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Held zum Verlieben

Held zum Verlieben

Titel: Held zum Verlieben
Autoren: S Sala
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herumzulaufen und im Sandkasten nachzusehen, aber Rachel war wie vom Erdboden verschluckt. Jetzt war Charlie ernsthaft beunruhigt. Sie drehte sich suchend um und ließ den Blick über die Weide gleiten. Everett Tuckers schwarzer Stier hatte sich schon wieder auf ihre Weide verirrt. Und das nicht zum ersten Mal. Wade hatte deswegen schon heftigste Auseinandersetzungen mit dem Nachbarn gehabt, der sich vehement weigerte, seinen Zaun zu reparieren. Sekundenlang musterte sie den Stier. Etwas an seiner Haltung irritierte sie. Er stand da mit lauernd erhobenem Kopf, starr, der ganze massige Körper schien angespannt, wie bei einem Tier, das gerade einen Eindringling in seinem Revier entdeckt hat. Charlie folgte dem starren Blick des Tiers.
    „Oh Gott, bitte, nein“, stöhnte sie entsetzt und raste los, gerade, als der Stier sich wütend in Bewegung setzte.
    Einige Feldblumen in der kleinen Faust tapste Rachel fröhlich durch das Gras. Charlie rannte, wie sie noch nie im Leben gerannt war, sprang wie schwerelos über den Zaun und schrie verzweifelt Rachels Namen.
    Sie sah nur noch den Lockenschopf der Kleinen. Da ertönte das gereizte Brüllen des Stiers. Charlie schrie so laut sie konnte, um den Stier von der Kleinen abzulenken. Vergebens. Ihr wurde bewusst, dass gleich ein entsetzliches Unglück passieren würde. Sie rannte um das Leben ihres Kindes.
    Da raste plötzlich wie aus dem Nichts ein schwarzer Jeep herbei, schien förmlich über die Weide zu fliegen. Und in diesem Augenblick knickte Charlie um und stürzte zu Boden. Erde drang ihr in die Augen, ihr Bein schmerzte höllisch. Sie starrte voller Angst in die Richtung ihrer Tochter. Verschwommen sah sie, wie der Jeep knapp einen halben Meter von Rachel entfernt anhielt, die Tür geöffnet wurde, ein Mann sich herausbeugte und die Kleine in das Auto riss und die Tür schloss, nur Sekunden, bevor der Stier mit Getöse auf den Jeep prallte.
    Jack war wie betäubt. Der Adrenalinschub, der ihn bis zu diesem Moment angetrieben hatte, verebbte und er fühlte sich schwach und zittrig. Der Stier attackierte den Kühler des Jeeps mit aller Macht und eine Dampfwolke zischte unter der Haube hervor. Aber das war Jack gleichgültig. Das Kind war in Sicherheit, was mit dem Wagen war, war letzten Endes völlig unwichtig.
    Besorgt tastete er den kleinen Körper ab, um sich zu vergewissern, dass die Kleine tatsächlich unverletzt war.
    Der Stier hatte sich noch nicht beruhigt. Gereizt stampfte und scharrte er. Nervös sah Jack zu der jungen Frau hin, die auf dem Boden kniete, und hoffte inständig, dass der Stier sie nicht entdecken würde und dass sein Jeep noch fahrtüchtig war.
    „Na schön, Baby, lass uns deine Mummy einsammeln.“
    „Mummy“, plapperte die Kleine und deutete mit dem zerrupften Blumenstrauß in Richtung ihrer Mutter.
    Der Jeep spie zwar Dampfwolken, aber er fuhr an und ruckelte hinüber zu der jungen Frau. Mit Glück würde der Stier noch ein paar Momente bleiben, wo er war.
    Charlie wagte kaum zu atmen aus lauter Angst, dass der Stier auf sie aufmerksam würde.
    „Ganz ruhig, Lady“, ertönte plötzlich eine tiefe Stimme neben ihr. „Vorsichtig, ich helfe Ihnen.“
    Charlies Stimme war ganz zittrig. „Mein Baby …“
    „Es geht ihr gut“, versicherte ihr Jack. „Legen Sie die Arme um meinen Hals.“ Charlie tat instinktiv, wie ihr geheißen und ließ sich in den Wagen heben. Als sie dann auf den Beifahrersitz rutschte, stöhnte sie vor Schmerzen laut auf.
    „Mummy“, freute sich Rachel und krabbelte eifrig auf Charlies Schoß, ganz so, als ob das, was gerade geschehen war, völlig alltäglich sei.
    Dankbar schloss Charlie ihre Kleine in die Arme. Wenn der Fremde nicht gewesen wäre, hätte sie ihre Tochter verloren und wäre wahrscheinlich selbst auch umgekommen. Bei dem Gedanken stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    „Mummy weint?“ Verwundert berührte Rachel die Tränen, die Charlie über die Wangen liefen.
    „Ja, Schätzchen, Mummy weint. Du hast mir Angst gemacht.“
    „Hab dir Blumen gepflückt.“ Charlie nickte und lächelte zittrig.
    „Es ist vorbei, Lady, Sie sind gleich zu Hause“, versuchte Jack die aufgewühlte Frau zu beruhigen. Er hatte inzwischen das Haus am Ende der Weide hinter der Umzäunung entdeckt.

2. KAPITEL
    D as einstöckige weiße Wohnhaus war zwar alt, aber gepflegt. Um das Haus herum verlief eine überdachte Veranda und ein brauner Schornstein aus Mauersteinen erhob sich über der Nordseite des Daches. Jack
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