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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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benutzten; in den Stiel hatte jemand zu beiden Seiten ein Kreuz geschnitzt. Auf der Werkbank neben dem Herd fand Heidi kurze Pflöcke, deren Nutzen es nicht verstand; um sie als Zaunstelzen in den Boden zu hauen, waren sie nicht lang genug.
    »Was willst du mit den Pflöckli?«, fragte es.
    »Jetzt sollten wir erst einmal essen«, sagte der Großvater und machte eine Tür in der Wand auf, das war der Schrank. Auf einem Gestell lagen Teller und Tassen und Gläser und auf dem obersten ein rundes Brot und geräuchertes Fleisch.
    »Tu alles auf den Tisch«, sagte er. Während Heidi gehorchte, räumte er heimlich die Pflöcke fort. Er ging zum Kessel, schob den großen weg und drehte den kleinen heran, der an der Kette hing, und blies ein helles Feuer an. Im Kessel fing es zu sieden an, unten hielt der Alte an einer langen Eisengabel ein Stück Käse über die Flamme und drehte es, bis es auf allen Seiten goldgelb war. Heidi sprang zum Schrank und von da hin und her, der Großvater kam mit dem Käsebraten zum Tisch. Da lagen schon das runde Brot und zwei Teller und Messer, denn Heidi wusste, was man zum Essen brauchen werde.
    »So, das ist recht«, sagte der Großvater und legte den Braten auf das Brot als Unterlage. Darauf füllte er ein Schüsselchen mit Milch und stellte es vor das Kind. Heidi ergriff es
und trank ohne Aufenthalt, bis es leer war, denn der Durst von der Reise war groß. Jetzt tat es einen langen Atemzug.
    »Gefällt dir die Milch?«, fragte der Großvater.
    »Ich habe noch gar nie so gute Milch getrunken«, antwortete Heidi und biss vergnügt ins Brot, nachdem es von dem Käse daraufgestrichen, der weich wie Butter war, und das schmeckte kräftig zusammen.
    Jetzt ertönte ein schriller Pfiff. Der Großvater stand auf und trat unter die Schopftür, gleich war das Heidi bei ihm. Von oben herab kam es gesprungen, Geiß um Geiß, wie eine Jagd, und der Geißenpeter war mittendrin. Das war ein elfjähriger Bube, der jeden Morgen im Dörfli die Geißen holte und sie hoch auf die Alm hinauftrieb, damit sie die kräftigen Kräuter fraßen bis zum Abend. Dann sprang Peter mit den leichtfüßigen Tieren wieder ins Tal, und jeder Besitzer holte seine Geiß auf dem Dorfplatz ab.
    Mit einem Freudenruf schoss Heidi in das Rudel hinein und begrüßte eins um das andere. Vor der Hütte standen die Ziegen still. Aus der Herde heraus kamen zwei schlanke Geißen, eine weiße und eine braune, auf den Großvater zu und leckten seine Hände, denn er hielt ein wenig Salz darin.
    »Nun, Geißengeneral«, sagte er. »Du brauchst Stärkung, komm nur herein.« Er ging in die Hütte, und Peter riss die Augen auf, als er sah, welch ein mächtiges Stück Käse der Alm-Öhi ihm auf die Brotscheibe legte. Der Alte fasste Peter ins Auge, er wollte in einer ernsten Angelegenheit mit ihm sprechen, da schaute Heidi von draußen herein.
    »Sind die Geißen unser, Großvater?« Schon war es wieder im Freien, wo ein Wind in die Tannen fuhr und in den Wipfeln
rauschte. »Kommen sie in den Stall? Bleiben sie immer bei uns?« Es streichelte die eine und dann die andere und war ganz Glück und Freude.
    »Heute, wenn der Mond über der Alp aufgeht, bist du wieder da«, sagte der Großvater leise. Der Peter kaute am Brot. »Und stillschweigen wirst du, was auch immer du siehst.«
    Peter nickte, denn das Stillschweigen lag ihm gut. Es war eine große Anstrengung für ihn, seine Vorstellung in solche Worte zu fassen, die bedeuteten, was er meinte. Heute hatte er’s besonders schwer, weil es um die Unaussprechlichen ging. Wie sollte man die wohl benennen?
    »Wie heißen die Geißen denn?« Heidi kam hereingerannt und sah den Peter an. »Wie heißen sie, Peter? Wie heißen sie?«
    »Die weiße heißt Schwänli und die braune Bärli«, gab der Großvater zurück, da der Geißenpeter nur kaute. »Jetzt gehst du.« Der Alte stand auf. »Damit du bei Licht noch ins Dörfli kommst.«
    Peter gehorchte, denn der Öhi hatte ihn so angeschaut, dass er gleich genug davon hatte. Er schob noch ein Stück Käse in den Mund und verschwand mit seiner Schar den Abhang hinunter.
    Der Großvater versorgte die Geißen im Stall, das Heidi durfte mitkommen. Als sie in die Hütte traten, wurde es bereits dunkel.
    »Wo muss ich schlafen, Großvater?«
    »Wo du willst.«
    Neben des Großvaters Lagerstätte war eine Leiter aufgerichtet. Heidi kletterte hinauf. Oben war ein duftender Heuhaufen, und durch eine runde Luke sah man ins Tal.

    »Hier will ich schlafen«, rief es.
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