Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex
Autoren: Johanna Driest
Vom Netzwerk:
brauche.
    »Das braucht er bestimmt, wenn Gott mit geöffneten Armen auf ihn wartet.«
    »Tut er das?«
    »Gott? Auf ihn warten? Hoffen wir’s.« Sie lachte wieder zaghaft in mehreren Schüben. In den Intervallen dazwischen raunte sie mit tiefer Stimme: »Der Alte bleibt vor der Tür!«, was sie jedes Mal erneut belustigte.
    Mir aber war, als er mich am Flughafen in seine Arme nahm, klargeworden, dass er mit sich im Reinen war. Jedenfalls fühlte es sich so an.
    Der Schotterweg zu seinem Haus ist schmal, zu schmal für zwei Autos. Zur Rechten steigt der Fels schroff an, zur Linken fällt er ebenso steil ab, hinein in grünes Gestrüpp und Kiefernwald, immer begleitet von dem Blick aufs ferne Meer. Gerade als ich mich fragte, was so passieren würde, wenn uns ein Auto entgegenkäme, kam schon eines an. Und zwar mit gutem Tempo.
    »Der blöde Idiot!«, fluchte Papi.
    Ich flehte innerlich, Papi möge bremsen und stehen bleiben, aber er hielt nicht an, sondern fuhr so weit, bis er Schnauze an Schnauze mit dem schwarzen aggressiv wirkenden Landrover stand.

    Keiner von beiden machte Platz. Ich hätte echt eine Zeitung herausholen können, um zu lesen.
    »Ist das ein Nachbar?«, fragte ich schließlich.
    »Kann sein, kann nicht sein«, knurrte Papi. »Ich kenn nicht alle Leute.«
    Ich zog es vor, mich zurückzuhalten. Seine Laune war im Arsch, wie er früher gesagt hätte, als er noch kein Mensch gelassener Heiterkeit war.
    Nach einer Weile bat ich ihn nachzugeben. Das tat er dann auch und setzte den Wagen im ärgerlichen Zickzack zweihundert Meter zurück, wo eine Ausweichbucht in den Fels geschlagen war.
    Durch die abgedunkelten Scheiben unseres schwarz lackierten Feindes hatte ich nicht sehen können, wer hinter dem Steuer saß, doch nun, als er an uns vorbeifuhr, den Arm heraushängend, als würde er ihm gleich abfallen, grinste uns ein gut aussehender dunkelhaariger Mann an.
    »Fuck you«, sagte Papi. »Wahrscheinlich’n Rumäne, die fahren hier rum und kundschaften aus, welche Häuser leer stehen und wo was zu holen ist.«
    Als wir die ansteigenden Kurven hinter uns hatten und das Plateau erreichten, erhob sich vor uns eine mächtige Mauer mit einem Automatiktor. Nichts davon war vorher da gewesen.
    »Was ist denn das?«, fragte ich überrascht, denn hinter dem Tor leben nur Papi und acht Nachbarn, alle außer Sichtweite. Die neue Mauer ist sehr hoch und oben mit einer Rolle Stacheldraht gekrönt. Das schwarze Tor besteht aus spitzen, in den Himmel weisenden Lanzen.
    »Sie haben alle Schiss vor der ETA«, brummte er.
    »Wer, sie?«
    »Der Baulöwe aus Madrid, der TV-Mogul, der Weingutbesitzer
aus Barcelona und der Politiker, der die PP mitbegründet hat.«
    »Ist das die baskische Untergrundorganisation, die neulich Terroranschläge in Valencia verübt hat?«
    »Das ist die ETA. Die PP ist so was wie die CDU in Deutschland.«
    Inzwischen saß ich aufrecht und schaute mir die Befestigung genau an. Es sah ganz so aus, als würden die Leutchen hier den nächsten Weltkrieg oder die Invasion der Hungrigen aus dem Osten erwarten.
    Papi nahm einen Funkdrücker aus der Seitenkonsole, und das Tor öffnete sich.
    Ich erinnerte mich, wie ich in den Ferien öfter den schmalen Waldweg zur Asphaltstraße hinuntergejoggt war, wo mich dann meine Freunde abholten. Über diese Mauer aber würde ich es nicht schaffen.
    »Hier kommt wohl keiner rein?«, fragte ich in möglichst harmlosem Tonfall.
    »Sollte er es schaffen, würde er es bereuen«, sagte Papi und lachte.
    »Warum?«
    »Siehst du da vorne die beiden schwarzen Brüder?«
    Vor der Mauer der ersten Villa standen zwei große schwarze Hunde, die spitzen Ohren aufgerichtet, sprungbereit.
    Meine gute Laune war verflogen. »Sind die bissig?«
    Papi lachte wieder, aber nur kurz, so dass es wie ein Bellen klang. »Du kannst ja mal ’nen Finger rausstrecken.«
    Langsam fuhren wir weiter, und die beiden Hunde folgten uns heftig bellend. Als wir vor unserem Tor hielten, das wie ein »Sesam, öffne dich!« leise surrend auffuhr, sprang einer der Böslinge mit den Zähnen an mein Fenster. Mein Magen zog sich zusammen, ich rückte von der Tür ab, was Papi auffiel,
aber ich lächelte ihn mutig an. Ich ahnte, dass ich jetzt nicht aufgeben durfte.
    Als sich das Tor hinter uns schloss, blieben die schwarzen Kläffer draußen.
    »Gut erzogen«, sagte Papi, als wir ausstiegen.
    In der Haustür stand Anna. Sie ist seit sechzehn Jahren Papis Frau. Mit beiden Händen schüttelte sie ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher