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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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dann ein betrunkenes Gelächter. Die örtlichen Truppen, die abkommandiert worden waren, um die Evakuierung Kivus zu überwachen, hatten seit ihrer Ankunft ständig getrunken. Der einzelne Offizier, der sie befehligen sollte, schien dabei von allen der Schlimmste zu sein. Nicht einmal die sechs belgischen Angehörigen der Friedenstruppe, die die UN hierhergeschickt hatten, machten sich die Mühe, die Soldaten vom Alkohol oder auch vom Genuss des starken Marihuana, das hier Bhang genannt wurde, abzuhalten.
    Cali blieb auf dem Fußboden liegen, für den sie sich als Schlafplatz entschieden hatte. Bereits während der ersten Stunde ihres Aufenthaltes hatte sie festgestellt, dass der buntscheckige Teppich weitaus weniger Ungeziefer beherbergte als das Bett. Zusammengepresste Brüste waren auf jeden Fall leichter zu ertragen, als von Fliegen oder Gott weiß sonst noch gepiesackt zu werden. Als sie am Abend des vorangegangenen Tages im Hotel angekommen war, hatte es kein Wasser gegeben, daher roch sie nach Schweiß, Schmutz und DEET. Der unruhige Schlaf nach dieser strapaziösen Fahrt von der Hauptstadt Bangui hierher hatte nicht gerade dazu beigetragen,
dass sich ihr schmerzender Körper erholte. Sie drehte sich auf den Rücken. Sie hatte in Shorts, Sport-BH und leicht zugebundenen Schuhen geschlafen. Ihre Zunge klebte am Gaumen, und als sie sie endlich lösen konnte, stellte sie fest, dass ihre Zähne einen klebrigen Belag hatten.
    Beinahe widerstrebend kroch die Morgendämmerung über die Stadt. Im Licht der aufgehenden Sonne löste sich das Blätterdach draußen vor ihrem Zimmer zu einem in Grau und Silbern gehaltenen Vegetationsteppich auf. Cali befürchtete, dass ein unerwarteter Lichtschein die betrunkenen Soldaten animieren könnte, wild um sich zu schießen. Daher ließ sie die Taschenlampe neben ihrem Nachtlager liegen. Sie schlüpfte in ein Buschhemd und tastete sich im Halbdunkel vorsichtig zum Fenster.
    Die Stadt klebte an den schlammigen Ufern des Chinko, einem Nebenfluss des Ubangi, der sich in den mächtigen Kongo ergoss. Kivu war rund um die Plantagen französischer Kolonialisten entstanden, die seitdem längst wieder vom Urwald überwuchert worden waren. Während die meisten Gebäude nicht mehr als runde, mit Schilf gedeckte Lehmhütten waren, konnte sich Kivu zusätzlich mit einer Ansammlung von Steinbauten brüsten, die um einen zentralen Platz herum angeordnet waren. Eines dieser Gebäude war ein verlassener Verwaltungsbau, in dem nun die Soldaten hausten, und das andere war ihr Hotel, hoffnungsvoll auf den Namen Ritz getauft. Es war zweistöckig und nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen mit Einschusslöchern übersät. Eine Viertelmeile flussaufwärts befand sich ein Flugplatz mit einer unbefestigten Start- und Landebahn, die aber noch in Gebrauch war.
    Kivu war eine winzige Insel in einem Urwaldmeer, das aus einem undurchdringlichen Ineinander von Bäumen und
Sümpfen bestand, das dem Amazonasdschungel Konkurrenz machen konnte. Es gab keinen elektrischen Strom, seitdem der Inhaber des einzigen Kaufhauses mitsamt seiner Familie und dem einzigen Generator der Stadt geflohen war, keinerlei Kanalisation oder fließendes Wasser. Und die einzige Verbindung zur Außenwelt war das Satellitentelefon in ihrem Rucksack. Kivu hatte sich in den letzten hundert Jahren nur wenig verändert, und es schien unwahrscheinlich, dass sich dieser Zustand im nächsten Jahrhundert ändern würde. Falls die Stadt überhaupt diese Woche überlebte.
    Zwei Wochen zuvor waren Berichte in die Hauptstadt gelangt, dass eine Gruppe von Rebellen aus dem Sudan die Grenze überschritten hätten und in südlicher Richtung unterwegs seien, um den östlichen Teil des Landes zu isolieren. Man ging mittlerweile davon aus, dass die Vorhut von Caribe Dayce’ Volksrevolutionsarmee nur noch vier Tage von Kivu entfernt war. Von hier aus wären es nur noch fünfzig weitere Kilometer bis zum Ubangi - und damit zur Staatsgrenze des Kongo. Die Regierung der zentralafrikanischen Republik hatte die Absicht, dort, außerhalb der Stadt Rafai, ihre Verteidigungslinie aufzustellen. Doch nur wenige glaubten, dass die kümmerlichen Streitkräfte verhindern konnten, dass Rafai Dayce in die Hände fiel. Wer immer sich nachher noch in dieser Region aufhielte, würde unter die Herrschaft eines Rebellen geraten, der sich von Idi Amin und Osama bin Laden inspirieren ließ.
    Cali murmelte einen Fluch.
    Die Zentralafrikanische Republik war eine der wenigen Nationen,
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