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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika
Autoren: Heinz Strunk
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fröhlich das Beratungsgespräch.
    «Danke. Was kann ich für Sie tun?» Sie klingt nicht sehr serviceorientiert.
    «Ich möchte kurz entschlossen über Weihnachten weg. Irgendwohin, wo es warm ist, Afrika, Asien, Karibik, so was, und jetzt wollte ich mal fragen, was es da so gibt und was Sie mir empfehlen können.»
    «Aujeh.»
    «Wie, aujeh?»
    «Können Sie nicht am Montag wiederkommen? Da ist der Chef wieder da, ich kann im Moment gar nichts machen, weil ich nicht an den Computer rankomm.»
    Sie schaut mich aus trüben Augen an. Ihre Haut hat eine leicht gelbliche Pigmentierung.
    «Ach so. Aber Montag ist schlecht bei mir. Außerdem habe ich Angst, dass es bis dahin nichts Vernünftiges mehr gibt.»
    «Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Und wie gesagt, jetzt kann ich auch nichts machen. Montag ist der Chef wieder da.»
    «Und Sie können wirklich nichts machen?»
    «Nein, ich komm an den Computer nicht dran.»
    Wenn der Chef seine Aushilfen noch nicht mal an den Computer lässt, kann er das Büro doch gleich ganz abschließen. Die lügt doch.
    «Vielleicht sollte ich im Netz schon mal vorrecherchieren.»
    Hoffnung keimt in ihrer Miene. «Schaden kann’s auf jeden Fall nichts.»
    Pause. Mit jeder weiteren Minute kühlt das Essen weiter aus.
    «Und wegen möglicher Impfungen erkundige ich mich wohl am besten im Tropeninstitut?»
    «Das weiß ich nicht so genau. Wie gesagt, ich komm an den Computer nicht ran.»
    «Aber das hat doch jetzt nichts mit den Impfungen zu tun.»
    «Ich kann Ihnen das nicht sagen. Ich bin auch nicht vom Fach, ich soll hier nur aufpassen.»
    Aufpassen, aufpassen! Worauf denn? Egal, sie schaut jetzt ebenso traurig drein wie der Chef. Mitleid verdrängt in mir die Verärgerung. Ich beschließe, Gnade vor Recht ergehen zu lassen und das Reisebüro
Kolibri
seinem schwermütigen Schicksal zu überlassen.
    «Na gut, dann will ich mal nicht weiter stören. Und Montag ist der Chef wieder da?»
    «Montag ab späten Vormittag. Montag ist der Chef wieder da.»
    «Vielleicht komm ich. Oder ich probier’s mal woanders.»
    «Ganz, wie Sie meinen. Montag ab elf, so was.»
    «Guten Appetit und tschüüs.»
    «Danke. Schönen Tag noch.»
    Jetzt kann sie essen und danach wieder in ihren Dämmerzustand verfallen. Morgen werde ich das
Panorama
aufsuchen und den heutigen Abend dazu nutzen, Informationen aus dem Netz zu saugen.
     
    Am Abend googeln: KENIA , MOMBASA , HOTEL . Schnell wird klar, dass der entscheidende Parameter auf den Urlaubswebsites die sog.
Weiterempfehlungsquote
ist:
    «Früher gut, jedoch schwer in die Jahre gekommen.»
    «Zimmer voller Kakerlaken.»
    «Durchschnittsalter zwischen 55 und 80.»
    «Menükarte wiederholt sich sehr schnell.»
    Und, mysteriös: «Nichts für Menschen mit Gehbehinderungen.»
    Ich schalte den Computer aus und gehe ins Bett. Traumloser Schlaf.
     
    Am Morgen geht es mir etwas besser. Vielleicht liegt es an der Ernährungsumstellung. Antidepressivum Pumpernickel. C. meldet sich Punkt 17 Uhr.
    «Und? Ja oder nein?»
    «Ich glaub, ich komm mit.»
    «Also ja. Es geht nach Mombasa, liegt direkt am Indischen Ozean.»
    «Aha.»
    «Flugmäßig wird übrigens auch die sog. Comfort Class angeboten, die liegt irgendwo zwischen Holz und erster, kostet 200 Euro mehr, hat dafür aber deutlich mehr Beinfreiheit.»
    «Wie viel mehr denn?»
    «Vier Zentimeter.»
    «Wie, vier Zentimeter bloß? Das sind für jeden Zentimeter 50 Euro.»
    «Du wirst schon sehen, vier Zentimeter sind mehr, als du denkst.»
    «Und was ist das für ’ne Anlage?»
    «Nyali irgendwas. Angeblich das Beste, was es gibt. Also, soll ich jetzt buchen?»
    «Ja, buch mal. Aber mit Reiserücktritt.»
    «Hätte ich sowieso getan. Und mach dir schon mal Gedanken über ein Drehbuch.»
    «Wie, Drehbuch?»
    «Wir sollten die gemeinsame Zeit nutzen, um ein Treatment für einen Kinofilm zu schreiben. Hatten wir doch eh vor, und dort wäre es ideal.»
    «Von mir aus. Wenn uns was einfällt.»
    «Natürlich fällt uns was ein. Es muss weitergehen, immer weitergehen.»
    «Gut, ich überleg mal. Aber dann ist das ja kein Urlaub im strengen Sinn, sondern eine Dienstreise.»
    «Nenn es, wie du willst.»
    «Und wie geht’s dir sonst so?»
    «Ich hab jetzt keine Zeit. Ich melde mich, wenn ich die Tickets habe.»
    «Jaja. Servus.»
    «Ahoi.»
    Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Mombasa. Klingt irgendwie gut, da hört man die Buschtrommel gleich mit. Trommel, Häuptling, Neger, Dschungel, Gnu, verbotene Begriffe einer
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