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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River
Autoren: Das Duell der Traveler
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dem Holzfeuer, das neben den Gewächshäusern brannte. Als die Mädchen eine Lichtung überquerten, fielen die Schneeflocken plötzlich nicht mehr nach unten, sondern drehten sich im Kreis, so, als würde eine Geisterfamilie zwischen den Bäumen Fangen spielen.
    In der Ferne war ein mechanisches Geräusch zu hören, das immer lauter wurde. Die Mädchen blieben stehen. Sekunden später donnerte ein Helikopter mit dem Logo der Forstverwaltung von Arizona über ihre Köpfe hinweg und das Tal entlang. Sie hatten schon öfter solche Hubschrauber gesehen, aber nur im Sommer. Es war merkwürdig, dass einer im Februar über das Tal flog.
    »Wahrscheinlich vermissen sie jemanden«, sagte Melissa. »Bestimmt hat sich irgendein Tourist auf der Suche nach den indianischen Ruinen verlaufen.«
    »Und jetzt wird es dunkel«, sagte Alice. Es musste schlimm sein, sich so ganz allein wiederzufinden, dachte sie, und müde und verängstigt durch den Schnee zu stolpern.
    Helen beugte sich vor und schlug Alice auf die Schulter. »Du bist dran!« Und schon rannten sie erneut los.
     
    Unter dem Helikopter hingen ein Nachtsichtgerät und ein Thermo-Bildgenerator. Das Nachtsichtgerät fing das sichtbare Licht ebenso auf wie den unteren Bereich des Infrarotspektrums, während der Thermo-Bildgenerator jedes Objekt aufspürte, das Wärme ausstrahlte. Beide Geräte schickten ihre Daten an einen Computer, der alles zu einem einzigen Videobild kombinierte.
    Knapp dreißig Kilometer vor New Harmony saß Nathan Boone auf der Rückbank eines ehemaligen Bäckerei-Lieferwagens, der zu einem Überwachungsfahrzeug ausgebaut worden war. Er nippte an seinem Kaffee – schwarz, ohne Zucker – und starrte auf den Monitor, auf dem ein Schwarzweißbild von New Harmony auftauchte.
    Der Sicherheitschef der Bruderschaft war ein akkurat gekleideter Mann mit kurzem, grauem Haar und Nickelbrille. Er hatte eine ernste, beinahe herablassende Art. Polizisten und Grenzschützer sagten bei der ersten Begegnung mit ihm stets »Ja, Sir«, und Zivilisten senkten für gewöhnlich den Blick, wenn er sie ansprach.
    Boone hatte schon während seiner Militärzeit mit Nachtsichtgeräten gearbeitet, aber die neue Dualkamera bedeutete einen echten Fortschritt. Jetzt konnte er Ziele sowohl außerhalb auch als innerhalb von Gebäuden gleichzeitig sichten: Eine Person spazierte vor dem Haus zwischen Bäumen umher, die andere stand in der Küche und spülte Geschirr. Noch hilfreicher war, dass der Computer die Lichtquellen neuerdings bewerten und mit hoher Trefferquote einschätzen konnte, ob es sich bei einem Objekt um einen Menschen oder eine heiße Bratpfanne handelte. Boone betrachtete die Kamera als einen Beweis für seine These, dass Wissenschaft und Technik – die Zukunft insgesamt, wenn man so wollte – auf seiner Seite waren.
    George Cossette, der andere Mann im Lieferwagen, war ein Überwachungs experte, den man aus Genf eingeflogen hatte. Er war ein blasser, junger Mann mit unglaublich vielen Lebensmittelallergien. Während der achttägigen Observierung hatte er gelegentlich den bordeigenen Internetanschluss genutzt, um auf Plastikfiguren von Comic-Helden zu bieten.
    »Geben Sie mir eine Zahl«, sagte Boone, den Blick unentwegt auf die Übertragung aus dem Helikopter gerichtet.
    Cossette konzentrierte sich auf den Computerbildschirm und tippte Befehle ein. »Alle Wärmequellen oder nur die menschlichen?«
    »Nur die menschlichen. Danke.«
    Klick. Klick. Cossettes Finger flogen über die Tastatur. Wenige Sekunden später erschienen die Umrisse der achtundsechzig Einwohner von New Harmony auf dem Bildschirm.
    »Wie exakt ist das?«
    »Zwischen achtundneunzig und neunundneunzig Prozent. Eventuell haben wir eine oder zwei Personen übersehen, die sich am Rand des Scannerfeldes aufhalten.«
    Boone nahm seine Brille ab, putzte sie mit einem kleinen Flanelltuch und betrachtete das Video ein zweites Mal. Seit vielen Jahren predigten die Traveler und ihre Wegweiser vom so genannten »Licht« im Innern eines jeden Menschen. Inzwischen hatte man aus dem wirklichen Licht – nicht dem von der spirituellen Art – eine neue Detektionsmethode entwickelt. Es war unmöglich geworden, sich zu verstecken, selbst bei Dunkelheit.
     
    Alice betrat die Küche, und die Schneeflocken, die in ihren Haaren hingen, schmolzen, noch bevor sie ihre Jacke ausgezogen hatte. Das Haus ihrer Familie war im Stil des amerikanischen Südwestens gebaut, mit einem Flachdach, kleinen Fenstern und wenigen
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