geist aufgegeben hatte. Das kommt der Sache schon nahe genug.«
    »Schön, mir gefällt er, aber du gefällst mir nicht, deshalb muss ich dich jetzt auch loswerden.«
    »Nein.«
    Sie hielt inne und musterte ihn eindringlich. »Ah, das ist also deine Magie, nicht wahr? Wenn du ›Nein‹ sagst, dann bringst du andere dazu, nicht zu tun, was sie vorhaben. Deshalb überlege ich es mir auch wider besseren Wissens immer anders.«
    »Ja.« Sein Talent war zwar nicht gerade von Magierkaliber, doch leistete es ihm gute Dienste, wenn er es brauchte.
    »Dann sollte ich wohl besser keine Drohungen mehr ausstoßen, weil du dann einfach nur mit Nein kontern wirst«, fuhr sie fort. »Aber ich wette, dass es nicht alles abdeckt. Du kannst nicht zu allem nein sagen, was ich versuchen könnte, um dich rauszuwerfen, du kannst es nur zu den einzelnen Dingen sagen, während ich sie versuche.«
    »Ja.« Sie kapierte die Sache mit beunruhigender Schnelligkeit. Offensichtlich gab es keinen Oger unter ihren Vorfahren.
    »Daher muss ich eine Möglichkeit finden, wie ich dich dazu bekomme, freiwillig zu gehen«, fuhr sie fort. »Ich kann dir nicht direkt weh tun, aber du kannst mir auch nicht weh tun, also steht es unentschieden. Vorläufig.«
    »Warum bist du hier?« fragte er klagend.
    »Weil es dort, wo ich herkomme, langsam zu ungemütlich wird«, erwiderte sie. »Wegen der Summer, weißt du.«
    »Wegen der was?«
    »Egal. Im allgemeinen können die Sterblichen sie ohnehin nicht hören. Aber Dämonen treiben sie in den Wahnsinn. In letzter Zeit sind sie richtig schlimm geworden, dort unten im Tal der Wühlmäuse, trotz allem, was wir unternommen haben, um sie auszumerzen. Deshalb habe ich genug davon. Deshalb bin ich an einen Ort umgezogen, wo ich es mir nach meiner Manier gemütlich machen kann.«
    »Aber du versuchst gerade, den Ort zu besetzen, wo ich es mir nach meiner Manier gemütlich machen will«, protestierte er.
    »Kotz doch.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist ein mundanischer Ausdruck. Er bedeutet: ›Was willst du schon dagegen unternehmen, Stinknase?‹«
    »Das verstehe ich nicht. Weshalb soll ich denn dann kotzen?«
    Sie lachte, und ihr ganzer Torso bebte dabei. »Ich schätze, wir beide stecken wohl hier fest, Junior. Vielleicht sollten wir das Beste daraus machen. Möglicherweise werden wir uns irgendwann sogar mögen, obwohl das vielleicht ein bisschen viel verlangt wäre. Komm schon, ich werde dich in die Geheimnisse des dämonischen Sex einweihen.« Sie trat auf ihn zu.
    »Nein!« rief er.
    Sie blieb stehen. »Schon wieder deine Magie! Ich wollte dir gar nicht weh tun, weißt du, diesmal nicht. Ich kann sehr liebevoll sein, wenn ich so tue als ob. Lass es mich dir dämonstrieren.«
    »Nein.« Jetzt fürchtete er sich vor ihr, auf andere Weise als vorher, und er schämte sich für seine Furcht. Nicht, dass er glaubte, sie suche nur einen Vorwand, um an ihn heranzukommen und ihn dann zu erwürgen;
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher