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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River
Autoren: Das Duell der Traveler
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fünf Herzschläge ab und zeigte sich dann auf dem Mittelgang. Etwa sieben Meter vor ihr stand ein Mann mit einer Metallstange, an deren Ende eine Messerklinge festgezurrt war. Maya kehrte zu ihrer Position zwischen den Schrankreihen zurück, als ein zweiter Mann mit Speer um die Ecke bog.
    Sie bewegte ihre Hände ohne einen Gedanken oder einen Plan. Sie rannte los und zielte mit dem Schwert auf die Augen des Angreifers, dann schlug sie die Speerspitze mit einer Bewegung aus dem Handgelenk nach unten. Sie setzte einen Fuß darauf und drückte den Speer zu Boden, um im selben Moment das Schwert hochzureißen und dem Gegner in die Brust zu rammen.
    Der Tote fiel rückwärts, aber aus Mayas Gedanken war er längst verschwunden. Sie zog zwei Schubladen heraus und benutzte sie als Tritte, um auf den Aktenschrank zu klettern. Jetzt kauerte sie in der einen Meter hohen Lücke zwischen Schrank und Zimmerdecke und beobachtete den zweiten Angreifer, der vorsichtig durch den Gang schlich. Die Zeit verlangsamte sich. Maya hatte das Gefühl, alles wie durch die Gucklöcher einer Maske zu beobachten.
    Als der Wolf bei seinem Kameraden angekommen war, sprang sie hinter ihm vom Schrank und schlitzte seinen Rücken entlang der Wirbelsäule auf. Nun lagen beide Leichen übereinander, und Stille herrschte im Raum.
     
    Maya verließ die Schule und lief durch die Straße bis zu einem verbogenen Stoppschild. Etwa hundert Meter vor ihr züngelte eine große Gasflamme wie eine Kerze, die vor einem geöffneten Fenster steht. Maya drehte sich langsam um die eigene Achse und ließ den Blick durch ihre neue Welt schweifen. Es war nicht länger von Bedeutung, ob sie nach links ging oder nach rechts. Die Wölfe waren überall. Hin und wieder würde sie vielleicht ein Versteck finden, aber das wäre nur eine kurze Verschnaufpause in einem endlosen Kampf.
    Am Ende der Straße erschienen zwei Männer mit Keulen und Messern. »Hier drüben!«, schrien sie. »Sie ist hier! Wir haben sie gefunden!« Wenige Sekunden später hatten sich ihnen drei weitere Wölfe angeschlossen. Sie umrundeten die Gasflamme und stellten sich vor ihr auf.
    Während sie allein mitten auf der Straße stand, wurde Maya die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst. Sie würde in diesem Reich der Wut und des Hasses gefangen sein, bis man sie tötete. Verdammt durch das Fleisch. Ja, das stimmte. Aber war sie auch gerettet worden?
    Maya fiel ein, was Gabriel ihr über diese Männer erzählt hatte. Sie erinnerten sich nicht an ihre Vergangenheit. Sie hingegen konnte sich ihr Leben in der Vierten Sphäre ins Gedächtnis rufen. Es war eine Welt von großer Schönheit, aber sie war auch voller glitzernder Ablenkungen und falscher Götzen. Was war real? Was gab dem Leben einen Sinn? Im Augenblick des Todes ging alles verloren außer der Liebe. Die Liebe konnte einen Menschen stärken, heilen, vervollkommnen.
    Die fünf Männer berieten sich und stellten einen Angriffsplan auf. Maya zog das Schwert und schwang es hin und her, sodass sich das Licht der Flammen in der Klinge spiegelte. »Los, kommt schon!«, schrie sie. »Ich warte auf euch! Kommt her!«
    Die Männer rührten sich nicht, und Maya streckte sich, packte das Schwert mit beiden Händen und sammelte ihre Kraft in den Unterschenkeln. Gerettet durch das Blut , dachte Maya.
    Sie holte tief Luft, stürmte auf die Wölfe zu, während ihr Schatten ihr über die Risse im Asphalt folgte.
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