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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei
Autoren: M Jackson
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Nummer wählte, doch ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie ihn unbedingt wiedersehen musste – und zwar bald!
    Sie wartete, bis die Kinder im Bett waren oder zumindest in ihren Zimmern. Matt, mit elf der Älteste, hörte man oft noch bis in die frühen Morgenstunden herumwerkeln. Molly hingegen schlief für ihr Leben gern und musste morgens oft wachgerüttelt werden. Tom war sechs und protestierte am lautesten, wenn er ins Bett musste, ließ sich aber mühelos mit einem Satz neuer Fußballer-Sammelkarten bestechen.
    Als sie das Haus für sich allein hatte, schloss sie die Küchentür, schnappte sich ihr Handy und tippte die Nummer von Jacks Visitenkarte ein. Sie wartete mit angehaltenem Atem, und mit jedem Klingeln wurde sie verzagter. Schließlich hörte es auf zu tuten, und die Mailbox sprang an.
    Hier ist Jack. Hinterlassen Sie eine Nachricht, dann rufe ich zurück.
    Louise verlor den Mut und schaltete schleunigst ihr Handy aus. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust.
    Was hätte sie sagen sollen, wenn er rangegangen wäre? Es gab so viel, was sie ihm sagen wollte, so viel, was sie ihm sagen musste, und doch konnte sie es nicht in Worte fassen. Sie konnte kaum klar denken – doch sie musste so dringend mit ihm sprechen, wie ein Junkie einen Schuss brauchte.

Kapitel 2
    Sechs Tage später stand Emma in einer langen Schlange aus Menschen, die verzweifelt versuchten, am Flughafen José Martí in Havanna durch die Visumkontrolle zu kommen.
    Sophie war in einen Dorling-Kindersley-Reiseführer vertieft.
    »Wir müssen mit bis zu einer Stunde rechnen, bis wir hier durch sind«, verkündete sie und schüttelte empört ihre Lockenpracht.
    Für diese Information hätte Emma keinen Reiseführer gebraucht. Sie sah selbst, dass es zwanzig Schalter gab und in jeder Schlange ebenso viele Menschen standen, die nur langsam vorrückten. Ihr war schleierhaft, wieso die Kontrollen so lange dauerten, bis sie sich selbst ihrem Schalter näherte.
    Eine kräftig gebaute Frau mit einer kurzärmligen Hemdbluse und einem zeltartigen Rock wurde gebeten, ihre Brille abzunehmen, damit sich der Zollbeamte davon überzeugen konnte, dass auf ihrem Passfoto auch wirklich sie abgebildet war. Der Passkontrollposten schüttelte traurig den Kopf und starrte fünf Minuten lang wortlos auf seinen Computerbildschirm. Schließlich gab er der Frau ihre Papiere zurück, befahl ihr rüde, zur Seite zu treten, und verwehrte ihr den Einlass. Der nächste Passagier war ein junger Mann mit kahl rasiertem Schädel, der seinen Rucksack lässig über der Schulter trug. Er kam in den Genuss einer ähnlichen Behandlung, bevor auch ihm befohlen wurde beiseitezutreten. Spätestens jetzt war klar, dass in Havanna die üblichen Flughafenmodalitäten nicht eingehalten wurden. Einen kurzen Moment war Emma besorgt, dass man sie vielleicht auch nicht durchließe.
    »Hier steht, man muss bis zu einer weiteren Stunde einkalkulieren, bis man seine Koffer vom Gepäckförderband bekommt«, erklärte Sophie, die kurz von ihrem Reiseführer aufblickte.
    Die nächsten beiden Passagiere mussten den Beamten schmieren, damit er ihre Pässe abstempelte und sie einreisen ließ.
    Emma warf einen nervösen Blick auf ihre geschwollenen Fußknöchel, eine unangenehme Begleiterscheinung der meisten Langstreckenflüge. Die nervliche Belastung angesichts der Willkür der Sicherheitsbeamten machte es auch nicht besser. Sie wünschte, Paul wäre bei ihr; er war in brenzligen Situationen immer so schön ruhig geblieben.
    »Du bist dran, Em«, flüsterte Sophie Emma ins Ohr.
    Das überraschte Emma nicht. Wenn es schwierig wurde, ließ Sophie ihrer großen Schwester nur allzu gern den Vortritt.
    Der Passkontrollbeamte fläzte sich hinter dem Glasfenster des kleinen Holzhäuschens, das ihn von der Öffentlichkeit abschirmte. Er trug eine khakifarbene Uniform, die wie ein Überbleibsel aus der Zeit wirkte, als die Russen den Staat noch unterstützten. Er glotzte sie über seine Brille mit Drahtgestell hinweg an und nahm durch den Schlitz Emmas Pass entgegen. Dann musterte er sie und inspizierte das Passfoto, was beim besten Willen nicht langsamer gegangen wäre. Er kontrollierte das Touristenvisum doppelt und dreifach, kritzelte etwas auf eine Seite und prüfte das Foto erneut, bevor er endlich auf den Summer drückte, der die Tür öffnete, die sie noch von Kuba trennte.
    Auf der anderen Seite lagen Kartons und Koffer kreuz und quer. Die Reihenfolge, in der das Gepäck herausgeworfen wurde, schien keinem
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