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Heiße Höschen - Kaltes Blut

Heiße Höschen - Kaltes Blut

Titel: Heiße Höschen - Kaltes Blut
Autoren: Carter Brown
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Toast; Rühreier mit Schinken. All
das zusammen ergab ein einfaches, aber zufriedenstellendes Frühstück,
geschaffen von einem Experten. Ich balancierte das Tablett lange genug auf
einer Hand, um die Schlafzimmertür zu öffnen, dann ging ich hinein.
    »Mit dem Gongschlag ist es
genau elf Uhr zehn am Donnerstagmorgen«, verkündete ich laut und klar. »Draußen
scheint die Sonne, und drinnen wird soeben das Frühstück serviert .«
    Ein erbarmungswürdiges Stöhnen
kam vom Bett. Alles, was ich im Dämmerlicht erkennen konnte, war ein kleiner
Berg unter den Decken, der sich langsam herumzurollen schien .
Ich stellte das Tablett auf der Kommode ab, trat hinüber zu den Fenstern und
zog mit großer Geste die Vorhänge auf, um den Sonnenschein ins Zimmer zu
lassen. Hinter mir erscholl ein tierisches Geschrei, und als ich mich umwandte,
sah ich das Untier auf allen Vieren sprungbereit im Bett kauern, pure Mordgier
in den blutunterlaufenen Augen.
    »Mach die Vorhänge zu, du
miserabler Sadist«, heulte Marcia. »Die Sonne sticht mir genau in die Augen und
hinten wieder heraus !«
    »Na gut.« Mit einem
Schulterzucken zog ich die Vorhänge wieder vor. »Aber du kannst nicht immer und
ewig im Dunkeln leben, das weißt du doch ?«
    »Ewig leben will ich auch gar
nicht«, fauchte sie. »Mein einziger Wunsch ist, möglichst bald zu sterben,
friedlich hier im Dunkeln — und allein .«
    »Aber ich habe eine halbe
Stunde daran gewandt, dir ein einfaches, doch nahrhaftes Frühstück zu
bereiten«, wandte ich ein. »Und jetzt wartet alles appetitlich auf dem Tablett !«
    »Weißt du, was du mit deinem
Frühstück kannst ?« fragte sie lauernd. »Genau das! Und wenn das Frühstück noch nicht reicht, dann nimm auch das Tablett dazu. Das sollte dich für den Rest des Tages beschäftigt halten!
Und jetzt verschwinde endlich !«
    »Du mußt ja nicht gleich
Anfälle kriegen, bloß weil du den ordinärsten Can-Can von ganz Darling Point
tanzen kannst«, höhnte ich und wandte mich zur Tür.
    »Was?«
    »Offenbar haben männliche Gäste
auf dem Höhepunkt des Abends zehn Dollar dafür gezahlt, sich auf den Fußboden
legen und dir beim Tanz auf dem Tisch zusehen zu dürfen«, sagte ich glatt, weil
mir Lügen immer glatt von der Zunge gehen — aus Gründen, die ich bisher sorgsam
unerforscht gelassen habe.
    »Dann ist es also wahr ?« wimmerte eine verzweifelte Stimme. »Und ich hatte mir
gerade erfolgreich eingeredet, ich hätte das Ganze bloß geträumt .«
    »Na, denn fröhliches Erwachen«,
sagte ich, ging hinaus und schloß die Tür hinter mir.
    Etwa zwanzig Minuten später
läutete das Telefon, und ich meldete mich. Im Anfang hörte es sich an wie
besonders schwere athmosphärische Störungen, aber
dann begannen die Geräusche doch einer menschlichen Stimme zu ähneln, und die
Worte wurden halbwegs verständlich: »Heimtückischer Angriff aus dem
Hinterhalt... Bis neun Uhr heute morgen im Keller eingesperrt... Mutwilliger
Vandalismus an Privateigentum... Ungeheure antike Werte demoliert... Dafür
werden Sie mir büßen, Boyd, Sie Hund! Charlie wird Sie sich persönlich
vornehmen...... Jud sucht schon seine Leute
zusammen... Massenprügel... Rasiermesser...«
    Ganz leise legte ich mittendrin
auf, weil ich ihm nicht den Spaß verderben wollte; dann klopfte ich an die
Schlafzimmertür.
    »Was ist ?« bellte eine wütende Stimme.
    »Ich dachte, du bist vielleicht
neugierig«, antwortete ich. »Daddy hat gerade angerufen und sich nach deinem
Befinden erkundigt. Hab ihm gesagt, dir geht’s gut wie immer .«
    »Verdammter Lügner! Und wie
geht’s ihm ?«
    »Prächtig. Sagt, er war lange
im Keller .«
    »Das ist sein Tick mit dem
Schreinern. Aber er bringt einfach nichts Vernünftiges zustande. Kann
wahrscheinlich das stumpfe nicht vom spitzen Ende eines Hammers unterscheiden .«
    »Ich glaube, da irrst du dich«,
sagte ich, aber so leise, daß sie es nicht hörte.
    Mit Glockenschlag zwölf Uhr
mittags eröffnete ich die Bar und mixte eine Batterie Bloody Marys. Nach wenigen Minuten konnte ich von meinem Platz am Tresen aus
beobachten, wie die Tür zum Schlafzimmer langsam aufging und eine ramponierte
Kreatur auf mich zugeschlurft kam. Mit lautem Gestöhn ließ sie sich auf den
Hocker neben mir sinken, dann stemmte sie die Ellbogen auf die Bar und vergrub
den kupferroten Kopf in den Armen.
    »Ich muß was Falsches gegessen
haben«, flüsterte sie. »Denn ich habe doch den ganzen Abend keinen Tropfen
Alkohol angerührt .«
    »Nur zu deiner
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