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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Luftschiff näherte, hatte es den Anschein, als würde es noch stetig wachsen, wobei es einen zunehmend größeren Teil des Himmels verdeckte. Seine Außenhaut war mit einer reflektierenden Silberfarbe beschichtet, die sogar bei dem herrschenden stürmischen Wetter glänzte. Die Hindenburg überquerte den Marineflughafen in zweihundert Metern Höhe. Der Scharfschütze beobachtete, wie sich Passagiere im Salonbereich des Luftschiffes aus den Fenstern lehnten und versuchten, ihren Familienangehörigen unten auf dem Boden etwas zuzurufen. Der Flugriese brauchte ungefähr eine Viertelstunde, um zur Einleitung des Landeanflugs von Westen einen weiten Kreis zu beschreiben. Etwa eine Viertelmeile vor dem Ankermast brüllten die Motoren plötzlich auf, als sie auf Rückwärtslauf geschaltet wurden, um das Luftschiff abzubremsen. Und wenige Sekunden später ergossen sich drei Sturzfluten Ballastwasser aus einer Öffnung im Rumpf des Luftschiffes, um eine ungleichmäßige Gewichtsverteilung zu kompensieren.
    Jemand hatte im Hangar einen Lautsprecher montiert, sodass der Scharfschütze hören konnte, was der Radiosprecher erzählte, während das Luftschiff zur endgültigen Landung ansetzte. Die Stimme des Reporters klang unnatürlich hoch und furchtbar erregt.

    »Nun, da kommt es schon, Ladys und Gentlemen. Wir sind jetzt draußen, außerhalb des Hangars, und was für einen großartigen Anblick bietet das Schiff! Einfach wunderbar! Es kommt vom Himmel herab, seine Nase deutet erst auf uns und jetzt auf das obere Ende des Ankermastes.«
    Der Scharfschütze brachte sein Gewehr - eine.375 Nitro Express, die eher zu einem afrikanischen Großwildjäger gepasst hätte als zu einem Scharfschützen - an die Schulter und wartete. Das erste der schweren Ankertaue wurde aus dem Bug geworfen. Noch einmal suchte er mit dem Zielfernrohr die Fenster ab. Dann fiel das zweite Ankertau zur Erde, während Arbeiter das Schiff an den Mast zogen. Sie sahen aus wie Ameisen bei dem Versuch, einen widerspenstigen Elefanten abzuschleppen.
    »Das Luftschiff steht jetzt praktisch still«, fuhr der Sprecher fort und wurde hörbar aufgeregter, während er das Geschehen beschrieb. »Seile wurden gerade aus der Nase des Schiffes abgeworfen, und das Schiff wird jetzt unten auf dem Landefeld von einer Anzahl Männer festgehalten …«
    Indem er das Gewehr ein winziges Stück zur Seite bewegte, fand der Scharfschütze sein Ziel.
    »Der Regen setzt soeben wieder ein, nachdem er kurz zuvor ein wenig nachgelassen hatte, aber …«
    Die Patronen im Gewehr hatte er eigenhändig hergestellt. Er hatte nur einen Tag und eine Nacht Zeit gehabt, sie anzufertigen, und nur zwei von ihnen probeweise in einem verlassenen Steinbruch abgefeuert. Beide hatten ganz genauso funktioniert, wie er es erwartet hatte, aber er konnte sich trotzdem nicht von der Befürchtung frei machen, dass sie bei der Aufgabe, die sie erledigen sollten, am Ende doch noch versagen konnten.
    Herb Morrisons Stimme, die aus dem Lautsprecher drang,
bekam einen fieberhaften, hektischen Klang, während er die Landung kommentierte: »… die Heckmotoren des Schiffes halten es in Position, damit es nicht …«
    Das Gewehr krachte. Der Rückschlag entsprach einem brutalen Rammstoß gegen die Schulter. Bei einer Geschwindigkeit von mehr als sechshundert Metern pro Sekunde brauchte die Kugel eins Komma zwei Sekunden, um ihr Ziel zu erreichen. In diesem winzigen Zeitraum verbrannte eine Beschichtung um das Spezialgeschoss, und zum Vorschein kam ein weiß glühendes Stück brennenden Magnesiums. Im Gegensatz zu einem Leuchtspurgeschoss, das während seiner gesamten Flugbahn brennt, zeigte sich der glühende Kern dieser Kugel erst kurz bevor sie einschlug.
    Um Wasserstoff zum Brennen zu bringen, ist Luft nötig. Ein zufälliger Funke hätte den Wasserstoff in den riesigen Traggastanks des Luftschiffes niemals in Brand setzen können. Erst wenn der Wasserstoff freigelassen wird und sich mit Luft mischt, kann ein solches Geschoss eine Explosion auslösen. Aber die Kugel sollte das Gas nicht entzünden. Zumindest nicht direkt.
    Der Scharfschütze hatte auf das Rückgrat der Hindenburg gezielt. Die enorme Hitze des Geschosses erzeugte einen Riss in der dotierten Hülle des Zeppelins, während es auf seiner Flugbahn über die gesamte Länge dem Luftschiff folgte. Als es die Heckflosse erreichte, hatte es genügend Geschwindigkeit eingebüßt, um das Leitwerk zu treffen und im Duraluminiumrahmen steckenzubleiben. Noch
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