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Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Titel: Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck
Autoren: Unbekannt
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Wohnzimmer getrottet kam, stürzten sich beide Katzen so einmütig
auf ihn wie zwei böse große Jungs auf einen Neuen in der Klasse. Elsa flog von rechts
herbei und tatzte ihm eine, Nero kam von links und rammte ihn, dass Romeo jaulend
über den Holzboden flog, den Schwanz einkniff und heulte und bellte, alles zugleich.
Beide Katzen stellten sich vor ihn, aufgeplustert, einträchtig nebeneinander, grollend,
und Clara jammerte: »Mein Romeo! Deine Katzen bringen meinen Romeo um!«
    Isolde klatschte in die Hände,
verscheuchte die Katzen, beugte sich zu Romeo und wollte ihn beruhigen, aber er
schnappte nach ihr, und sie zog rasch die Hand zurück.
    »Ich gehe wieder«, schniefte Clara,
»ich komme ohne Hund, die nächsten Tage, und vielleicht ist ja bis dahin auch alles
wieder gut!« Und sie zog die Nase hoch und zeigte auf Nero und sagte: »Wer ist das
denn? Den habe ich schon mal gesehen, da kam er beim Metzger raus mit einer ganzen
Wurst im Maul.« Und dann heulte sie noch ein bisschen, und Isolde nahm sie in den
Arm und sagte: »Das wird schon. Du wirst sehen, alles wird gut, er ist ein so lieber
Junge, dein Danilo.«
    »Er hat keinen Ehrgeiz!«, seufzte
Clara, »und ihm schmeckt nicht, was ich koche.«
    Das Erstere fand Isolde nicht so
schlimm, das Zweite schon. Darüber würde man noch mal reden müssen, und sie beschloss,
Clara den Trick mit dem Sauerkraut und dem Champagner zu verraten. Das würde ihrem
Danilo schon schmecken.
    Der Hund jaulte, zitterte und wollte
unbedingt gehen, also gingen sie wieder, und auf dem Teppich saßen einträchtig zwei
Katzen, eine kleine Graue und ein großer Schwarzer, knabberten gleichgültig an ihren
Pfoten und dachten: Dem haben wir es aber ordentlich gegeben!
    Und der eigene Streit war begraben.
    In dieser Nacht geschah Folgendes:
Isolde ging früh zu Bett und las noch in einem Buch mit einer Geschichte von einem
Mann, der mittags zum Essen nach Hause kommt, und seine Frau erkennt ihn nicht,
sein Hund beißt ihn, sein Sohn ruft: »Wer ist der fremde Onkel?«, und traurig geht
er wieder, bis er an ein anderes Haus kommt, dem seinen ganz ähnlich, da schaut
eine Frau zum Fenster raus und ruft: »Was trödelst du denn so, das Essen steht schon
längst auf dem Tisch!« Er geht hinein, ißt mit ihnen, der Sohn ist nett und zeigt
ihm, was er gemalt hat, die Frau gefällt ihm auch, und dann klingelt es, und ein
anderer Mann kommt und sagt: »Hallo, Marta, was gibt's denn zu essen?« Die Frau
schreit: »Sie nennen mich nicht Marta, hinaus hier!« Und der Sohn fragt: »Wer ist
der fremde Onkel?« Und da geht der erste Mann hinaus und gibt dem zweiten schnell
seine eigene Adresse, da könnte es klappen, sagt er, versuchen Sie es mal.
    Und der Mann geht weg, und Tage
später sieht der erste Mann den zweiten glücklich in seinem früheren Haus bei seiner
früheren Frau sitzen, und so weiß im Grunde niemand, wer er eigentlich ist, oder?
Und alles ist auch genauso gut austauschbar. Wer hätte das gedacht.
     
    Isolde klappte das Buch zu und
wusste nicht, ob sie lachen oder sich gruseln sollte über diese Geschichte. Und
sie fragte sich, ob das mit Nero alles nur ein Zufall war, ob er wirklich wusste,
sich erinnerte, dass sie sie war, dass er bei ihr in Deutschland gelebt hatte, dass
er in diesem Haus schon einmal gewesen war? Sie würde es nie erfahren.
    Kurz ehe sie einschlief, fühlte
sie etwas Leichtes am Fußende: Elsa war heraufgesprungen und kringelte sich auf
ihrem Plätzchen zusammen.
    Und als Isolde am nächsten Morgen
aufwachte und irgendwie nicht richtig Luft bekam, da lag Nero neben ihrem Kopfkissen,
die dicken Pfoten an ihr Gesicht geschmiegt, und schnarchte, wie früher Bobert geschnarcht
hatte, und Isolde dachte: Hört das denn nie auf!
    Und sie war unaussprechlich froh,
fühlte sich warm und kräftig und heiter und wusste, dass alles gut war, noch besser
werden würde und dass wahrhaftig genug Liebe da war.
    Um das zu kontrollieren, reiste
Justus wieder an. Er hatte sie gefragt, ob nicht sie ihn besuchen wolle, aber Isolde
musste entrüstet ablehnen: Wie denn, bei zwei zu fütternden Katzen? Also kam er,
und Nero dachte: Der soll sich nur ja raushalten hier! Und er war nicht gewillt,
sich von Justus (wer ist der fremde Onkel?) streicheln zu lassen. Elsa sprang ihm
ohne Bedenken auf den Schoß, und Justus fand sie niedlich, hatte aber Nero gegenüber
ein paar Bedenken.
     
    In der Nacht lagen Justus und Isolde
in Isoldes riesengroßem Bett, das genug Platz für drei hatte.
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