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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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hin.
    Der zitterte, schlimm kam ihn das an, was jetzt zu tun war. Bebend zog er den Füüschtlig, der oben in der Hütte gehangen hatte, aus seiner Hirtentasche und einen Pflock dazu. Heidi erkannte das Pflöckli an dem frischen Spitz, der weiß in die Nacht leuchtete.
    »Es gibt keinen anderen Weg«, flüsterte der Großvater, als spräche er zu sich selbst. »Keinen zwischen Himmel und Erde.« Bitter schüttelte er den Kopf. »Ein Schlag, der dich armes Kind befreit, und ich selbst will ihn tun. Der Herr steh mir bei.« Der Alm-Öhi nahm die Spitzhacke und setzte sie am Deckel des Sarges an.
    »Der Herr wird dir nimmermehr beistehen bei frevelndem Tun!« Gellend klang eine Stimme durch die Nacht.

    Heidi erschrak bis ins Innerste, auch die beiden am Grab fuhren zusammen. Dort, beim Tor des Friedhofs, tauchten Fackeln auf, und obwohl nur einer gerufen hatte, waren viele bei ihm. Sie drängten herein, umringten Peter und den Alten, in Sekunden war die Stelle um Adelheids Grab voller Dörfler. Halb bekleidet, mit wirrem Haar und mancher ohne Gebiss, so scharten sie sich Kopf an Kopf. Das Kind im dichten Grün aber, das hatten sie übersehen. Die Dörfler hielten nicht bloß Fackeln in Händen, auch Mistgabeln und Hacken und allerlei Gerät. So jung es war, wusste Heidi doch, die Leute hatten das Werkzeug nicht mitgebracht, um dem Öhi beim Graben zu helfen.
    »Was willst du, Pfarrer?«, knurrte der Alte wie ein Tier, das beim Fressen gestört wird.
    »Das Handwerk will ich dir legen, Grabschänder.« Der Pfarrer, das war ein Junger mit blitzenden Augen, der sein Amt in düsterer Zeit als das eines Kreuzritters ansah. Gottes Gesetz musste mit Flamme und Schwert unter die Menschen gebracht werden, denn der Mensch wurde von Stunde zu Stunde weniger, während der Fürst der Finsternis, der Hohnlacher über den Tod, sich allerorts Eingang verschaffte. Der Teufel war es, der die Grenzlinie zwischen Tod und Leben, wie Gott sie bestimmt hatte, fortwischte und die Toten zu Lebenden machte und die Lebenden zu ihren Sklaven. Das wollte der Pfarrer nicht dulden, nicht in seiner Gemeinde. Seine Schafe, die waren entweder schwarz oder weiß, und die schwarzen mussten von den frommen geschieden werden.
    »Lass die Spitzhacke fallen, Gottloser, und überantworte mir Pflock und Hammer!«

    »Ich lass ihn eher niedersausen auf deinen Schädel«, gab der Öhi zurück, »als dass ich ihn fortgebe, ohne zu Ende zu bringen, was nottut.«
    Auf die Drohung murrten die Dörfler und rückten näher, aber der Alte, die eiserne Hacke erhoben, sah sie entschlossen an. Nun wagte sich keiner weiter.
    »Du versündigst dich gegen Gott«, sagte der Priester, »wenn du aus der Erde stiehlst, was bis zum Jüngsten Tag begraben sein soll.«
    »Das Jüngste Gericht ist für die Toten!«, schrie der Alte glühend. »Was da drin aber liegt - schau selbst, verblendeter Pfarrer! -, ist nicht tot!« Er hob die Hacke, holte weit aus und ließ sie niedersausen auf den Sarg, dass es dunkel über den Acker hallte. Sieben Jahre war der Ulmensarg in der Erde gewesen, doch so mächtig er auch zuschlug, er brachte den Deckel nicht zum Bersten.
    »Vereitelt das frevelnde Tun!«, befahl der Pfarrer.
    Um den Leuten, die in vielfacher Überzahl waren, die Furcht zu nehmen, legte er selbst Hand an den Alten. Der schüttelte das windige Priesterlein ab, als wäre es ein Heuhüpfer, der ihm auf den Ärmel gesprungen war. Der Pfarrer taumelte rückwärts, verlor sein Gleichgewicht, und ehe einer beispringen konnte, war er im Grabloch verschwunden.
    Das riss die Dörfler aus ihrer Erstarrung. Der Vorderste packte die Spitzhacke beim metallenen Ende und entwand sie dem Öhi. Zwei griffen ihn von hinten an, einen Arm fasste jeder und hinderte den baumstarken Mann, um sich zu schlagen. Als die Übrigen den Großvater wehrlos sahen, umringten sie ihn, und einer, das war der Bäcker, scheute sich nicht, ihm ins Gesicht zu speien.

    »Du hast uns die Pest in die Höhe gebracht«, zischte er. »Deine Gottlosigkeit nimmt den Niänenüütli die Furcht vor dem Herrn. Dafür wirst du bezahlen!«
    Heidi, dessen Herz so wild schlug, dass es meinte, man müsse es weithin hören, sah mit an, wie der Großvater vom Grabe fortgezerrt wurde, dorthin, wo trockene Äste und Zweige, die der Sturm von den Bäumen gerissen hatte, zu einem ordentlichen Haufen geschichtet lagen.
    »Deine Verbohrtheit müssen wir ausbrennen aus dir!«, rief der Bäcker.
    Obwohl der Pfarrer mittlerweile aus dem Loch
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