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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes
Autoren: P Cleave
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weiteren Fragen gibt, dreht er sich um und verschwindet durch dieselbe Tür, durch die er gekommen ist.
    »Was meinst du, wie viel wird er kriegen?«, frage ich Schroder.
    »Was?«
    »Cole. Meinst du, dass er den Knast je wieder verlassen wird?«
    Wortlos schüttelt Schroder den Kopf. Er setzt sich bequem hin und starrt erneut die Wand an. Und jetzt wirkt er zum ersten Mal müde. Ich denke an Coles Schlachtplan und daran, wie wütend er sein wird, wenn er zu sich kommt und feststellt, dass er noch lebt. Er wird wieder in
den Knast wandern. Und sich erneut verprügeln lassen. Als er das letzte Mal gesessen hat, hat er sich nicht umgebracht  – wird er es diesmal tun? Und sollte er in zwanzig Jahren wieder rauskommen, was dann? Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er es zwanzig Jahre durchhält.
    Eine weitere Stunde verstreicht. Die meiste Zeit habe ich die Augen geschlossen und den Kopf an die Wand gelehnt. Dann tritt ein anderer Arzt aus dem Flur hinter uns ins Zimmer. Er schüttelt den Kopf. »Wir konnten ihren Finger nicht retten«, sagt er, »aber abgesehen davon, geht es Katy gut. In ein paar Stunden können wir sie entlassen.«
    »Okay«, sagt Kent, und der Ablauf ist derselbe wie beim letzten Arzt  – er steht da und wartet darauf, dass wir irgendetwas sagen, und als nichts kommt, geht er dorthin zurück, woher er gekommen ist. Ich frage mich, was jetzt mit dem Finger passiert.
    Einige der Detectives verlassen das Zimmer. Und kurz darauf sind wir nur noch zu fünft. Keiner sagt ein Wort. Dann erscheint Dominic Stevens. Während er den Raum betritt, lässt er seinen Blick über die Gesichter wandern. Unter irgendeinem Vorwand geht Detective Kent mit den anderen in den Flur und lässt mich und Schroder im Zimmer zurück. Bevor uns Stevens die Leviten lesen kann, kommt ein dritter Arzt herein, durch dieselbe Tür wie der erste.
    »Die Schulterverletzung von Nicholas Stanton ist nichts Ernstes«, sagt er, »aber die zweite Kugel ist unter
seiner Achselhöhle in den rechten Lungenflügel eingedrungen. Er hat viel Blut verloren. Wir haben ihn wieder zusammengeflickt, und sollte nichts Unvorhergesehenes passieren, müsste er durchkommen.«
    »Gut«, sagt Stevens und nickt langsam. »Sehr, sehr gut.« Er legt Schroder die Hand auf die Schulter. »Vertreten wir uns ein wenig die Beine«, sagt er zu ihm.
    Schroder und Stevens gehen in den Gang, und ich bleibe allein mit dem Arzt zurück. Als ich versuche aufzustehen, verliere ich das Gleichgewicht und plumpse zurück auf meinen Stuhl. Ich brauche Schlaf. Denn plötzlich kann ich meine Augen kaum noch aufhalten.
    »Alles in Ordnung?«, fragt der Arzt.
    »Mir geht’s gut. Ich bin nur müde, das ist alles«, sage ich. »Danke, dass Sie sein Leben gerettet haben.«
    Er nickt. »Er ist noch nicht über den Berg, aber es sieht gut aus.«
    »Okay«, sage ich, doch er bleibt stehen und mustert mich.
    »Ihr rechtes Auge«, sagt er, »Sie haben sich verletzt.«
    »Was?«
    Er geht vor mir in die Hocke und leuchtet mir mit einer Taschenlampe unvermittelt ins Auge, worauf mein Gehirn einen Salto macht. Trotzdem bleibe ich Herr meiner Sinne.
    »Die Pupille zeigt keinerlei Reflexe. Haben Sie Kopfschmerzen?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«

    »Seit sechs Wochen.«
    »Wie bitte?«
    »Immer mal wieder«, sage ich. »Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen.«
    »Wie stark?«
    »Sehr stark«, sage ich und reibe mir die Beule. »Man hat mir was dagegen verschrieben«, sage ich und greife in meine Tasche, doch ich bin zu müde, um nach dem Rezept zu suchen. Meine Hand gleitet aus der Tasche, fällt zur Seite und baumelt schlaff neben dem Stuhl herab.
    »Warten Sie hier«, sagt er und verschwindet.
    Trotzdem verlasse ich das Wartezimmer; mein rechter Arm hängt seitlich an mir herunter. Im Flur unterhält sich Dominic Stevens mit Schroder. Stevens trägt Jeans und Hemd, ich habe ihn noch nie so salopp gekleidet gesehen. Er macht einen ruhigen Eindruck. Beide reden mit gedämpfter Stimme, und ich lehne mich gegen die Wand und beobachte sie. Schroder schüttelt den Kopf, dann fängt er an zu nicken. Schließlich grüßt mich Stevens mit einer kurzen Kopfbewegung, richtet erneut das Wort an Schroder und verschwindet dann.
    »Und wie lautet das Urteil?«, frage ich, denn es ging in dem Gespräch um Mrs. Whitby.
    »Ich werde nicht gefeuert«, sagt er.
    »Aber?«
    »Aber man hat mir nahegelegt zu kündigen.«
    »Tut mir leid.«
    »Ja, mir auch, obwohl ein Teil von mir das
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