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Heiße Höschen - Kaltes Blut

Heiße Höschen - Kaltes Blut

Titel: Heiße Höschen - Kaltes Blut
Autoren: Carter Brown
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Vater das
Testament angefochten und annulliert hätte. Dann wäre Marcia niemals in diese
psychologische Falle geraten, unter den Druck einer langsam und unerbittlich
heraufziehenden Götterdämmerung — von ihrer Mutter so liebevoll für sie
heraufbeschworen!« Schnell hob er das Glas und kippte es. »Alkohol ist immer
eine Gefahr für mich. Dann rede ich zuviel und nehme gefühlsmäßigen Anteil an
meinen Patienten, was nicht nur mir, sondern sehr viel mehr auch ihnen schadet .«
    »Wie war das heute abend ?« fragte ich. »Warum
wollte sie, daß Sie ursprünglich mit uns beiden ausgingen ?«
    »Sie stellen aber auch die
seltsamsten Fragen, Danny !« Er nahm die Brille ab und
rieb sich heftig die Augen. »Zum Donnerwetter! Aber gut, ich will’s Ihnen erzählen.
Weil Sie beide nämlich letzte Nacht zum erstenmal
miteinander geschlafen haben, und für sie war das so wunderbar, daß sie jetzt
Angst hat, es könnte niemals mehr so schön für sie werden. Nie!« Ungeduldig
schob er mir sein Glas zu. »Und gießen Sie mir nach, denn ich möchte lieber
stockbetrunken als in meinem augenblicklichen Gemütszustand sein. Vielleicht
geht’s mir morgen früh wieder besser... Und warum reden wir so banales Zeug
daher ?«
    Ich bediente ihn mit einem
neuen Drink, während er mich verbissen anfunkelte, als sei ich sein ärgster
Feind. »Warum kann es denn nicht wieder so gut werden wie letzte Nacht, Paul ?«
    »Weil ihre Psychose es so will .« Vor Zorn erstickte er fast an seinen eigenen Worten. »Es ist
die klassische Basis aller Ängste. Man bekommt plötzlich das Gefühl, daß es nie
wieder so wird wie beim erstenmal. Aber solange man nicht die Probe aufs
Exempel macht, kann man das ja nicht wissen, oder? Und diese Ungewißheit
gestattet die kleine unbestimmte Hoffnung, daß vielleicht eines Tages alles
noch mal gut wird. Man braucht nur darauf warten, daß dieser magische Moment
hereinbricht. Was er natürlich niemals tut !«
    »Kann ich dabei irgendwie
helfen, Paul ?«
    »Wollen Sie meinen Rat als
Arzt? Ja, ich glaube schon, daß Sie ihr helfen können .«
    »Wie denn?«
    »Geben Sir ihr gar nicht die
Chance, nein zu sagen. Machen Sie alles nur von Ihrer Entscheidung abhängig .« Er schüttelte den neuen Drink auf einen Zug hinunter und
knallte das Glas dann auf die Theke zurück. »Nehmen Sie sie mit Gewalt, Danny!
Aber nicht heute nacht , weil der Alkohol die Psychose
einschläfert, und wenn sie morgens aufwacht, wird ihr das ganze Erlebnis
unwirklich und unwichtig vorkommen .«
    »Also gut«, sagte ich. »Aber
wann?«
    »Morgen irgendwann.« Er
rutschte vom Hocker und stand da, leicht auf den Fußballen hin und her
schwankend. »Unter Ihren vielen bemerkenswerten Talenten, die ich so lange
verkannt habe, Danny, ragt eines besonders hervor: Sie sind der hartnäckigste
Bastard, der mir zu meinem Unglück jemals über den Weg gelaufen ist! Heute morgen — wenn ich wieder
nüchtern bin — werde ich Sie dafür verfluchen. Und wollen Sie wissen, weshalb?«
    Ich grinste ihn an. »Auch wenn
ich’s nicht wissen sollte, könnte ich Sie nicht mehr bremsen .«
    »Weil Sie mich in eine
Verschwörung hineingezogen haben. Sie haben mich in diese mörderische
Bruderschaft hineingezerrt, in der Männer durch ein gemeinsames Geheimnis oder
gemeinsame Schuld zusammengeschweißt werden. Ich habe mich gerade des Delikts
schuldig gemacht, wider mein Berufsethos Ratschläge zu erteilen, die sich
direkt gegen einen meiner Patienten richten, und Sie haben mir das Gesetz des
Handelns entrissen .« Plötzlich klang seine Stimme
nüchtern. »Gott helfe uns beiden, wenn wir uns irren, Danny. Gute Nacht.«
     
     
     

10
     
    Ich trat für ein paar Minuten
auf den Balkon hinaus, ehe ich ernsthaft ans Frühstück zu denken begann. Die
Sonne brannte heiß, kein Lüftchen regte sich. Weiter drüben zu meiner Linken
verbauten sie ein paar mehr dieser ominösen fünfundachtzig Millionen Dollar.
Ich hoffte nur, daß sie auch genug Sänger fanden, um dieses Phantasiegebilde
des zwanzigsten Jahrhunderts auch zu füllen, wenn es erst einmal vollendet war.
Wirklich ein heißer Tag. Wahrscheinlich kletterten die Temparaturen heute noch über die Dreißig. Da fiel mir Sonia ein, und mit einer leichten
Anwandlung von Mitleid hoffte ich, daß ihre Zebrastreifen über nacht verschwunden waren.
    In die künstliche Kühle des
Penthouses zurückgekehrt, machte ich mich in der Küche nützlich: fachmännisch gedecktes
Tablett; eiskalter Orangensaft; Kaffee und
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