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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River
Autoren: Das Duell der Traveler
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einzige Licht kam von der Laterne. Sie schaukelte hin und her, als der Wächter über den Betonfußboden auf eine zweite Tür zuschlurfte. Maya sah sich um und entdeckte, dass die Geschichte der Bundeslade an die Wände gemalt worden war. Israeliten mit der Hautfarbe von Äthiopiern folgten der Lade auf dem langen Weg durch die Wüste Sinai. Die Lade wurde in die Schlacht gegen die Philister getragen und dann in Salomos Tempel aufbewahrt.
    Die zweite Tür wurde geöffnet, und sie folgte dem Wächter in den nächsten, viel größeren Raum. Die Bundeslade stand in dessen Mitte und war von einem bestickten Tuch bedeckt. Zwölf Steinguttöpfe, deren Deckel mit Wachs versiegelt waren, bildeten einen Kreis um die Lade. Maya erinnerte sich an Petros’ Erzählung vom gesegneten Wasser, das ein Mal im Jahr herausgeholt und an unfruchtbare Frauen verteilt wurde.
    Der Priester beobachtete Maya die ganze Zeit, so als rechnete er damit, dass sie gewalttätig werden würde. Er stellte die Laterne auf den Fußboden, ging zur Lade und zog das Tuch herunter. Die Bundeslade war eine vollständig mit Blattgold überzogene Holzkiste. Sie reichte Maya bis an die Knie und war etwa einhundertdreißig Zentimeter lang. An den Seiten befanden sich zwei Stäbe, die von Ringen gehalten wurden, und zwei goldene Engel knieten auf dem Deckel. Die himmlischen Wesen hatten menschliche Körper mit Adlerköpfen und Adlerflügeln. Die Flügel funkelten im Licht der Laterne.
    Maya kniete sich vor die Lade, betastete beide Engel, hob den Deckel an und setzte ihn auf das bestickte Tuch ab. Sei vorsichtig , ermahnte sie sich selbst. Kein Grund zur Eile. Sie beugte sich vor, spähte in die Lade hinein und sah nichts als den Kistenboden aus Akazienholz. Es ist nichts , dachte sie. Kompletter Betrug . Hier gab es keine Einstiegsstelle in eine andere Sphäre, sondern bloß eine alte, vom Aberglauben geschützte Holzkiste.
    Wütend und enttäuscht drehte sie sich nach dem Wäch— ter um. Er stand auf seinen Stock gestützt und belächelte ihre Dummheit. Sie schaute erneut in die Lade, und diesmal entdeckte sie einen winzigen schwarzen Fleck in einer der unteren Ecken. Ist das ein Brandfleck? , fragte sie sich. Eine Unregelmäßigkeit im Holz? Aber noch während sie darüber nachdachte, wurde der schwarze Punkt größer, so groß wie ein britischer Penny, und dann begann er plötzlich, auf der Holzoberfläche zu treiben.
    Der Fleck erschien ihr unermesslich tief, ein Stück vom dunklen, unendlichen All. Als er tellergroß war, steckte Maya eine Hand in die Lade und berührte die Schwärze. Ihre Fingerspitzen verschwanden vollkommen darin. Erschrocken riss sie die Hand zurück. Sie war noch in dieser Welt. Sie war noch am Leben.
    Als der Fleck sich nicht mehr bewegte, vergaß sie den Wächter und die anderen Priester, sie vergaß alles außer Gabriel. Ob sie ihn finden würde, wenn sie sich hineinwagte?
    Maya beruhigte sich und zwängte den rechten Arm ins Dunkel. Diesmal konnte sie etwas fühlen – eine stechende Kälte, die ihre Haut zum Kribbeln brachte. Sie steckte den linken Arm hinein, und der Schmerz erschreckte sie. Plötzlich überkam sie das Gefühl, von einer riesigen Welle umgerissen und von einer mächtigen Strömung ins Meer gezogen zu werden. Ihr Körper wand sich und wurde dann ins Nichts hineingesogen. Maya wollte Gabriels Namen aussprechen, aber es war unmöglich. Sie war jetzt in der Finsternis, und kein Laut kam über ihre Lippen.

EINUNDVIERZIG
    S trömender Regen begrüßte Boone in der Chippewa Bay am Sankt-Lorenz-Strom. Er stand am Rand des Anlegers und konnte das Schloss auf Dark Island kaum erkennen. Boone hatte die Insel nur wenige Male besucht. Vor Kurzem war hier die Konferenz abgehalten worden, bei der Nash dem Vorstand das Schattenprogramm vorgestellt hatte. Eigentlich hätte Boone jetzt in Berlin sein und nach den Kriminellen fahnden sollen, die das Computerzentrum zerstört hatten, aber der Vorstand hatte ihn auf die Insel bestellt. Obwohl ihm nichts Angenehmes bevorstand, hatte er die Anweisung zu befolgen.
    Als die beiden Söldner endlich dazugekommen waren, wies Boone den Kapitän der Fähre an, den Fluss zu überqueren. Er setzte sich in die Kabine und taxierte die beiden Männer, die ihm dabei helfen sollten, eine bestimmte Person zu eliminieren. Beide Söldner waren eben erst aus Rumänien in die USA immigriert und entfernt miteinander verwandt. Sie trugen lange Namen mit zu vielen Vokalen, und Boone hielt es nicht der
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