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Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck

Titel: Heidenreich, Elke- Nero Corleone kehrt zurueck
Autoren: Unbekannt
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stimmte doch nicht. Sie erwartete schon noch jemanden, aber nicht wirklich
und nicht jetzt, ach, und überhaupt, nein. Und trotzdem wurde sie das Gefühl nicht
los, jemand sähe sie an, und einmal war ihr, als hätte sie am Fenster zwei grüne
glühende Kohlen gesehen, aber husch, waren die auch schon wieder weg, und wahrscheinlich
hatte sie sich alles auch nur eingebildet.
    Justus blieb fast zwei Wochen,
spielte jeden Tag lange auf ihrem inzwischen gut gestimmten Klavier und füllte das
kleine Haus mit Musik. Kurz vor der Hochzeit von Danilo und Clara musste er leider
wieder abfahren. Es war schön gewesen, ihn dazuhaben, aber Isolde war auch nicht
ganz unglücklich, als sie das Haus wieder für sich allein hatte. Sie brauchte Platz
und Stille und Zeit, um sich zu überlegen, wie sie in Zukunft leben wollte. So schrecklich
viel Zukunft gab es für sie ja auch nicht mehr, sie war, wie gesagt, nicht mehr
die Jüngste, aber sie wollte das Beste daraus machen. Was das Beste war, wusste
sie allerdings nicht. Wer weiß das schon?
     
    Während sie Justus da gewesen war,
hatte sich die kleine Elsa nicht ein einziges Mal blicken lassen. Die Vögel hatten
das Tellerchen leer gepickt, die Eichhörnchen, der Igel, aber keine Katze.
    Als Isolde von der Straße unten
zurückkam ins Haus — sie war ein kleines Stück mit Justus gefahren und hatte ihm
dann nachgewinkt und war zu Fuß nach Hause gegangen —, begegnete sie dem alten Bauern,
von dessen Hof Nero und Rosa stammten. Er ging ganz krumm und freute sich, als er
sie erkannte. Er hielt mit beiden Händen ihre Hand fest und fragte: »Beckenbauer!
Spielt der noch?« »Nein«, sagte Isolde, »schon lange nicht mehr, aber er lebt noch,
ich werde ihn von Ihnen grüßen.« »Ja«, sagte der alte Bauer, »machen Sie das, grüßen
Sie ihn, tanti saluti, er ist ein so guter Junge.« Und sie sah in seiner Nähe eine
zutrauliche kleine Katze, rot und weiß, wie Rosa gewesen war. Der Bauer war gut
mit seinen Tieren gewesen, hatte sie gefüttert und im Heu schlafen lassen. Aber
er war schon lange kein Bauer mehr. Er wohnte jetzt bei seinem Sohn, der Postbote
war und aus dem kleinen Acker, auf dem der Vater einst die Ziegen gehalten hatte,
einen Parkplatz gemacht hatte.
    An diesem Abend, als würde sie
ahnen, dass der fremde Mann wieder weg war, kam Elsa und fraß, gierig, hungrig,
und zum ersten Mal näherte sie sich Isoldes ausgestreckter Hand und nahm ein Stückchen
Fleisch. Isolde wusste, dass diese Katze bei ihr bleiben würde, irgendwann, nun
musste sie nur noch Geduld haben. Vielleicht war sie es gewesen, abends auf der
Fensterbank? Nein, sie hatte keine so glühenden Augen, sie war sanft und furchtsam,
aber wer sollte es denn dann ...? Nein, nein und nein.
    Die Hochzeit von Clara und Danilo
kam heran. Isolde dachte an ihre eigene Hochzeit mit Robert, damals, als sie noch
jung und noch Studenten waren. Sie waren so glücklich gewesen, so überzeugt von
ihrer Liebe, und sie hatten geheiratet wie die Hippies — mehr Blumen als Geld, mehr
zu trinken als zu essen, bunte Kleider, lustige Freunde, ein rauschendes, großzügiges,
trotzdem preiswertes Fest. Es war auch eine lange und gute Ehe daraus geworden,
aber ewig hatte sie dann doch nicht gehalten. Irgendwann waren Isolde und Robert
nicht mehr wirklich freundlich und liebevoll miteinander umgegangen und hatten
sehr undramatisch beschlossen, sich, ein wenig vorerst, zu trennen. Aus ein wenig
wurde schließlich länger, und Robert hatte Angelika kennengelernt und Isolde Justus,
und so lebten sie nun ein neues Leben, einander in Freundschaft verbunden, denn
aus dem alten blieben schließlich viele gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse,
viele Weißt-du-nochs. Und natürlich auch Erinnerungen an gemeinsame Katzen, und
so rief Robert ab und zu an und fragte: »Na, ist er aufgetaucht?«
    »Nein«, sagte Isolde. »Ich weiß
gar nicht, ob er noch lebt. Jeder will ihn mal gesehen haben, aber keiner ist sich
wirklich sicher, ob er es auch tatsächlich war. Weißt du, hier laufen inzwischen
viele Katzen mit einer weißen Pfote herum!«
    Robert lachte. »Das kann ich mir
vorstellen«, sagte er, »die hat er Kindern und Kindeskindern vererbt.« Und Isolde
erzählte von Elsa, und Robert sagte: »Dann wirst du ja bald wieder eine Katze haben,
das freut mich, zu dir gehören Katzen, Isolde«, und er erzählte, dass Angelika eine
Katzenallergie hätte, und Isolde grinste: Das geschieht dir recht, dachte sie.
    Bei der Hochzeit war sie
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