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Heiter weiter

Heiter weiter

Titel: Heiter weiter
Autoren: Maria von Welser
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UNICEF ist für mich da ein guter Bereich. Auch die Universität. Oder das Freiwilligen-Forum, für das mein Mann tätig ist. In einer Gemeinschaft von Menschen, die in unserer Umgebung Nachbarschaftshilfe organisieren. Sie gehen für alte Menschen einkaufen, suchen bei Bedarf einen Heimplatz. Kommen mit Kuchen zum Kaffeetrinken und Reden oder machen Telefondienst für Rat- und Hilfesuchende.
    Aber es bleibt spannend: Was erwartet mich tatsächlich? Werde ich mich einfinden in einen neuen Rhythmus? Länger schlafen, länger frühstücken, später Zeitung lesen? Nicht mehr zwischen sechs und sieben Uhr am Morgen? Wird es mir etwas ausmachen, nicht mehr »dabei« zu sein? Auf den Einladungslisten der Events mit den roten Teppichen, wenn der Bürgermeister zum Matthiae-Mahl bittet? Sich in Berlin oder München die Branche trifft?
    Der erste Tag im dritten Leben geht zu Ende. Bisher habe ich unter der Woche nicht gekocht, ich war ja auch gar nicht da. Mein Mann hat sich selbst versorgt, wie er es so schön nennt. Aber jetzt jeden Tag mittags was Warmes? Auch das will neu organisiert werden, besprochen und geklärt. Nicht alles heute Abend. Nein – ein Spaziergang durch das Moor scheint mir der richtige Ausklang. Es ist Herbst. Die Heide blüht zum zweiten Mal. Das Laub leuchtet rot und braun in der Abendsonne. Einen warmen Platz mit einem weiten Blick, das hat sich Ernst Jünger
immer gewünscht für seinen Lebensabend. Im Wittmoor gibt es einen solchen Platz, eine Holzbank neben einer Birke, mit einem Hang, der sanft hinunter ins Moor gleitet. Gut zum Innehalten. Sich neu sortieren. Mitten in der Natur und nah bei sich selbst. Dann wird sich schon alles richten. Morgen, im dritten Leben.

KAPITEL 3
Ein Ehrenamt wäre schon was für mich – nur welches?
    Das mit dem Geld ist geklärt. Es wird reichen, auch wenn Sie keine großen Sprünge machen können. Das mit der neuen freien Zeit steht auf einem ganz anderen Blatt. Einem weißen, leeren. Vielleicht erst mal nur mit einem großen Fragezeichen darauf? »Wenn man nicht mehr arbeitet, wird man leicht unsichtbar«, sagt die Psychologin und Dekanin am Jacobs-Zentrum für lebenslanges Lernen Ursula Staudinger.
    Unsichtbar? Darauf haben Sie sicher gar keine Lust. Ganz im Gegenteil: Sie wollen sich jetzt im dritten Leben sichtbar einbringen in die Gesellschaft. Etwas zurückgeben. Auch ohne Geld.
    Sollten Sie zu denjenigen gehören, die erst mal den ganzen Rummel und die Aufregungen rund um den Berufsausstieg hinter sich bringen wollten und noch so gar keine Idee haben, was sie dann anpacken könnten, empfiehlt sich das Internet. Ein Klick bei Google: Eingabe »Ehrenamt«. Es wird Sie erschlagen. Wenn Sie dann immer noch ziemlich ratlos sind (was wahrscheinlich ist):
Ehrenamts-Börse. In fast jeder größeren deutschen Stadt präsentieren sich einmal im Jahr alle Organisationen, die auf ehrenamtliche Helfer dringend angewiesen sind. Wie auf einer Messe können Sie von Stand zu Stand gehen, Informationen sammeln, mit den Menschen am Stand sprechen und sich beraten lassen. Oder: die Kirchen. Die brauchen immer Menschen, die sich einbringen. Sei es in Altenheimen, Kinderkrippen, ergänzend an den Schulen oder im Nachbarschaftsdienst. Sie werden sehen – es findet sich genau das Richtige für Sie.
    Wir Deutschen sind übrigens ziemlich gut, was Ehrenämter angeht: 23 Millionen haben sich regelmäßig verpflichtet. Ein, zwei Tage die Woche, einmal im Monat, ein paar Wochen im Jahr. Auch und gerade die Älteren engagieren sich. Das liegt zum einen daran, dass die Menschen heute fitter sind als noch vor zehn Jahren. Hinzu kommt, dass die jetzigen Ruheständler und Pensionäre ganz anders sozialisiert sind: die 68er-Generation geht in Rente. Für die kommt der Lehnstuhl gar nicht infrage. Sicher, sie wollen nicht die 60-Stunden-Woche eines Managers zum Modell für das dritte Leben erklären. Lernen, Arbeiten und Muße sollten dagegen in allen Phasen des Erwachsenenlebens in eine gute Balance gebracht werden. Auch und gerade in diesem neuen Lebensabschnitt.
    Dabei erfahren Sie als Ehrenamtlicher auch etwas ganz Wunderbares: Sie bekommen etwas zurück. Sie merken, dass Sie etwas wert sind, auch außerhalb Ihrer bisherigen Berufstätigkeit. Das tut jedem Menschen gut. Das hält geistig und körperlich gesund, bewahrt vor Depressionen und Zipperlein. Es ist das beste Mittel gegen das Unglücklich-Sein. Gegen Einsamkeit und Trauer.

    Sie können sich also vorstellen, in einem Ehrenamt
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