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Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Titel: Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck
Autoren: Unbekannt
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bisschen getigert, und sie streunte zu
ihrem Haus, um ein wenig zu fressen. Vielleicht ließ sie sich locken, anfassen
...
    Isolde öffnete ganz vorsichtig
die Tür zum Garten, rief ... aber da, husch, war die kleine Graue auch schon weg,
schnell wie der Blitz, scheu, und sie blieb lange weg, ehe sie wieder ganz vorsichtig
mit vorgerecktem Hälschen hungrig angeschlichen kam. Isolde saß drinnen am Fenster,
rührte sich nicht und beobachtete, wie sie den ganzen Teller leer putzte, immer
in Lauerstellung, mit unruhigem Schwanz und suchendem Blick, und als alles sauber
geleckt war, lief sie sofort durchs Unterholz davon. Isolde füllte das Tellerchen
gleich nach und hoffte, sie käme noch mal, aber es dauerte fünf Tage, bis sich die
kleine Graue wieder sehen ließ.
    Isolde hatte die Tür zur Terrasse
offen gelassen. Die Katze zögerte lange, kam dann doch und fraß. Na bitte, schon
ein Schrittchen näher, und beim dritten Mal durfte Isolde schon in der Nähe sitzen
und ihr zusehen. Aber immer wenn sie sich erhob oder eine Hand ausstrecken und locken
wollte — hui, war die kleine Graue weg, und Isolde taufte sie Elsa, nach der schönen
Arie »Elsa, nie sollst du mich befragen«, Elsa aus der Oper Lohengrin. Es war zwar
Lohengrin, den man nicht befragen sollte, aber dies war nun mal eindeutig kein Lohengrin,
sondern eine Elsa.
    Elsa kam jetzt öfter, wurde furchtloser,
sogar sichtbar ein bisschen runder, blieb aber scheu, ließ sich nicht berühren
und kam nie ins Haus. Sie hatte vielleicht schon schlechte Erfahrungen mit Menschen
gemacht. Aber sie kam, das war doch schon mal ein Anfang.
    Robert schickte in einer riesigen
Kiste liebevoll und sorgfältig verpackt einen zweiten roten Glaslüster aus Berlin
— wie würde Clara sich freuen! Doch wohl mehr als über einen Dampfkochtopf, hoffte
Isolde und kaufte sich in Como einen tollen Hut mit lila Rosen und eine Samtstola
für die näher rückende Hochzeit.
    Einmal saß Danilo abends bei ihr
und betrank sich und gestand ihr, Angst vor dieser Ehe und diesem ganzen Brimborium
zu haben. Er liebte Clara, ja, aber sie kommandierte ihn immer nur herum, und er
machte ihr nichts richtig, und sie hatte so unermesslich viele Wünsche und so abenteuerliche
Vorstellungen vom Eheleben — er wollte es eigentlich nur ruhig und nett haben,
aber sie dachte, sie würde dann mindestens Kaiserin von Italien oder so was ...
    Isolde lachte und sagte, dass ihrer
Meinung nach Männer und Frauen nicht wirklich gut zusammenpassten und dass das doch
auch reizvoll wäre, es immer wieder zu versuchen, aber Danilo trank mit glasigen
Augen noch einen Amaro und lallte: »Die Liebe, das ist das Schwierigste, die Liebe.«
    »Nein«, sagte Isolde, »schau, Danilo,
es mangelt ja nicht an Liebe in der Welt, Liebe ist ja immer da, aber wir wollen
zu viel. Die Liebe soll uns immer ALLES sein, das kann sie aber nicht. Verstehst du?«
    Nein, er verstand nicht, aber er
bedankte sich für den schönen Abend und trollte sich singend davon.
    Isolde sah ihm nach und kriegte
gerade noch mit, wie jemand vom Katzenteilerchen im Garten wegsauste, mit mächtigem
Geraschel ab durch die Büsche. Nero? Sie dachte täglich an diesen wunderbaren,
großen, wilden Kater, der ihr vor so vielen Jahren als winziges Kätzchen hier zugelaufen
war und der sie hier in diesem Dorf eines Tages nach all den gemeinsamen Jahren
in Deutschland auch wieder verlassen hatte, der einfach bei der Abreise nicht wieder
aufgetaucht, nicht mehr mitgefahren, nie mehr mitgefahren war. Nero.
     
     
    D ann kam Justus zu Besuch. Er kam
mit dem Auto und brachte den Best ihrer Sachen mit, worum sie ihn gebeten hatte.
Er sah blass und zerzaust aus und drückte Isolde lange an sich und seufzte: »Du
fehlst mir, du fehlst mir!«
    »Ich bin ja jetzt da«, lachte sie,
»und du bist auch da, und nun fehlt doch gar nichts mehr!«, und er fragte: »Ist
denn noch Liebe da?« »Liebe ist auch noch da«, sagte sie und kochte einen großen
Topf Spaghetti mit einer wunderbaren Sauce, wie nur sie das konnte, nein, nicht
nur sie: Bei Mariagrazia hatte sie gelernt, so eine Sauce zu kochen, aber für Justus
war das die beste Sauce der Welt. Liebe ist wichtig, aber Spaghetti mit einer guten
Sauce sind auch sehr wichtig.
     
    Während sie aßen, hatte Isolde
immer das Gefühl, irgendwie beobachtet zu werden.
    »Was ist«, fragte Justus, »warum
bist du so unruhig, du guckst immer zur Tür, erwartest du noch jemanden?«
    »Nein«, sagte Isolde, und das stimmte
ja auch und
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