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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes
Autoren: P Cleave
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die Bar, Landrys Lieblingsband  – und auch eine von meinen.
    »Warum hat er bloß auf eigene Faust ermittelt?«, frage ich.
    Schroder zuckt mit den Schultern, und dann sagt er etwas, womit ich nicht gerechnet habe. »Die Gerichtsmedizinerin meint, er hatte Krebs.«
    »Was?«
    »Vor Ende des Jahres wäre er sowieso tot gewesen. Ich glaube, es hat ihn krank gemacht, wie die Dinge in dieser Stadt laufen.« Er hebt sein Glas und lässt die Hälfte des Biers seine Kehle hinunterlaufen. »Er hat versucht, etwas daran zu ändern, und wurde dafür getötet.«
    Wir gehen zurück an die Bar. Die Detectives versuchen, so viel zu trinken, dass sie damit über den Winter kommen. Und Landrys Bruder ärgert sich wohl mehr über die Rechnung, die er begleichen muss, als über die Ermordung seines Bruders. Offensichtlich hätte er den Whiskey gerne noch mehr verdünnt, als er es ohnehin schon war. Schroder nimmt ein weiteres Bier und hat es bereits geleert, bevor ich meinen Orangensaft nur zu einem Drittel ausgetrunken habe. Die Gespräche werden immer lauter, und aus allen Richtungen dringen Dialogfetzen zu uns herüber; mit steigendem Alkoholpegel drehen
sich die Unterhaltungen immer weniger um Landry und immer mehr um Christchurch, das Wetter, die Verbrechensrate und die Jugendlichen, die nachts mit ihren aufgemotzten Karren die Straßen blockieren und der Stadt die Luft zum Atmen nehmen. Nach einer Stunde werden die Gespräche düsterer, wird die Aussprache undeutlicher, und Theorien, wie man die Stadt zu einem besseren Ort machen könnte und wen man zu diesem Zweck erschießen sollte, machen die Runde. Schroder leert sein drittes Bier, und ich bestelle meinen zweiten Orangensaft. Andere Cops kommen zu uns herüber, um mit uns zu reden, und immer wieder heißt es: »Ihr wart zusammen mit ihm auf der Polizeischule, nicht wahr?«, oder: »Du solltest wieder bei uns anfangen, Tate«, oder: »Der Letzte, den wir jetzt bei uns gebrauchen können, bist du.« Ich nippe an meinem Saft und wünsche mir nichts sehnlicher, als diesen Laden endlich zu verlassen, während ich mich frage, wie viele der Beamten es mir übel nähmen, wenn ich wieder ins Team zurückkehren würde.
    »Was macht eigentlich der Melissa-X-Fall?«, frage ich Schroder.
    Er nippt an einem frischen Bier und stellt es auf den Tresen. »Es ist, als würden wir einen Geist jagen«, sagt er.
    Melissa X ist die Frau, mit der der Schlächter von Christchurch  – ein berüchtigter, inzwischen inhaftierter Serienmörder  – ein Team gebildet hat. Sie ist immer noch auf freiem Fuß  – und mordet weiter. Als ich im Februar aus dem Knast entlassen wurde, hat Schroder mich abgeholt, die Melissa-X-Akte neben sich im Wagen, denn er
war auf jede Hilfe angewiesen. Wir fanden ihre wahre Identität heraus. Ihr richtiger Name ist Natalie Flowers  – doch sie nannte sich Melissa, nachdem sie vor drei Jahren von einem College-Professor überfallen und vergewaltigt worden war. Seitdem hat sie mindestens ein halbes Dutzend Männer gefoltert und getötet, den letzten vor sieben Wochen.
    »Nichts Neues?«
    »Wir haben mit sämtlichen ihrer Freunde und all ihren Angehörigen gesprochen. Nichts«, sagt er. »Und wir haben Chirurgen und Krankenhäuser abgeklappert, um zu überprüfen, ob sie sich einer kosmetischen Operation unterzogen hat. Ebenfalls nichts. Es ist, als hätte sie unseren Planeten verlassen, und jedes Mal, wenn man denkt, es könnte tatsächlich wahr sein, tötet sie einen weiteren Mann.«
    »Sieht ganz so aus«, sage ich. Ich besitze eine Kopie der Akte und werfe, wie Schroder, jeden Tag einen Blick hinein, aber davon kommt kein Geld in die Kasse.
    »Wir werden sie schnappen«, sagt er. »Das versprech ich dir.«
    Die Frau, die während der Beerdigung neben mir saß, hat mich entdeckt und kommt zu uns herüber. Schroder erhebt sich und lächelt sie an, ich tue es ihm gleich.
    »Theodore Tate, das hier ist Detective Inspector Kent«, sagt er und stellt uns einander vor.
    »Nennen Sie mich Rebecca«, sagt sie und reicht mir die Hand.
    Rebecca ist ein paar Zentimeter kleiner als ich und ein
paar Kilo leichter, und wahrscheinlich hat sie auch ein paar Probleme weniger. Sie ist eine sportliche und attraktive Frau. Schroder und ich können gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Sie streicht ihr schwarzes schulterlanges Haar nach hinten.
    »Arbeiten Sie mit Schroder zusammen?«, frage ich.
    »Detective Kent ist kürzlich von Auckland hierherversetzt worden«, sagt er.
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