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Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Titel: Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck
Autoren: Unbekannt
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wieder war ihr, als hörte sie im Garten ein Rauschen und Rascheln, und
einmal maunzte auch jemand, etwas, ein Jemand, ein Etwas, es maunzte jedenfalls.
Sie fühlte sich gut und wohl und sicher und hatte das Gefühl, als würde irgendwann
bald etwas Schönes passieren.
    Und tatsächlich, etwas wirklich
Schönes passierte schon am nächsten Tag.
     
    Isolde stand in der Küche und kochte
sich eine Gemüsesuppe, als auf spitzen Pfoten, sehr langsam, sehr vorsichtig, den
Blick starr auf sie gerichtet, Elsa durch die offene Tür in die Küche kam. Immer
näher. Dann setzte sie sich einen Meter von Isolde entfernt auf den Küchenboden,
sperrte ihr Mäulchen auf und machte: »Mäh!«
    »Mäh?«, fragte Isolde. »Bist du
ein Schaf? Kannst du Fremdsprachen? Wie macht die brave Katze?«
    Und Elsa antwortete: »Mau!«
    »Das lass ich durchgehen«, sagte
Isolde, »miau oder maunz wäre besser, aber mau ist auch in Ordnung. Was aber bedeutet
mau, Elsa, meine Liebe?«
    Und Elsa riss wieder das kleine
rosa Mäulchen mit den spitzen weißen Zähnchen auf, ruderte mit einer Vorderpfote
durch die Luft und krähte: »Mau-mau!«
    »Maumau?«, fragte Isolde. »Willst
du Karten spielen? Sollen wir tatsächlich Mau-Mau spielen, meinst du das?«
    Elsa wurde ungeduldig, und Isolde
hatte ihren Spaß daran, sie ein wenig hinzuhalten, sie in dieser Küche zu behalten,
sich mit ihr zu unterhalten.
    Elsa kam einen Schritt näher. »Maunz!«,
sagte sie sehr laut und deutlich, und Isolde rief: »Ach so! Maunz! Maunz heißt in
der Katzensprache Hunger, oder?«
    Ihr war, als ob Elsa nickte. Sie
kam noch ein Stück näher und rieb plötzlich ihren kleinen Kopf an Isoldes Bein.
»Maunz maunz maunz«, machte sie und gurrte weich, und Isolde war glücklich und bewegte
sich nur ganz langsam, füllte ein in der Nähe stehendes Tellerchen — ihr schönstes,
das mit den Veilchen, eigentlich nicht für Katzen gedacht, aber es stand nun einmal
nah — mit ein paar Stückchen von der Knackwurst, die sie sich gerade in ihre Suppe
schnibbelte, und stellte den Veilchenteller ganz sachte neben ihre Füße. Elsa wich
nicht zurück. Sie stand neben ihrem Fuß, fraß die Wursträdchen, schnurrte beim Fressen.
Als sie fertig war, reckte sie sich und begann, sich umständlich zu putzen.
    Isolde traute sich, sich wieder
zu bewegen. Sie füllte ein Schälchen mit Wasser, stellte es an die Wand neben den
Schrank, stellte den Veilchenteller mit noch drei Stückchen Wurst daneben und sagte:
»Das ist jetzt dein Plätzchen, Elsa.« Und Elsa schaute, machte sich lang, machte
einen Buckel, stolzierte zum Teller, nahm im Vorübergehen die letzten drei Wurststückchen
zu sich und stakste dann, als wäre sie schon immer hier gewesen, ins Wohnzimmer.
    Da stand ein Sofa. Früher war es
mal grün gewesen, jetzt war es rot, vor ein paar Jahren neu bezogen von Danilos
Bruder Sebastiano. Es war dasselbe Sofa, auf das damals Nero mit seiner Rosa gesprungen
war und signalisiert hatte: »Hier sind wir jetzt zu Hause, bitte nicht beim Schlafen stören!«
    Nun war es rot, und nun war es
die kleine graue Elsa, die hinaufsprang, ein paarmal die Steppe trat, wie Isolde
das immer nannte, und sich dann drehte, einrollte, hinlegte und sofort, aber sofort
einschlief. Robert hatte immer gesagt: »Das ist der Milchtritt, den machen kleine
Katzen bei ihrer Mutter«, und Isolde hatte gesagt: »Nein, so treten Löwen die Steppe
platt, ehe sie sich hinlegen.«
    Wie auch immer, welcher Tritt es
nun auch gewesen sein mochte: Elsa lag, Elsa schlief, Isolde hatte wieder eine
Katze und liebte sie, sofort, von ganzem Herzen, wie man nur eine Katze lieben kann.
    Und sie war sehr glücklich, aber
Elsa zu streicheln traute sie sich noch nicht. Sie wollte nicht stören, und sie
ging in die Küche zurück, füllte sich Suppe in einen Teller und aß die Suppe auf
den Knien in dem Sessel, der dem Sofa gegenüberstand. Sie sah immerfort ihre Elsa
an und dachte: Wir beide werden jetzt alt miteinander.
    Danach ging sie ganz normal und
nicht besonders leise im Haus umher, wusch ab, hängte Wäsche auf, machte den Fernseher
an — Elsa lag da, blinzelte ab und zu, aber sie schlief, als hätte sie seit Monaten
keinen Schlaf gefunden, und wahrscheinlich hatte sie auch noch nie so warm, sicher
und ungestört irgendwo gelegen.
    Und dann war alles, als wäre sie
immer schon da gewesen. Von dem Moment an, an dem Elsa beschlossen hatte, zu bleiben,
blieb sie auch. An den ersten beiden Tagen musste vorsichtshalber die Türe
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