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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River
Autoren: Das Duell der Traveler
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York verlassen und sich einen Unterschlupf in Kanada oder Europa suchen.
    Manchmal nannte Hollis ihre Gruppe lachend »die vier Flüchtlinge«. Gabriel hatte das Gefühl, Freunde gefunden zu haben. An manchen Abenden bereitete jeder Loftbewohner einen Menügang zu, und dann setzten sie sich zu einem ausgedehnten Essen um den Tisch, spielten Karten und rissen Witze darüber, wer wohl das schmutzige Geschirr abspülen würde. Selbst Maya musste gelegentlich lächeln, und sie wurde ein Teil der Gruppe. In diesen Momenten verlor Gabriel seine Unsicherheit, er vergaß, dass er ein Traveler war und Maya ein Harlequin und dass sein normales Leben der Vergangenheit angehörte.
     
    An einem Mittwochabend veränderte sich alles. Die Gruppe hatte zwei Stunden in einem Jazzclub im West Village verbracht. Während sie nach Chinatown zurückschlenderten, warf ein Lieferwagenfahrer einen Stapel gebündelter Boulevardzeitungen auf den Bürgersteig. Gabriels Blick fiel auf die Schlagzeile, und er blieb abrupt stehen.
    SIE HABEN IHRE EIGENEN KINDER UMGEBRACHT!
67 TOTE BEI SEKTEN-SELBSTMORD IN ARIZONA
    Es folgte ein Artikel über die Siedlung New Harmony, die Gabriel erst wenige Monate zuvor auf der Suche nach der Wegweiserin Sophia Briggs besucht hatte.
    Sie kauften drei verschiedene Zeitungen und kehrten zum Loft zurück. Nach Angaben der Polizei von Arizona hatte eine Art religiöser Wahn das Massaker ausgelöst. Die Reporter hatten bereits mit den früheren Nachbarn der toten Familien gesprochen. Alle waren sich einig – die Einwohner von New Harmony mussten verrückt gewesen sein. Sie hatten gute Jobs und schicke Häuser zurückgelassen, um in der Wüste zu leben.
    Hollis überflog den Artikel in der New York Times . »Hier steht, die Gewehre seien auf die Siedlungsbewohner registriert gewesen.«
    »Das beweist noch gar nichts«, sagte Maya.
    »Die Polizei hat die Videobotschaft einer britischen Frau gefunden«, sagte Hollis. »Angeblich hat sie irgendeine Ansprache über die Vernichtung des Bösen gehalten.«
    »Martin Greenwald hat mir vor ein paar Wochen eine E-Mail geschickt«, sagte Maya. »Er hat nichts von einem Problem angedeutet.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du Kontakt zu Martin hattest«, sagte Gabriel überrascht und beobachtete, wie Mayas Gesichtsausdruck sich veränderte. Sofort wurde ihm klar, dass sie ihnen irgendetwas Wichtiges verschwieg.
    »Na ja, doch, hatte ich.« Maya versuchte, den Augenkontakt mit Gabriel zu meiden, und verzog sich in den Küchen— bereich.
    »Was hat er dir geschrieben, Maya?«
    »Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich fand, dass es das Beste wäre …«
    Gabriel stand auf und machte einen Schritt auf sie zu. »Sag mir, was er geschrieben hat!«
    Maya stand neben der Tür zum Treppenhaus. Gabriel fragte sich, ob sie lieber weglaufen, statt seine Frage beantworten würde.
    »Martin hat einen Brief von deinem Vater bekommen«, sagte Maya. »Er hat sich nach den Bewohnern von New Harmony erkundigt.«
    Einige Sekunden lang hatte Gabriel das Gefühl, als wären das Loft, das Gebäude, die ganze Stadt verschwunden; er war wieder ein Junge, er stand im Schnee und beobachtete die Eule, die über den qualmenden Ruinen seines Zuhauses ihre Kreise zog. Sein Vater war weg, für immer verschwunden.
    Er blinzelte und kehrte zurück ins Hier und Jetzt: Hollis tobte vor Wut, Vicki wirkte verletzt, und Maya schien angesichts ihres Verhalten nichts zu empfinden als Trotz.
    »Mein Vater lebt?«
    »Ja.«
    »Was ist passiert? Wo ist er?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Maya. »Martin war vorsichtig genug, mir diese Information nicht übers Internet zu schicken.«
    »Aber warum hast du mir nicht erzählt, dass …«
    Maya unterbrach ihn, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. »Weil ich wusste, dass du dann nach New Harmony zurückgefahren wärst, und das war zu gefährlich. Ich hatte geplant, selbst wieder nach Arizona zu fahren, sobald wir New York verlassen hätten und du irgendwo sicher untergekommen wärst.«
    »Ich dachte, wir hängen zusammen in der Sache drin«, sagte Hollis. »Keine Geheimnisse. Alle im selben Team.«
    Wie immer versuchte Vicki sich als Schlichterin. »Ich bin sicher, Maya weiß selbst, dass sie einen Fehler gemacht hat.«
    »Du glaubst, Maya würde sich entschuldigen?«, fragte Hollis. »Wir sind keine Harlequins, was bedeutet, dass wir, zumindest in ihren Augen, nicht auf einer Stufe mit ihr stehen. Sie hat uns immer schon wie einen Haufen Kinder
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