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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River
Autoren: Das Duell der Traveler
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alle verschwunden waren, lief Maya über die Straße ins Nachbargebäude der Schule. Irgendeine Bombe war hier explodiert, die von der Treppe nur einen Metallrahmen mit ein paar wenigen Querträgern übriggelassen hatte. Maya kletterte mit Händen und Füßen bis ins oberste Stockwerk hoch, dann sprang sie über eine etwa einen Meter breite Lücke auf das Dach der Schule.
    Als sie den Flur im dritten Stock betrat, entdeckte sie einen dünnen, bärtigen Mann, der an einen Heizkörper angekettet war. Er trug eine grüne Seidenkrawatte, deren Knoten so fest zugezogen war, dass es aussah wie bei einer Schlinge.
    Der Mann schien bewusstlos zu sein, trotzdem kniete Maya neben ihm nieder und stieß ihm den Schwertgriff an die Brust. Er öffnete die Augen und lächelte. »Sind Sie eine Frau? Sie scheinen eine Frau zu sein. Ich bin Pickering, der Damenschneider.«
    »Ich bin auf der Suche nach dem Mann im Rollstuhl. Wohin haben sie …«
    »Das ist Gabriel. Jeder will mit dem Besucher sprechen.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Unten – in der alten Aula.«
    »Wie viele Wachen?«
    »Im gesamten Gebäude sind es zwölf oder mehr, in der Aula selbst nur ein paar. Der Verwalter traut seinen eigenen Wölfen nicht.«
    »Können Sie mich hinbringen?«
    Pickering schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Meine Beine wollen nicht mehr.«
    Maya nickte und entfernte sich dann. »Vergessen Sie meinen Namen nicht«, rief der Mann. »Ich bin Mr. Pickering. Gabriels Freund .«
    Maya stand am Kopf der Treppe, atmete gleichmäßig und machte sich auf einen langen Kampf ohne Pausen gefasst. Ihr Vater und auch Mother Blessing hatten immer einen Unterschied darin gesehen, ob man einen Feind beobachtet oder wirklich erkennt. Die meisten Bürger verbrachten ihr Leben mit der passiven Beobachtung der Dinge, die sich ringsum ereigneten. Im Kampf musste man alle Sinne einsetzen und sich ganz auf den Gegner konzentrieren, um seine nächste Bewegung vorausahnen zu können.
    Den ersten Treppenabsatz stieg Maya so langsam hinunter wie eine Schülerin, die nicht wieder in den Unterricht will. Als sie weiter unten jemanden hörte, wurde sie schneller und nahm zwei Stufen auf einmal. Einer der Leibwächter des Verwalters schleppte sich die Treppe hoch. Sie überrumpelte ihn und versenkte die Schwertspitze zwischen seinen Rippen. Sekunden später war sie im Erdgeschoss angekommen und stürzte durch den Flur auf zwei weitere Wölfe zu. Sie schlug dem ersten Mann in den Hals, wich einem Keulenschlag aus und stach dem zweiten in den Bauch.
    Das Schwert fest umklammert, rannte sie ins Auditorium. Eine der Wachen stand nahe beim Eingang. Maya erstach ihn und sprang auf die Bühne. Der Verwalter stand von seinem Schreibtisch auf und griff nach seinem Revolver. Aber noch bevor er zielen konnte, schwang Maya das Schwert von oben herab und schlug ihm die Hand ab. Der Verwalter schrie, aber Maya riss die Klinge hoch und brachte ihn für immer zum Schweigen.
    Sie drehte sich um, und vor ihr saß Gabriel im Rollstuhl. Er öffnete die Augen, als sie die Seile an seinen Armen zerschnitt. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie. »Kannst du stehen?«
    Gabriel öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch da ertönte ein knarzendes Geräusch aus dem hinteren Teil der Aula. Vier bewaffnete Männer waren in den Saal getreten, und es wurden von Sekunde zu Sekunde mehr. Sechs Wölfe standen Maya gegenüber. Sieben. Acht. Neun.

DREIUNDVIERZIG,,
    G abriel stand aus dem Rollstuhl auf und machte ein paar unsichere Schritte auf die Männer zu. »Was ist mit dem Essen?«, fragte er. »Jetzt, da der Verwalter tot ist, könnt ihr so viel zu Essen haben, wie ihr wollt. Der Vorratsraum liegt am anderen Ende des Innenhofs.«
    Die Wölfe schauten sich an. Maya rechnete mit einem Angriff, aber dann schlüpfte der Mann, der der Tür am nächsten stand, aus der Aula. Alle ließen die Waffen sinken und stürzten hinterher.
    Gabriel streckte die Hand aus, berührte Mayas Arm, und dann lächelte er, als wären sie wieder in dem Loft in Chinatown. »Bist du wirklich hier, Maya? Oder träume ich vielleicht nur wieder …«
    »Es ist kein Traum. Ich bin hier. Ich habe dich gefunden.«
    Maya steckte das Schwert in den Köcher zurück und umarmte Gabriel. Wie abgemagert er war. Sein Körper war gebrechlich und schwach.
    »Wir dürfen nicht hierbleiben«, sagte Gabriel. »Sobald sie das Essen untereinander aufgeteilt haben, werden sie nach uns suchen.«
    »Dann sind sie wie Menschen aus unserer Welt? Sie
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