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Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Titel: Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
Autoren: Christine Merrill
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führte sie in eine großzügige Bibliothek und murmelte wieder etwas, doch obwohl sie sich zu ihm vorneigte und es totenstill im Raum war, konnte sie seine Worte auch diesmal nicht verstehen. Erneut entschwand er, den Dunst von Gin wie eine Wolke hinter sich herziehend, in die Halle – auf der Suche nach der Dowager Duchess, wie Miranda hoffte.
    Sie sah sich um und versuchte, nicht daran zu denken, dass das Wasser von ihrem Kleidersaum hinab auf den feinen Teppich tropfte. Sie befand sich in einem herrschaftlichen Haus, daran konnte kein Zweifel bestehen. Die Decken waren hoch, und der Garten, den sie zu ihrem Verdruss bei strömendem Regen durchquert hatte, besaß atemberaubende Ausmaße. Die Eingangshalle mutete ausgesprochen vornehm an mit dem Marmorfußboden und den edlen Holzpaneelen, und die hohen Türen ließen darauf schließen, dass sich dahinter eine Vielfalt prachtvoller Zimmer ähnlicher Größe verbargen.
    Doch …
    Sie seufzte. Der Schein trog. Zum Haus eines Peers hätte man ihr nicht so einfach Zutritt gewährt, wenn es nicht irgendeinen Mangel gäbe. Sie ging zu einem der deckenhohen Regale hinüber und bemühte sich, einen Titel zu entziffern. Die Bücher schienen nicht oft in die Hand genommen zu werden oder moderne Sujets zu beinhalten – nicht, dass sie eine Ahnung hatte, welche Schriftsteller sich gerade größter Beliebtheit erfreuten. Die Einbände waren nicht abgenutzt, aber mit einer dicken Staubschicht überzogen, und so manches Exemplar war mit dem benachbarten durch ein winziges Spinnennetz an den Kanten verbunden. Der Duke of Haughleigh schien kein Gelehrter zu sein.
    Mirandas Stimmung hob sich. Bildung war mit Sicherheit keines der Erfordernisse, die sie an den Gentleman stellte. Ein gebildeter Mann wäre womöglich zu klug, und sie würde, ehe sie es sich versah, wieder auf der Straße stehen. Vielleicht hatte er mehr Geld als Verstand. Sie trat zum Kamin und nahm die Ziegel der Feuerstelle näher in Augenschein. Von diesem Metier verstand sie etwas. Hier konnte sie mehr über den Hausherrn erfahren als von den Büchern. Ruß bedeckte die Steine. Er hatte dort nichts zu suchen und musste dringend entfernt werden. Auch die Schmutzflecken an der Wand, wenngleich sie verblichen waren, entgingen ihr nicht. All diese Zeichen wiesen eindeutig darauf hin, dass eine gründliche Reinigung der Bibliothek lange nicht mehr erfolgt war. Ihr Blick fiel auf die Samtportièren, und sie ging zum Fenster, um den Stoff in die Hand zu nehmen und ihn ein wenig zu bewegen. Dabei wirbelte sie Staub auf und überraschte unzählige Motten, die sich in einer Stofffalte aufgehalten hatten. Niesend ließ sie den Vorhang los und scheuchte die herumfliegenden Nachtschwärmer fort.
    Nun, der Duke of Haughleigh war kein Gelehrter, und die Dowager Duchess hatte keine gute Hand im Umgang mit den Dienstboten. Der Butler war unverkennbar betrunken, und die Zimmermädchen vergeudeten keine Zeit mit Reinigungsarbeiten, geschweige denn mit der Versorgung der Gäste. Miranda hätte am liebsten die Sessel- und Stuhlpolster ausgeklopft und nach einer Bürste Ausschau gehalten, um die Kaminziegel zu schrubben. Wussten diese Leute nicht zu schätzen, was sie besaßen … und wie gut es ihnen ging?
    Wenn ich die Herrin von Haughleigh Grange wäre, dachte sie und schüttelte den Kopf. Sobald ich die Herrin diesen Hauses bin, korrigierte sie sich, denn Cecily wollte nur dies von ihr hören. Sobald , nicht wenn. Ihr Vater liebte alte Mythen und hatte ihr oft Geschichten von den Spartanern erzählt. Wenn diese in den Krieg gezogen waren, hatten ihre Mütter sie beschworen, dass sie mit oder auf ihren Schildern heimkehren sollten. Mirandas Familie erwartete Ähnliches nun auch von ihr, und sie konnte sich nicht erlauben, sie zu enttäuschen.
    Also gut, dachte sie, sobald ich die Herrin dieses Hauses bin, laufen die Dinge hier anders. Sie war nicht in der Lage, dem Duke of Haughleigh Reichtümer zu bieten, doch Seine Gnaden schien, wie man dem Mobiliar trotz des Schmutzes ansehen konnte, Geld nicht nötig zu haben. Ich bin keine große Schönheit, überlegte sie weiter, aber hier auf dem Land, so weit weg von London, wird mich ohnehin niemand zu Gesicht bekommen. Ihr fehlte die Vornehmheit und die Grazie einer Dame, die mit dem ton vertraut war. Allerdings sprach der offensichtlich vernachlässigte Haushalt dafür, dass der Duke keinen Gefallen daran fand, Empfänge zu geben. Dass sie über kein tiefer gehendes Wissen verfügte,
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