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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika
Autoren: Heinz Strunk
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nachlässt. Deshalb wahrscheinlich die beknackten Träume. Außerdem könnte ich mal wieder den Keller entrümpeln. Die Wohnung soll sich mal so richtig auskotzen. Huch, wie bin ich denn drauf?
    Sonntag, 2. Dezember
    2 Grad, regnerisch, mit gelegentlichen Aufheiterungen, Schnee liegt in der Luft. 79,4 Kilo. Heute ist der erste Advent. Der Stadtpark ist voller Spaziergänger, die meisten von ihnen dick eingemummelte, rotbackige Pärchen, die die Vorweihnachtszeit in vollen Zügen genießen, während ich verbissen meine Runden ziehe. Streber. Arme Sau. Trotz Sport werde ich von Trübsinnsattacken und Sinnfragen durchgerüttelt. Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger bin ich in der Lage, den Hauptkonflikt meiner Existenz überhaupt noch ausfindig zu machen. Es ist eben so, wie es ist, denn bei Licht besehen hatte ich in meinem Leben bisher nicht mehr Unglück und nicht mehr Glück als die meisten anderen auch. Kann man nix machen. Jeder Mensch hat eben einen persönlichen Identitätskern, einen Kern, dessen wesentliche Merkmale nicht veränderbar sind.
    Punkt.
    Unwiderlegbar.
    Montag, 3. Dezember
    Temperatursturz auf den Gefrierpunkt! Gewicht stagniert. Mit dem Film beschäftige ich mich überhaupt nicht mehr. Wozu soll ich in Vorleistung treten? C. rührt bestimmt auch keinen Finger. Abgesehen davon, dass er sich überhaupt nicht rührt. Aber ihm hinterherzutelefonieren kommt nicht in die Tüte, ich hab schließlich auch meinen Stolz. Ob es einen einzigen Kenianer gibt, der schon mal von Heinz Strunk gehört hat? Das wäre doch mal eine Herausforderung, die Marke HS am anderen Ende der Welt populär zu machen. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass es eine Milliarde Dollar kostet, einen völlig Unbekannten weltweit bekannt zu machen.
    Mittwoch, 5. Dezember
    79,1 Kilo. Seit den Morgenstunden Dauerregen, zusätzlich bläst ein eisiger Wind polaren Ursprungs. Wenn das so weitergeht, bin ich pünktlich zum Reiseantritt zermürbt. Winter in Deutschland: Zermürbungstaktik. Führt IKEA mittlerweile eigentlich Waschmaschinen? IKEA , Kapitalismus zum Duzen, fällt mir ein. Es gibt bestimmt Kabarettisten, die das lustig finden und in ihr Bühnenprogramm aufnehmen würden. Bitte, hier, für lau. IKEA ist ein Scheißladen wie jeder andere auch, aber ich finde zumindest sympathisch, dass Gründer, Chef und Multimilliardär Kamprad öffentlich zugibt, depressiver Alkoholiker zu sein. Ich gehe zu einem kleinen Elektrofachgeschäft in der Nähe, wo mir Herr Wolpert, ein schwitziger Mittdreißiger, dringend zur Anschaffung einer Waschmaschine der deutschen Traditionsmarke Miele rät. Sie verfüge sogar über das Programm
dunkle Wäsche
, ich wusste gar nicht, dass es so was überhaupt gibt.
    Donnerstag, 6. Dezember
    Kurz vor der
Tagesschau
klingelt das Telefon.
    «Bursche, ich grüße dich: Wie geht es dir?»
    Er nennt mich fast ausschließlich Bursche oder Burschi.
    «So lala. Warum hast du denn nichts gesagt?»
    «Gesagt? Was sollte ich denn gesagt haben?»
    «Dass es nichts geworden ist mit der Reise. Auch nicht die feine englische Art. Bald ist Weihnachten, und ich steh ohne Plan B da.»
    «Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Zwei Tage nach unserem letzten Telefonat habe ich die Tickets besorgt, inklusive Reiserücktrittsversicherung.»
    «Aha, das ist ja interessant. Und wieso sagst du mir das nicht? Wenigstens ’ne SMS hättest du schreiben können. Ich bin davon ausgegangen, dass es aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt hat.»
    «Also, folgendermaßen: Wenn tatsächlich etwas dazwischengekommen wäre, hätte ich dich
sofort
informiert. Du hast mich als Ehrenmann kennengelernt, der Absprachen einhält. Bist du eigentlich ausreichend geimpft?»
    «Wie geimpft, was geimpft? Wogegen denn?»
    «Malaria. Gelbfieber. Tropenkrankheiten.»
    «Was denn noch alles? Natürlich nicht. Impfen, impfen, wo denn überhaupt?»
    «Ihr habt doch in Hamburg das Tropeninstitut. Da musst du hin.»
    «Ach Scheiße, auf Safari gehen wir eh nicht, und man kann man ja wohl erwarten, dass Speisen und Getränke im Hotel nicht hepatitisverseucht sind.»
    «Ich darf dich darauf aufmerksam machen, dass sich die Malariamücke auch von einem Fünf-Sterne-Hotel nicht abweisen lässt.»
    «Ja, ja. Ich überleg’s mir.»
    «Ich kann’s dir nur dringend ans Herz legen.»
    «Ich sag doch, ich überleg’s mir.»
    «Nun gut. Ich habe dich darauf hingewiesen, jetzt bist du selbst verantwortlich.»
    «Und was ist sonst so passiert?»
    «Das
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