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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Richard Bach
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Märchen! Wieder mit den alten Freunden vereint, stürze ich mich in die letzte Schlacht gegen den von mir sorgsam ausgewählten Kreis der Feinde. Diesmal werden sie wie zahme Kätzchen sein! Das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, daß ich ein oder zwei Kratzer abbekomme, wenn ich einen Augenblick lang vergessen sollte, wer ich bin, und mich über ihre Scheinexistenz wundere.
    Es ist sehr unwahrscheinlich, daß ich einen Kratzer davontragen werde. Nie wieder die alten Katastrophen, bei denen ich jenes Wissen verlor, ein Leben lang gegen Phantome kämpfte, mich in Selbstvorwürfen zerfleischte und mich fragte, weshalb ich überhaupt geboren wurde.
    Nie wieder. Ich habe gelernt, stark zu sein, kein Feind ist mir gewachsen. Das Leben in der Raumzeit… ist es nicht Wahnsinn? In diesem Spiel bin ich so gut drauf, so gegen alle Waffen gefeit und allen Wissensanforderungen gewachsen, daß ich lachend durch diesen Ring von Drachen hindurchsegeln werde, die mich vorher so viele Male in Bedrängnis gebracht haben. Da ich ausgeruht bin und wiederhergestellt und realistisch, und nicht mit meinem alten Glauben an Fiktionen an die Dinge herangehe — was kann mich heute überhaupt noch aus der Ruhe bringen?
    Unerschrocken ist nicht das richtige Wort… es wird SPASS machen!
    Ein letztes Leben, ein letztes Match, um zu beweisen, daß ein Sieg nie schwer erkämpft zu werden braucht und daß ich ein für allemal gelernt habe: Jeder wirkliche Sieg wird mit leichter Eleganz errungen.
    Denke daran, wer du bist, Cowboy, glaube nie, was du um dich herum siehst, und du wirst ein STÜCK VOM GROSSEN KUCHEN abbekommen!
    So gewappnet, und ohne die Drachen zu fürchten, überschritt ich die Grenzlinie, und alles um mich herum wurde schwarz.
     
    *
     
    Was für ein seltsames Gefühl ist es, geboren zu werden!
    Noch Stunden zuvor hatte ich mich sicher gefühlt, war glücklich herumgeschwommen, im Körper war es warm, die Systeme funktionierten gut, und nun ist der Kopf eine Steuerzentrale bei einem Reaktorunfall. Höchste Alarmstufe! Einhundert Warnleuchten blinken rot und unheildrohend: Atme jetzt oder stirb; iß jetzt oder stirb; Stürze sind tödlich; Feuer tötet; Wasser tötet; Feinde im Dunkeln; der Hund sieht zahm aus und frißt Babys.
    Niemals habe ich so viele schrille Warnsignale vernommen, und nun bin ich VERLETZLICH , sprich machtlos, und ich kann nicht einmal das Wort »Hilfe!« schluchzend hervorbringen.
    Eine Person ist mir nahe. Mom, ich hasse es, egoistisch zu sein, aber ich möchte, daß du einfach so lange bei mir bleibst, bis ich in der Lage bin, Gefahren zu begegnen, bis ich bewaffnet und gepanzert und etwa dreißig bin. Übrigens bitte ich dich darum, mir zu sagen, was ich hier überhaupt mache. Ich habe das anscheinend vergessen… Habe ich mir dieses Leben ausgesucht, oder würdest du mir bitte sagen, aus welchem verrückten Grund ich hier bin?
    Sie hatte Antworten parat, aber meine Fragen klangen
    wie Schreie, und das Eiapopeia beruhigt mich wenig, wenn ich weiß, daß die Windabkühlung draußen null Grad Celsius beträgt und ich schon bei zwanzig Grad Celsius plus vor Kälte zu zittern beginne. Das einzige, was ich tun kann, ist, die Augen zu schließen, mich abzuschotten und zu schlafen.
    Und im Schlaf drifte ich zurück zu den sanften smaragdgrünen-bernsteinfarbenen Berghängen, springe, aber falle nicht, sondern schwebe, leuchte auf wie der kleine Fallschirm eines Löwenzahn-Samenkorns. Schlafend kehre ich wieder nach Hause zurück, verstehe wieder alles in der Sprache ohne Worte, alle sind Lehrer und Schüler zugleich — alles hat wieder Sinn und Zweck.
    IHR WÜRDET ES NICHT GLAUBEN ! erzählte ich ihnen. Das nächste Mal werde ich sagen, daß mir alles wie ein Spaß vorkommt, ein anderes Leben in der Raumzeit… werdet ihr mich mit einem Netz fangen? Habt ihr nicht bemerkt, daß ich VERRÜCKT gewesen bin? Sie kommen dir sofort mit allen ihren Begrenzungen, kaum daß du auf der Erde gelandet bist… Raumgrenzen, Zeitgrenzen: Ich bin von allen abgesondert und anders als alle anderen, gefangen in der Gallertmasse einer WINZIG kleinen Kreatur, ein formloses Körperchen, das kopfüber in einer Zwangsjacke steckt und von jedem anderen bekannten Objekt in seiner Entwicklung gehindert wird, ich kann keine Gedankenverbindung herstellen, kann nicht nach Hause zurückkehren, kann nicht einmal fliegen, und die Schwerkraft ist riesig, ich bin schwerer als Elefanten in Teer, zarter als eine Florfliege, ringsum sind nur
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