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Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Titel: Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
Autoren: Christine Merrill
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tatsächlich grau an und bildete einen seltsamen Kontrast zu ihren noch immer hellblonden Locken. „Wenn du zu schwach bist, könnten wir vielleicht später …“
    „Später bin ich womöglich nicht mehr in der Lage, dir mein Anliegen vorzutragen. Ich hätte mehr Einfallsreichtum von dir erwartet, mein Sohn. Du wirst dich dieser Unterredung nicht entziehen können.“
    „Und ich von dir, Mutter“, erwiderte er und setzte ein steifes Lächeln auf. „Ich dachte, ich hätte dir bei meinem letzten Besuch an deinem Sterbebett vor Monaten klargemacht, dass ich es leid bin, den Dummen zu spielen in deinen kleinen Dramen, die du immer wieder zu inszenieren pflegst. Wenn du etwas von mir willst, dann könntest du mir wenigstens den Gefallen tun, mir dein Anliegen vorab schriftlich mitzuteilen.“
    „Damit du meinen Wunsch umgehend schriftlich zurückweisen kannst und dir die Reise nach Hause ersparst?“
    „Nach Hause? Und wo soll das sein? Dies ist dein Heim, nicht meines.“
    Ihr Lachen klang hohl und endete in einem heftigen Husten. Unwillkürlich streckte er helfend die Hände vor, ließ sie jedoch wieder fallen, als er sich seiner Geste gewahr wurde. Plötzlich hörte sie auf zu husten, als überdächte sie ob seines mangelnden Mitleids ihre Strategie. „Haughleigh Grange ist Ihr Heim, Euer Gnaden ob Sie hier zu leben wünschen oder nicht.“
    Glaubt sie etwa, dass sie mir ein schlechtes Gewissen einreden kann?, fragte Marcus sich verbittert. Er zuckte mit den Schultern. Sie zeigte mit zittriger Hand zu dem Nachttisch hinüber, worauf er unverzüglich zu der Karaffe griff, um ihr erneut Wasser einzuschenken. „Nein. Das Kästchen daneben.“
    Er reichte ihr die mit Intarsien verzierte Schatulle. Nachdem es der Dowager Duchess gelungen war, den Verschluss zu öffnen, nahm sie einen Stapel Briefe heraus und strich mit flacher Hand darüber. „Da die Zeit knapp ist, habe ich mich darangewagt, Fehler, die ich in der Vergangenheit beging, wiedergutzumachen. Um Frieden zu schließen.“
    Um sich gutzustellen mit dem Herrn, bevor er dich richtet, ging es Marcus unwillkürlich durch den Kopf.
    „Vor einiger Zeit erhielt ich ein Schreiben von einer Jugendfreundin. Einer alten Schulfreundin, der übel mitgespielt wurde.“
    Marcus konnte sich denken, wer der Frau übel mitgespielt hatte. Falls seine Mutter sämtliches durch ihr Zutun entstandene Unrecht wiedergutmachen wollte, sollte sie sich besser beeilen. Selbst wenn sie noch zwanzig Jahre lebte – und davon ging er aus –, verbrächte sie den Rest ihrer Tage auf Erden mit dieser Aufgabe.
    „Es gab Geldsorgen wie bei so vielen Leuten. Ihr Vater starb mittellos, daher war sie gezwungen, ihren eigenen Weg im Leben zu finden. Sie war in den vergangenen zwölf Jahren die Begleiterin eines jungen Mädchens.“
    „Nein.“ Seine Stimme hallte wie ein Donnerschlag in dem großen Krankenzimmer.
    „Du sagst Nein, obwohl ich dir keine Frage gestellt habe.“
    „Das wirst du mit Sicherheit gleich tun. Das junge Mädchen wird sich als heiratsfähig herausstellen und aus guter Familie stammen. Die Unterhaltung wird sich um die Erbfolge drehen. Die Frage ist unumgänglich, und meine Antwort lautet Nein.“
    „Bevor ich sterbe, möchte ich dich einen Hausstand gründen sehen.“
    „Dieser Wunsch wird dir vielleicht sogar erfüllt. Ich bin mir sicher, dass wir genügend Zeit haben, eine angemessene Gemahlin für mich zu finden.“
    Unbeirrt setzte sie ihre Rede fort: „Ich habe lange gewartet in der Annahme, du würdest deine eigene Wahl treffen. Jetzt habe ich keine Zeit mehr, um dir diese Angelegenheit selbst zu überlassen und mitanzusehen, wie du dich im Schmerz wälzt ob der Verluste, die du vor zehn Jahren erlitten hast.“
    Marcus sparte sich die Bemerkung, die ihm prompt in den Sinn kam. In diesem einen Punkt hatte sie recht: Sein altes Argument, er trauere um seine Gemahlin und sein Kind, brauchte er nicht noch einmal vorzubringen.
    „Du liegst nicht ganz falsch mit deiner Vermutung. Das Mädchen ist in der Tat im heiratsfähigen Alter, doch ihre Aussichten sind alles andere als rosig. Sie ist nur eine Waise. Das Land der Familie ist mit Hypotheken belastet und wirft nichts ab. Ihre Hoffnung auf eine Partie ist sehr gering. Lady Cecily zeigt sich nicht im Geringsten zuversichtlich und befürchtet, das Mädchen wird ihr Leben in dem Dienst anderer Herrschaften verbringen. Meine ehemalige Schulfreundin wünscht, dass ihr eigenes Schicksal sich nicht bei dieser
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