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Haut aus Seide

Titel: Haut aus Seide
Autoren: E Holly
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Zugeständnisse aus Simon Graves herausgeholt, als ich für möglich gehalten hätte. Ich vermute, er wird angenehm überrascht sein, wenn er entdeckt, was er sich mit dir für einen Preis geangelt hat.«
    »Aber …«
    »Kein Aber.« Sie umfasste Philips Schultern und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. »Einige Menschen sind nun mal bessere Hauptmänner als Generäle. Und daran ist nicht Verwerfliches.«
    »Aber hättest du nicht lieber einen General?«
    Ihr Lachen war laut und herzlich.
    » Mais non «, neckte sie ihn, »am liebsten hätte ich einfach nur dich.«
    Einen Moment lang war er etwas ungehalten mit sich selbst. Er hatte gewollt, dass sie etwas in ihm sah, das er gar nicht war. Mit reuigem Grinsen zog er die Spange aus ihrem Haar und sah zu, wie die Locken wild über ihre Schultern fielen. So würde er sie am liebsten immer
sehen: glücklich, zuversichtlich und voller Leben. Er strich über die drei Sommersprossen neben ihrem Mund.
    »Bea …«, setzte er mit klopfendem Herzen an, »willst du mich heiraten?«
    Sie verschränkte die Arme in einer spontanen Reaktion der Freude vor ihrer Brust. »Philip!«
    Er lachte. »Ist das ein Ja?«
    Sie schlang die Arme um seinen Hals. » Oui, mon capitaine! «
    Glücklicherweise war er zu beschäftigt damit, sie zu küssen, um gegen ihren kleinen Scherz zu protestieren.

London

Fünfzehn
    Hätte die Hochzeit in Paris stattgefunden, wäre sie ein gesellschaftliches Ereignis gewesen. In der hübschen gotischen Kirche in Blackheath jedoch bekamen lediglich die neugierigsten Bewohner des Ortes etwas davon mit – und davon waren die meisten ohnehin eingeladen. Philips Eltern wohnten seit ihrer Pensionierung in dem pittoresken Dorf, aber ihr Cockney-Akzent war immer noch so dick wie der Londoner Nebel.
    Sie hatten auch Lela in ihrem reizenden und geschäftigen Heim willkommen geheißen, fast als wäre sie Beas Schwester und nicht ihre Freundin. Sie musste nur an etwas denken, was sie gern mochte, und schon wurde es ihr vorgesetzt. Weil sie ihre Unsicherheit spürten, hatten sie Simon so platziert, dass sie ihn gut sehen konnte.
    Doch selbst sein ermutigendes Grinsen konnte die Schmetterlinge in ihrem Bauch nicht beruhigen.
    Lela Turner war noch nie Brautjungfer gewesen. Sie hatte noch nie vor einer Kirche gestanden, wo ihr von Hunderten von Fremden zugelächelt und zugenickt wurde. Aber schließlich war sie seit vergangener Woche offiziell Filialleiterin – eine Frau mit Verantwortung. Da würde sie doch nicht über ein paar freundliche Blicke die Nerven verlieren.
    Sie ermahnte ihr Inneres, die Turbulenzen endlich einzustellen, und strich den blassgelben Stoff ihres Kleides
glatt. Die schwere Seide floss wie Wasser durch ihre Finger hindurch. Kaum zu glauben, dass Philip das Stück entworfen hatte. Wie eine Herzogin kam sie sich darin vor. Keine Rüschen, kein Verzierungen oder anderes schreckliches Beiwerk störten seine Schlichtheit. Der Schnitt war überaus elegant – zurückhaltend, aber sexy. Kurz: ein Kleid, das auch Audrey Hepburn hätte tragen können. Sie konnte Simon innerlich fast aufseufzen hören, als er sah, wie sie über den schimmernden Stoff strich. Sie hatte vorher nicht einen Hinweis darüber fallen lassen, sondern nur von der Passform, dem Schick und dem Schwung des Rocks um ihre Beine geschwärmt. Doch sie wusste genau, was er bei dem Anblick dachte: Dieser Mann sollte Kleider für Graves entwerfen.
    Und vielleicht würde er das auch tun. Vielleicht würde Philip ja seinen alten Traum – seinen allerersten Traum – wieder aufleben lassen, wenn Simon ihn ein wenig anstachelte. Jedenfalls würde Lela nicht dabei zusehen, wie sich irgendwelche anderen Firmen mit ihren schmutzigen Fingern auf Philips Entwürfe stürzten. Sie lächelte über ihre besitzergreifende Inbrunst. Es war nicht so, dass sie heute einen Freund verlor. Nein, sie bekam einen Stiefbruder dazu. Einen Menschen mehr, den sie lieb haben konnte. Einen Menschen mehr, um den sie sich kümmern durfte.
    Zumindest, wenn Bea ihren Hintern wirklich zum Altar schleppte. Den Vorraum der Kirche hatten die beiden Frauen noch gemeinsam betreten, aber plötzlich hatte Bea sich umgedreht und kurz erklärt, dass sie etwas sehr Wichtiges vergessen hätte, was sie unbedingt brauche. Und jetzt knabberte der arme Philip an seinem Daumen herum und wurde mit jeder Sekunde blasser.

    »Sie wird schon kommen«, flüsterte Lela ihm in der Hoffnung zu, ihn mit ihren Worten vor einer Ohnmacht zu
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