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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River
Autoren: Das Duell der Traveler
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haben Hunger und Durst?«
    »Und sie können sterben.«
    Maya nickte. »Ich habe die Hinrichtung vor dem Haus gesehen.«
    »Diese Leute können sich nicht an die Vergangenheit erinnern«, sagte Gabriel. »Sie haben keine Erinnerungen an Liebe oder Hoffnung oder irgendein anderes Glück.«
    Gabriel legte seinen Arm auf Mayas Schulter, und sie half ihm aus der Aula. Draußen auf dem Gang stolperten sie an den beiden Männern vorbei, die sie getötet hatte.
    »Wie bist du hergekommen? Du bist kein Traveler.«
    »Ich habe ein Portal gefunden.«
    »Was soll das heißen?«
    Maya erzählte ihm von Kaiser Augustus’ Sonnenuhr und von der Reise nach Äthiopien, die sie gemeinsam mit Simon Lumbroso unternommen hatte. Sie entschied sich dagegen, Gabriel zu sagen, dass die Tabula Vine House angegriffen und beinahe seine Freunde ermordet hatten. Sie hätte noch Zeit für diese Geschichten, aber nicht jetzt, da sie fliehen mussten.
    Gabriel öffnete eine Tür zu einem Raum voller Reihen grüner Aktenschränke. Der modrige Geruch erinnerte Maya an alte Bücher, die im Keller vergammeln. Die einzige Lichtquelle waren zwei Gasflammen, die aus einer lecken Leitung brannten.
    »Das hier macht keinen sicheren Eindruck«, sagte Maya. »Wir sollten das Gebäude verlassen.«
    »Auf dieser Insel kann man sich nicht verstecken. Wir müssen den Durchgang finden, der uns zurück in unsere Welt bringt.«
    »Aber der könnte sonst wo sein.«
    »Der Verwalter hat gesagt, dass dieser Raum in allen Legenden über Traveler erwähnt wird. Der Durchgang muss hier irgendwo sein. Ich kann es fühlen.«
    Gabriel packte die Kante eines Metalltischs und rückte ihn vor die Tür. Er schien seine Kraft zurückzugewinnen, suchte Kisten und Stühle zusammen und stapelte sie auf dem Tisch. Wochenlang hatte Maya von diesem Augenblick geträumt – sie und Gabriel zusammen in dieser seltsamen Welt. Aber was würde als Nächstes passieren? Als Simon Lumbroso ihr zum ersten Mal von den Einstiegsstellen erzählte, hatte er eins betont: Man muss auf demselben Weg zurück, auf dem man gekommen ist. Maya hatte noch gar nicht daran gedacht, dass ihr persönlicher Rückweg möglicherweise im dunklen Fluss verloren gegangen war. Könnte sie mit Gabriel hinüberwechseln, oder würde sie für immer an diesem Ort gefangen bleiben?
    Nachdem Gabriel die Tür ausreichend verbarrikadiert hatte, lief er an den Metallschränken vorbei in den Arbeitsbereich in der Mitte des Raumes. Plötzlich blieb er stehen und starrte ein Bücherregal an der Wand an.
    »Siehst du die schwarze Linie? Das könnte es sein.«
    Er lud sich die Arme mit Aktenordnern voll, die er auf einen der Arbeitstische warf. Dann schob er das Bücherregal zur Seite, bis eine Wand zum Vorschein kam. Der Traveler lächelte Maya an wie ein Matheschüler, der soeben eine besonders knifflige Gleichung gelöst hat.
    »Unser Heimweg …«
    »Wie meinst du das, Gabriel?«
    »Genau hier. Das ist der Durchgang.« Er umfuhr die Form mit dem Zeigefinger. »Kannst du ihn sehen?«
    Maya beugte sich vor und sah nichts als Risse im Putz. In dem Moment wusste sie – sie dachte es ohne Worte –, dass sie ihn verlieren würde. Schnell trat sie ins Dunkel zurück, damit er ihr Gesicht nicht lesen konnte. »Ja«, log sie. »Ich sehe es.«
    Jemand hämmerte gegen die Eingangstür. Die Wölfe hatten die Tür zentimeterweit aufgedrückt, und nun warfen sie sich dagegen. Die Barrikade geriet ins Rutschen.
    Der Traveler ergriff Mayas Hand und drückte sie fest. »Hab keine Angst, Maya. Wir werden zusammen hinüberwechseln.«
    »Vielleicht geht etwas schief. Vielleicht verlieren wir uns.«
    »Wir werden immer miteinander verbunden bleiben«, sagte Gabriel. »Ich verspreche dir, dass wir zusammenbleiben werden, egal, was passiert.«
    Er trat ein paar Schritte vor, und dann schaute sie zu, wie sein Körper im Putz verschwand, als wäre die Wand ein Wasserfall mit einer versteckten Höhle dahinter. Er zog sie nach: Komm mit mir, meine Geliebte . Aber ihre Hand stieß gegen die harte Steinwand, und Gabriels Finger entglitten ihr.
    Mit einem letzten Ruck drückten die Wölfe die Tür auf. Gabriels Barrikade flog zur Seite, und alles fiel zu Boden. Maya verließ den Arbeitsbereich und postierte sich in einen Gang zwischen zwei Schrankreihen. Sie hörte schweres Atmen und Stimmengeflüster. Ein Krieger hätte immer ein vertrautes Schlachtfeld gewählt, aber diese Männer ließen sich in ihren Entscheidungen vom Hass leiten.
    Sie wartete
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