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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter
Autoren: Jo Nesbo
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als ich mit dem linken Daumen auf den Off-Knopf der
Fernbedienung drückte. Gewöhnlich machte ich das mit rechts, doch mein rechter
Arm war gerade nicht frei. Und obwohl er fast schon eingeschlafen war, wollte
ich ihn um nichts in der Welt bewegen. Er stützte nämlich den hübschesten
Kopf, den ich kannte. Jetzt wandte dieser Kopf sich mir zu. Ihre Hand schob
die Decke zur Seite, um mich richtig zu sehen:
    »Und
du hast wirklich in ihrem Bett geschlafen, nachdem du sie erschossen hattest?
Neben ihr? Wie breit war dieses Bett noch mal?«
    »1,01 Meter, jedenfalls laut IKEA-Katalog.«
    Dianas
große, blaue Augen starrten mich entsetzt an. Aber - wenn ich mich nicht irrte
- auch mit einer gewissen Bewunderung. Sie trug ein hauchdünnes Neglige von
Yves Saint Laurent, das sich kühl anfühlte, wenn es einem - wie jetzt - sanft
über den Körper glitt, das aber wahrlich zu brennen begann, wenn sich unsere
Körper aneinanderpressten.
    Sie
stützte sich auf die Unterarme.
    »Wie
hast du sie erschossen?«
    Ich
schloss die Augen und stöhnte. »Diana! Wir haben uns doch geeinigt, nicht mehr
darüber zu sprechen.«
    »Ja,
aber ich bin jetzt bereit dafür, Roger. Ich verspreche es.«
    »Schatz,
hör mal...«
    »Nein!
Morgen wird der Polizeibericht veröffentlicht, dann erfahre ich die Details
ohnehin. Ich würde sie lieber von dir hören.«
    Ich
seufzte. »Bist du sicher?«
    »Ganz
sicher.«
    »Ins
Auge.«
    »In
welches?«
    »Das
hier.« Ich legte meinen Zeigefinger auf ihre hübsch geformte, linke Augenbraue.
    Sie
schloss die Augen und atmete tief und langsam durch. Ein und wieder aus. »Womit
hast du sie erschossen?«
    »Mit
einer kleinen schwarzen Pistole.«
    »Wo
...«
    »Die
habe ich in Oves Haus gefunden.« Ich streichelte ihr mit dem Finger von der
Augenbraue zu den hohen Wangenknochen. »Und da kam sie dann auch wieder hin.
Ohne meine Fingerabdrücke natürlich.«
    »Und wo hast du sie
erschossen?«
    »Im Flur ihrer Wohnung.«
    Dianas
Atem ging bereits spürbar schneller. »Hat sie etwas gesagt? Hatte sie Angst?
Hat sie mitbekommen, was vor sich ging?«
    »Ich weiß es nicht. Ich
habe gleich geschossen.«
    »Und was hast du empfunden?«
    »Trauer.«
    Sie lächelte vage.
»Trauer? Wirklich?«
    »Ja.«
    »Obwohl sie versucht
hat, dich in Clas' Falle zu locken?«
    Mein
Finger hielt inne. Nicht einmal jetzt, einen Monat nach den Geschehnissen,
mochte ich es, wenn sie seinen Vornamen nannte. Aber sie hatte natürlich
recht. Lottes Auftrag hatte gelautet, meine Geliebte zu werden. Sie sollte mich
mit Clas Greve bekannt machen und mich dann überreden, ihn zu einem
Bewerbungsgespräch um die Stelle bei Pathfinder einzuladen. Danach sollte sie
kontrollieren, dass alles nach Plan ging.
    Wie
lange hatte sie gebraucht, um mich an den Haken zu bekommen? Drei Sekunden? Und
schon hatte ich hilflos gezappelt, während sie mich langsam einholte. Doch
dann war etwas Überraschendes geschehen: Ich hatte sie fallen lassen. Mich als
ein Mann gezeigt, der seine Frau so sehr liebte, dass er freiwillig auf eine
aufopfernde Geliebte verzichtete, die nicht eine einzige Forderung an ihn
stellte. Und so war sie gezwungen, ihre Pläne zu ändern.
    »Sie
tat mir wohl leid«, sagte ich. »Ich glaube, ich war bloß der letzte all der
Männer, die Lotte im Laufe ihres Lebens verlassen haben.«
    Ich
spürte, wie Diana zusammenzuckte, als ich den Namen aussprach. Gut.
    »Sollen
wir über etwas anderes reden?«, schlug ich vor.
    »Nein,
ich will jetzt darüber reden.«
    »Okay,
dann erzähl mir, wie Greve dich verführt und dich dazu gebracht hat, die Rolle
derjenigen zu übernehmen, die mich manipuliert.«
    Sie
lachte leise. »In Ordnung.«
    »Hast
du ihn geliebt?«
    Sie
wandte sich zu mir und sah mich lange an. Ich wiederholte die Frage.
    Sie
seufzte und schmiegte sich an mich. »Ich war verliebt.«
    »Verliebt?«
    »Er
wollte mir ein Kind schenken. Deshalb habe ich mich in ihn verliebt.«
    »So
einfach?«
    »Ja. Aber das ist nicht
einfach, Roger.« Sie hatte natürlich recht. Es war nicht einfach. »Und du warst
bereit, für dieses Kind alles zu opfern? Sogar mich?«
    »Ja, sogar dich.«
    »Auch
wenn das bedeutete, dass ich dabei ums Leben komme?«
    Sie
stieß mit ihrer Stirn leicht gegen meine Schulter. »Nein, das wollte ich nicht,
das weißt du doch ganz genau. Ich dachte, dass er dich nur überreden wollte,
ihm diese Stelle doch zu geben.«
    »Hast
du ihm das wirklich geglaubt, Diana?«
    Sie
antwortete nicht.
    »Wirklich,
Diana?«
    »Ja, ich
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