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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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auf die selbst die ärmsten Länder der Dritten Welt herabschauen und dabei auf ihre Leistungen stolz sein konnten. Die meisten mittelständischen Firmen Amerikas verzeichneten höhere Gewinne, als die ZAR an Steuereinnahmen
verbuchen konnte. Im Durchschnitt verdiente jeder Einwohner des Landes weniger als einen Dollar am Tag. Es gab nur wenige Naturreichtümer und Bodenschätze, eine geringe Infrastruktur und überhaupt keine Hoffnung. Weshalb jemand Zeit aufwendete, um sich ein Stück von diesem armseligen Kuchen abzuschneiden, das spottete jeglicher Logik. Caribe Dayce wäre sicherlich bald ein Herrscher über einige tausend Quadratkilometer eines totalen Nichts.
    Der Regen rauschte durch den dünnen Nebel, der vom Fluss aufstieg, verzerrte Konturen und ließ die ersten Stadtbewohner, die sich aus ihren Behausungen wagten, wie Geister aussehen, die in ihre Gräber zurückkehren wollten. Der Fahrer einer der Hilfsorganisationen öffnete die Tür seines großen Volvo-Lasters und ließ den Motor an. Die erste Tagesladung Flüchtlinge würde sich in ungefähr einer halben Stunde auf den Weg außer Landes machen.
    Mit ein wenig Glück würde Cali an diesem Vormittag die letzten Kilometer zu dem Punkt überwinden, wo der Scilla in den Chinko mündete, sich dort vergewissern, dass ihre Theorie zutraf, und gegen Mittag bereits wieder nach Bangui zurückkehren.
    Sie zog sich vom Fenster zurück, knöpfte zuerst ihr Hemd zu und benutzte dann das Gummiband, das sie um ihr Handgelenk trug, um ihr rotes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenzuraffen. Eine Baseballmütze verhüllte die letzten widerspenstigen und verknoteten Strähnen. Sie putzte sich die Zähne mit Wasser aus einer Flasche und spuckte es in das Waschbecken, das außen an der Toilettenzelle angebracht war. Sie hielt sich über dem Toilettensitz in der Schwebe und ließ nicht zu, dass ihre Haut das verdreckte Becken berührte. Da sie ihren wertvollen Wasservorrat nicht vergeuden wollte, beschränkte sie sich darauf, sich mit einem in Alufolie eingeschweißten
Erfrischungstuch den Schlaf aus dem Gesicht zu wischen. Mit Hilfe eines Handspiegels schminkte sie sich die Lippen mit einem SPF-30-Lippenstift. Obwohl ihr Haar - dank Clairol - dunkelrot war, hatte ihr Gesicht die blasse Farbe einer Karotte und war zudem noch reichlich mit Sommersprossen gesegnet.
    Als sie ihr Spiegelbild im schmeichelnden Licht der Morgendämmerung betrachtete, stellte Cali zufrieden fest, dass sie es sogar in dieser unfreundlichen Umgebung schaffte, einige Jahre jünger auszusehen als siebenunddreißig. Im vorangegangenen Jahr hatte ihre Arbeit sie fast acht Monate lang fern von zuhause auf Trab gehalten und an Orte geführt, wo sie Mühe hatte, ausreichend Nahrung aufzutreiben, um ohne Schwächeanfall den Tag zu überstehen. Daher hatte sie ihre Figur notgedrungen halten können, ohne über ein zusätzliches Fitnessprogramm nachdenken zu müssen.
    Tolle Figur, dachte sie, ohne an sich hinunterzublicken, eine fast eins achtzig große Bohnenstange mit BH-Körbchen der Größe B, schmalen Hüften und einem flachen Hintern. Sie hatte noch nicht einmal die grünen Augen, die in Liebesromanen zur Grundausstattung fast jeder Rothaarigen gehören. Ihre Augen waren nämlich dunkelbraun, und obwohl sie ziemlich groß aussahen und weit auseinanderstanden, waren sie nun mal nicht grün. Dafür war ihre ältere Schwester mit solchen grünen ausgestattet - und auch mit der Oberweite und dem Gesäß und all den anderen Kurven, die die Männer so anlockten, seit sie der Pubertät entwachsen war.
    Wenigstens hatte Cali den Mund.
    Als Kind hatte sie sich immer wegen der Größe ihres Mundes geschämt. Wie jeder Heranwachsende hasste sie es aufzufallen. Es war schon schlimm genug, dass ihr Haar so weit leuchtete wie ein Richtfeuer und dass sie größer war als alle
Jungen in ihrer Schulklasse, aber sie war auch noch mit einem Mund gestraft, der für ihr Gesicht viel zu groß war, und mit Lippen, die ständig aussahen, als seien sie geschwollen. Deswegen hatte man sie schon im Kindergarten ständig gehänselt. Dann, plötzlich, während ihres ersten Jahres an der Highschool, hatten die Hänseleien aufgehört. In diesem Sommer war ihr Gesicht herangereift. Wangenknochen prägten sich aus und erzeugten elegante Rundungen und Konturen, die ihren Mund von etwas zu groß Geratenem in etwas äußerst Sinnliches verwandelten. Ihre Lippen zeigten ein herausforderndes Schmollen, das in der Männerwelt stets lüsterne
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