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Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Titel: Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck
Autoren: Unbekannt
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noch
offen stehen, damit sie bei seltsamen Geräuschen jederzeit fliehen konnte. Am dritten
Tag hatte Isolde die alte Katzenklappe aktiviert, und Elsa begriff sofort, dass
man hier ein und aus gehen konnte, wie und wann immer man wollte, und am dritten
Tag streichelte Isolde sie auch zum ersten Mal richtig und lange und kraulte sie
hinter den Ohren, als sie von ihrem Streifzug zurückkam. »Elsa«, sagte sie, »du
bist meine Elsa, du wohnst jetzt hier, du sollst es gut haben.« Elsa sah sie an,
als wollte sie sagen: »In Ordnung, vielen Dank auch. Hauptsache, der Teller ist
immer gefüllt, du bist ein nettes altes Mädchen, wir versuchen es mal miteinander.«
     
    Und so war eigentlich alles in bester
Ordnung, doch immer wenn Isolde sich ans Klavier setzte und spielte, stieß Elsa
einen Klagelaut aus und verließ sofort das Zimmer. Das wäre nun nicht nötig gewesen,
denn so schlecht spielte Isolde auch wieder nicht. Aber was will man machen, Katzen
haben ihren eigenen Kopf, ihren eigenen Geschmack, und es war ganz offensichtlich,
dass Elsa das Klavier hasste. Nero hatte es geliebt, so sehr, dass er selber oft
genug auf den Tasten herumgelaufen war und abenteuerliche Töne erzeugt hatte, und
seine Spezialität war gewesen, mitten in der Nacht mit allen vier Pfoten aufs Klavier
zu springen, sodass das ganze Haus wach wurde. Er war ja auch mit Kagels Kater Karl
damals in Köln eng befreundet gewesen, und zusammen waren sie oft zu Kagels Freude
über das Klavier gelaufen, und Kagel, der ein berühmter Komponist war, hatte gerufen:
»Schönberg! Schönberg!« Das war ein äußerst moderner Komponist gewesen. Jetzt war
Kagel tot, Karl war tot, Schönberg war schon sehr lange tot, und wo Nero war, wusste
niemand, vielleicht war er auch längst tot. Und sie hatte nun eine Elsa, die das
Klavier nicht mochte, dafür aber nicht so anspruchsvoll und unverschämt war, das
hatte auch sein Gutes.
    Am fünften Abend folgte Elsa Isolde
ins Schlafzimmer, wartete einen Moment ab, sprang dann aufs Bett und schlief in
dieser Nacht zum ersten Mal am Fußende. Das war also auch geschafft. Und von dieser
Nacht an schlief Isolde wieder gut, fest und tief und ohne böse Träume, die sie
hochschrecken und denken ließen: Was soll nur werden? Was soll nur werden?
    Ja, was sollte schon werden, es
war wieder eine Katze da. Da konnte ja gar nichts mehr passieren, und das Einkaufen
machte für zwei auch wieder viel mehr Spaß als für einen allein. Isolde kaufte Hühnerleber
und hackte sie klein, mischte Haferflocken darunter, kaufte Katzenkekse und Kaninchenhäppchen
in Gelee, und Elsa wurde kräftiger, das Fell begann zu glänzen, sie bedankte sich
ab und zu mit einer Maus auf der Küchenmatte, man kam gut miteinander aus.
     
    Eines Tages hatte Isolde unbändigen
Appetit auf Sauerkraut. Ja, sie war in Italien, nein, dort aß man kein Sauerkraut,
ja, sie wollte die Speisen des Landes zubereiten und etwas italienischer und weniger
deutsch werden, aber sie hatte nun mal aus Deutschland noch ein paar Dosen Sauerkraut
mitgebracht, und sie liebte Sauerkraut, seit sie mal im Elsass gewesen war. Die
Elsässer essen morgens, mittags und abends Sauerkraut, na, vielleicht nicht ganz
so, aber doch sehr oft, und sie haben eine tolle Idee: In das heiße Sauerkraut auf
der Platte stellen sie ein eiskaltes Piccolofläschchen mit Sekt oder Champagner,
das sie vorher gut durchschütteln, und dann steht der kalte, geschüttelte Champagner
in dem heißen Sauerkraut, und wenn man jetzt vorsichtig den Korken löst, macht
es einen Knall und der Champagner spritzt weißschäumend heraus und fließt über das
Sauerkraut, und das ist dann so lecker, also, das kann man sich überhaupt nicht
vorstellen.
    Isolde konnte es sich vorstellen,
sie dachte schon den ganzen Tag an Sauerkraut, und ein gutes Mettwürstchen hatte
sie auch noch im Haus. Also wurden Kartoffeln geschält, gestampft, mit Milch, Butter
und Muskat zu einem köstlichen Kartoffelbrei verarbeitet, das Sauerkraut wurde mit
Schweineschmalz erhitzt, obendrauf lag das Mettwürstchen, und als alles fertig
war, kam es auf eine weiße Platte, und dann das Fläschchen Champagner mitten hinein

    »Elsa, Achtung!«, warnte Isolde,
und knall-bumms, der Korken schoss hoch, Elsa sauste in den Garten, der Champagner
floss übers heiße Sauerkraut und Isolde lief das Wasser im Mund zusammen. Sie
setzte sich und stand dann gleich noch einmal auf und ging in die Küche, denn es
fehlte Senf. Senf musste sein zur Mettwurst,
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