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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River
Autoren: Das Duell der Traveler
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an. Ein großer, bärtiger Mann hielt ein Gewehr auf Brian gerichtet. Der Fremde trug grünbraune Tarnkleidung, so wie die Jäger, die Alice auf der Straße Richtung San Lucas gesehen hatte. Er hatte sich die Wangen mit dunkelgrüner Tarnfarbe beschmiert, und er trug eine Spezialbrille mit Gummiband. Er hatte sich die Brille in die Stirn geschoben, und die beiden Brillengläser, die zu einer einzigen Linse zusammenliefen, erinnerten Alice an ein gehörntes Monster.
    »Wie heißt du?«, fragte der Mann Brian. Seine Stimme klang gleichgültig und tonlos.
    Brian gab keine Antwort. Er schob den Stuhl zurück und stand langsam auf.
    »Ich habe dich was gefragt, Junge.«
    »Ich bin Brian Bates.«
    »Ist hier sonst noch jemand im Gebäude?«
    »Nein. Nur ich.«
    »Und was machst du hier?«
    »Versuche, ins Internet zu kommen.«
    Der bärtige Mann lachte leise. »Das ist Zeitverschwendung. Wir haben gerade das Kabel zum Hochplateau durchgeschnitten.«
    »Wer sind Sie?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken, Junge. Wenn du erwachsen werden willst, Frauen flachlegen, ein eigenes Auto fahren, all das Zeug, dann solltest du meine Fragen beantworten. Wo ist der Traveler?«
    »Welcher Traveler? Seit dem ersten Schneefall ist hier niemand mehr vorbeigekommen.«
    Der Mann schwenkte sein Gewehr. »Spiel hier nicht den Ahnungslosen. Du weißt, wovon ich rede. Ein Traveler war hier, zusammen mit einem Harlequin namens Maya. Wo sind sie hin?«
    Brian verlagerte vorsichtig sein Gewicht, so als wolle er in Richtung Tür spurten.
    »Ich warte auf eine Antwort, Junge.«
    »Fahr zur Hölle …«
    Brian machte einen Satz nach vorn, und der Bärtige feuerte sein Gewehr ab. Die Schüsse waren so laut, dass Alice von der Tür zurückschreckte. Eine ganze Minute lang versteckte sie sich im Schatten und spürte den Knall in ihrem Körper nachvibrieren; schließlich traute sie sich zum Türspalt zurück. Der Mann mit dem Gewehr war verschwunden, und Brian lag auf der Seite, so als wäre er auf dem Fußboden eingeschlafen, zusammengekrümmt um eine Pfütze aus hellrotem Blut.
    Ihr Körper hatte sich nicht verändert, aber ihr Alice-Ich – das Mädchen, das mit seinen Freunden alberte und Cello spielte – war plötzlich viel kleiner geworden. Alice hatte das Gefühl, in einer hohlen Statue zu stecken und die Welt von ganz weit fern zu beobachten.
    Stimmen. Alice trat einen Schritt zurück ins Dunkel, als Brians Mörder mit sechs anderen Männern zurückkehrte. Alle trugen Tarnkleidung und Kopfhörer mit kleinen Mikrofonen, die sich an Drähten zu ihren Mündern hinbogen. Jeder der Männer hatte ein anderes Gewehr bei sich, aber alle Waffen waren mit Ziellasern ausgestattet, die oben auf dem Lauf klemmten. Der Anführer – ein älterer Mann mit kurzen Haaren und einer Brille mit Drahtgestell – redete leise in sein Headset. Er nickte und schaltete den kleinen Sender aus, der an seinem Gürtel steckte.
    »Okay, Summerfield und Gleason haben mit den Thermo-Bildgeneratoren Position bezogen. Sie werden jeden aufhalten, der zu fliehen versucht, aber ich will nicht, dass es dazu kommt.«
    Einige Männer nickten. Einer von ihnen überprüfte seinen Ziellaser, und ein kleiner roter Punkt tanzte über die weiße Wand.
    »Und nicht vergessen: Die Waffen, die wir Ihnen ausgehändigt haben, sind auf die Bewohner der Siedlung registriert. Falls Sie aus irgendeinem Grund eine unregistrierte Waffe benutzen müssen, merken Sie sich bitte Ihren Standort, das Ziel und die Anzahl der abgegebenen Schüsse.« Der Anführer wartete, bis seine Männer nickten. »Okay. Sie wissen, was zu tun ist. Fangen wir an.«
    Die sechs Männer zogen sich ihre Spezialbrillen über die Augen und verließen den Raum, nur der Anführer blieb. Er lief hin und her und sprach gelegentlich in sein Mikrofon. Ja. Bestätigt. Nächstes Ziel. Der Anführer ignorierte Brians Leiche, fast so, als hätte er sie gar nicht bemerkt; als er vor ein dünnes Rinnsal aus Blut trat, stieg er ohne innezuhalten und sehr elegant darüber hinweg.
    Alice ließ sich in eine Ecke der Abstellkammer sinken, zog die Knie an die Brust und schloss die Augen. Sie musste etwas unternehmen – zu ihrer Mutter laufen, die anderen warnen –, aber ihr Körper weigerte sich, eine Bewegung zu machen. Alices Gehirn fabrizierte einen Gedanken nach dem anderen, aber sie ließ sie unbeteiligt vorüberziehen wie verzerrte Bilder auf einem Fernsehschirm. Irgendjemand weinte, schrie –, und plötzlich hörte Alice eine
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