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Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)

Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)

Titel: Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
Autoren: Richard Castle
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EINS
     
    Nikki Heat grübelte über rote Ampeln nach und darüber, warum die Rotphasen immer so viel länger anzudauern schienen, wenn kaum Verkehr herrschte. Die, an der sie an der Kreuzung Amsterdam Avenue und Achtunddreißigste Straße wartete, schien ewig zu brauchen, um auf Grün umzuschalten. Detective Heat war zu ihrem ersten Einsatz an diesem Morgen unterwegs und hätte problemlos ihr Blaulicht einschalten können, um links abzubiegen. Doch das Verbrechen war längst begangen, der Gerichtsmediziner befand sich am Tatort, und die Leiche würde nirgendwo hingehen. Sie nutzte die Wartezeit, um den Deckel von ihrem Kaffee zu schieben, da sie feststellen wollte, ob dieser bereits Trinktemperatur erreicht hatte. Das billige weiße Plastik zerbrach, sodass sie schließlich die Hälfte des Deckels in der Hand hatte, während die andere Hälfte noch auf dem Pappbecher saß. Heat fluchte laut und warf die nutzlose Hälfte des Deckels auf die Fußmatte des Beifahrersitzes. Gerade als sie einen Schluck trinken wollte – sie benötigte dringend Koffein, um richtig wach zu werden –, hupte der Fahrer hinter ihr. Die Ampel war endlich auf Grün umgesprungen. Natürlich.
    Mit geübter Hand hielt Nikki den Becher so, dass der Kaffee nicht über den Rand auf ihre Finger schwappen würde, sobald sie abbog, und fuhr nach links auf die Achtunddreißigste Straße. Sie hatte das Steuer gerade wieder herumgedreht und das Café Lalo passiert, als direkt vor ihr ein Hund auf die Straße sprang. Heat trat ruckartig auf die Bremse. Kaffee ergoss sich auf ihren Schoß. Ihr ganzer Rock war voll, aber sie machte sich mehr Sorgen um den Hund.
    Glücklicherweise hatte sie ihn nicht erwischt. Sie hatte ihn nicht einmal erschreckt. Der Hund, ein kleiner Schäferhund- oder Huskymischling, stand verwegen direkt vor ihr auf der Straße. Er bewegte sich nicht, sondern starrte sie nur über seine Schulter hinweg an. Nikki lächelte ihn an und winkte. Er stand nach wie vor einfach nur da. Sein starrer Blick verunsicherte sie. Er war herausfordernd und aufdringlich. Die Augen unter der dunklen, leicht gerunzelten Stirn wirkten unheimlich und durchdringend. Nun, da sie das Tier genauer betrachtete, kam es ihr plötzlich seltsam vor. Als ob es gar kein Hund wäre. Er war zu klein für einen Schäferhund oder einen Husky, und die Farbe seines struppigen Fells war ein grau meliertes Braun. Die Schnauze war zu dünn und zu spitz. Sie ließ ihn eher wie einen Fuchs wirken. Nein.
    Es war ein Kojote.
    Derselbe ungeduldige Fahrer hinter ihr hupte erneut, und das Tier setzte sich in Bewegung. Es rannte jedoch nicht panisch davon, sondern trottete gemächlich von dannen und zeigte dabei wilde Eleganz, potenzielle Schnelligkeit und noch etwas anderes. Arroganz. Sie beobachtete, wie es die gegenüberliegende Bordsteinkante erreichte, wo es stehen blieb, noch einmal dreist zu ihr zurückschaute und schließlich Richtung Amsterdam Avenue davoneilte.
    Für Nikki war das eine beunruhigende Art, den Morgen zu beginnen: zuerst der Schreck, beinahe ein Tier überfahren zu haben, und dann dieser unheimliche Blick. Sie fuhr weiter, tupfte sich so gut es ging mit Servietten aus dem Handschuhfach ab und wünschte, sie hätte an diesem Morgen einen schwarzen Rock angezogen, anstatt sich für den khakifarbenen zu entscheiden.
    Es wurde nie leichter für Nikki Heat, sich eine Leiche anzusehen. Als sie hinter dem Steuer ihres Autos saß, das sie an der Ecke Sechsundachtzigste Straße und Broadway hinter dem Leichenwagen geparkt hatte und den Gerichtsmediziner bei der Arbeit beobachtete, dachte sie einmal mehr darüber nach, dass das vielleicht etwas Gutes war.
    Der Gerichtsmediziner hockte auf dem Bürgersteig vor der geteilten Ladenfassade eines Wäschegeschäfts und der neuesten Gourmet-Cupcake-Bäckerei. Wenn jemals etwas nicht zusammengepasst hatte, dann das. Sie konnte das Opfer, das er untersuchte, nicht sehen. Dank eines stadtweiten Müllabfuhrstreiks hatte sich ein hüfthoher Abfallberg gebildet, der in der Abflussrinne anfing und sich ein gutes Stück auf den Bürgersteig erstreckte, sodass er Heats Blick auf die Leiche blockierte. Selbst in der Kühle des Morgens konnte sie den zwei Tage alten Müll riechen, der langsam verrottete. Wenigstens bildete der Berg eine praktische Barriere, die die Gaffer zurückhielt. Am Ende des Blocks hatte sich bereits ein halbes Dutzend Frühaufsteher versammelt, und ebenso viele standen hinter dem gelben Absperrband an der Ecke in
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