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Heisse Liebe in eisiger Nacht

Heisse Liebe in eisiger Nacht

Titel: Heisse Liebe in eisiger Nacht
Autoren: C Cross
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…“
    „Ich meine es ernst. Es ist sowieso sicher, dass man mich schuldig sprechen wird.“ Seine Stimme hatte ruhig, fast ausdruckslos geklungen, aber seine Augen drückten eine so tiefe Verzweiflung aus, dass es Genevieve viel Kraft gekostet hatte, nicht den Kopf auf den Holztresen zwischen ihnen zu legen und in Tränen auszubrechen. „Das Beste, was du tun kannst, ist zu akzeptieren, dass alles verloren ist, und … mich zu vergessen.“
    Als ob das möglich wäre, dachte Genevieve jetzt wütend. Schon die Vorstellung, ihren kleinen Bruder einfach aufzugeben, war undenkbar. Sie hatten ihren Vater nie kennengelernt, und seit ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte, als Genevieve zehn war und Seth sieben, hatten sie nur einander gehabt. Sie würde sicher nicht untätig zusehen, wie er für etwas bestraft wurde, das er nicht getanhatte. Genauso wenig würde sie natürlich zulassen, dass man sie dazu benutzte, seine Schuld zu beweisen.
    Und so hatte sie sich nach langem, quälendem Grübeln zur Flucht entschlossen. Es war zwar nicht die perfekte Lösung, denn irgendwann würde sie dafür zahlen müssen, dass sie der gerichtlichen Aufforderung nicht gefolgt war, aber sie hatte erreicht, was sie wollte. Die Verhandlung war verschoben worden, und Seth hatte etwas Zeit gewonnen. Und es bestand wenigstens eine geringe Chance, dass einer von den Dutzend Leuten, denen sie in den vergangenen drei Monaten geschrieben hatte – Polizisten, Anwälte, Privatdetektive und ihr Kongressabgeordneter –, sich tatsächlich dazu durchringen könnte, zu tun, worum Genevieve sie anflehte, nämlich den Fall noch ein letztes Mal zu überprüfen.
    Und in der Zwischenzeit kam sie ganz gut zurecht. Sie war zwar einsam, aber ihr Buch hatte sie auch davor gewarnt, dass der härteste Teil bei ihrem Versuch, von der Erdoberfläche zu verschwinden, der war, niemanden zu haben, mit dem man sprechen konnte. Unzählige Male am Tag sehnte sie sich danach, eine vertraute Stimme zu hören oder ein vertrautes Gesicht zu sehen. Noch mehr als ihr Zuhause fehlte ihr ein Mensch, dem sie ihr Herz ausschütten und dem sie vertrauen konnte.
    Aber solange sie ihre Bücher hatte, ihre Freiheit und den festen Glauben, dass ihr eines Tages jemand zuhören würde, wenn sie nicht aufgab, immer wieder Seths Unschuld zu beteuern, konnte sie alles ertragen.
    Bis auf das Killer-Eichhörnchen, das draußen auf dich lauert, dachte sie.
    Sie würde sich doch wohl nicht von einem Hirngespinst unterkriegen lassen! Auf keinen Fall. Genevieve straffte die Schultern. Auch ohne sich etwas einzubilden, hatte sie schon genug Sorgen.
    Bevor sie noch gänzlich den Mut verlor, zog sie jetztden Reißverschluss ihres Parkas zu, ging entschlossen zur Tür und riss sie auf. Ein eisiger Luftstoß ließ sie nach Luft schnappen, als sie die kleine Treppe zur Veranda hinunterging. Um ihren albernen Ängsten ein Ende zu setzen, überflog sie mit den Augen noch einmal die Lichtung. Sie suchte den Schnee nach verräterischen Spuren ab und die Schatten unter den Bäumen nach irgendetwas, das nicht dorthin gehörte.
    Nichts. Und doch hatte sie immer noch ein komisches Gefühl …
    Es gab nur den in der Sonne glitzernden Schnee, die ununterbrochenen Rufe eines Falken und das Flüstern des Windes in den Bäumen, nichts, das auf einen Menschen hindeutete.
    Siehst du? Es ist außer dir niemand hier, beruhigte sie sich.
    Sie stieß erleichtert den Atem aus und versuchte, sich zu entspannen. Alles war in Ordnung. Sie und ihre Erinnerungen waren ganz allein. Und wenn sie erst alle ihre Sachen im Haus hatte und die Suppe gekocht hatte, die sie fürs Abendessen geplant hatte, würde sie sich noch besser fühlen. Sie drehte sich um und machte einen Schritt auf die Stufen zu.
    Und plötzlich trat wie aus dem Nichts ein Mann aus dem Schatten des die Veranda überspannenden Dachs.
    Genevieves Herz setzte einen Schlag aus. Sie blieb abrupt stehen und fasste sich unwillkürlich mit der Hand an den Hals.
    Genau wie sie war er für das kalte Wetter gekleidet und trug einen Parka, Stiefel und Jeans. Aber hier hörte jede Ähnlichkeit auf. Er war ein Riese, etwa eins neunzig groß mit muskulösen Beinen und den breiten Schultern eines Footballspielers. Sein Haar war pechschwarz und kurz geschnitten und seine halb zusammengekniffenen hellgrünen Augen glitzerten kalt.
    Sein Gesicht war kantig, er hatte hohe Wangenknochen, eine gerade Nase und ein markantes Kinn. Seine Lippen waren so fest zusammengepresst, dass
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