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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes
Autoren: P Cleave
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hebt seine Waffe. Und ich gehe zur Seite. Doch Cole beachtet mich nicht. Und tritt auch nicht weiter vor. Er hat den Blick nach vorn gerichtet und blinzelt heftig, um etwas erkennen zu können.
    »Keine Bewegung«, brüllt Schroder ihn an.
    »Ich bin unbewaffnet«, schreit er zurück. »Ich stelle mich. Nicht schießen.«
    »Detective«, brüllt einer der Reporter, »dürfen Sie überhaupt hier sein?«
    Ich werfe einen kurzen Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass Schroder nicht das Feuer auf die Reporter eröffnet, dann renne ich über den Rasen auf das Haus zu. Ich erreiche die rechte Vorderseite des Hauses, die nicht mehr in Coles Sichtfeld liegt. Gegen die Wand gedrückt, schiebe ich mich in Richtung Haustür. In diesem Moment tritt Dr. Nicholas Stanton ins Freie. Er taumelt, macht große Schritte. Er trägt einen Schlafanzug ähnlich wie der von Schroder, nur dass seiner voller Blutflecken und Kotze ist. Seine weit aufgerissenen Augen blicken wild umher, und sein Gesicht ist zur Grimasse erstarrt. Er hält ein riesiges Messer in der Hand, das ich erst sehe, als er den Arm hebt, um seine Augen
vor dem Licht der Scheinwerfer abzuschirmen. In ihrem Schein hebt er sich von der Umgebung ab und wirkt in seiner Pose wie ein Geistesgestörter. Angesichts des Trubels und der vielen Leute weicht er ein wenig zurück, er scheint verunsichert. Dann entdeckt er Cole, fixiert ihn mit seinem Blick, sein Gesicht ist jetzt noch angespannter, und er geht vorwärts. Er stampft laut auf. Cole muss ihn hören, doch er dreht sich nicht um, rührt sich nicht, er hat die Schultern immer noch weit hochgezogen.
    Dann kapiere ich. Das hier ist das große Finale. Cole will, dass man ihn ersticht. Er will, dass Stanton ihn vor den Augen aller tötet. Er will, dass der Doktor in den Knast wandert, weil er einen unbewaffneten Mann umgebracht hat.
    Schroder brüllt Cole weiter zu, er solle sich nicht bewegen. Von seiner Position aus kann er Stanton nicht erkennen, denn Cole versperrt ihm die Sicht. Ich arbeite mich weiter vor. Alle sind wir in den Schein der Kameralichter getaucht. Und werden für die Nachwelt festgehalten. Schroder muss brüllen, damit man ihn bei dem Geplapper der Reporter versteht. Mir dröhnt der Schädel, doch ich weiß, in einer Minute ist das hier alles vorbei.
    »Tun Sie’s nicht«, rufe ich Stanton zu.
    »Hände oben lassen«, sagt Schroder zu Cole und bewegt sich langsam vorwärts. Ebenso die Nachrichtenteams; sie stellen die Scheinwerfer und Kameras bereit, während wir für die Action sorgen.

    »Ihre Kinder sind noch am Leben«, erkläre ich Stanton, ich bin jetzt nur noch drei Meter von ihm entfernt.
    Cole wirft mir einen Blick zu, runzelt die Stirn, dann schaut er wieder Richtung Kameras.
    »Ich habe sie umgebracht«, sagt er so laut, dass Stanton und ich es zwar hören können, aber die Reporter nicht, »und eine von ihnen vergewaltigt.«
    »Er schat ihnen nischtsch geschan«, sage ich und merke, dass ich nicht richtig sprechen kann. Scheiße .
    »Du hast meine Kinder getötet«, sagt Stanton, der mich nicht hört und nur Augen für Cole hat.
    »Und es hat mir Spaß gemacht.«
    Stanton macht einen letzten Schritt nach vorn. Ich versuche, ihn zu erreichen, doch ich schaffe es nicht, nicht in der Zeit, die Stanton braucht, um zuzustechen. Falls er Cole mitten im Rücken erwischen wollte, hat er fast einen Volltreffer gelandet. Falls er so kräftig zustoßen wollte, dass die Klinge bis zum Griff in seinen Körper dringt, ist ihm das weniger gut gelungen  – denn sie bleibt an einem Knochen hängen und dringt nur bis zur Hälfte ein. Er zieht das Messer wieder heraus, während Cole auf die Knie sinkt, und jetzt hat Schroder freie Sicht auf das Geschehen.
    »Lassen Sie das Messer fallen«, ruft er und richtet die Waffe von Cole auf Stanton, dann wieder auf Cole und schließlich erneut auf Stanton.
    Ich nähere mich dem Arzt bis auf zwei Schritte. Ich schreie und konzentriere mich ganz auf meine Worte, um ihm zu sagen, dass es seinen Kinder gut geht, ich strecke
meine Arme aus, die Handflächen nach außen, und er dreht sich zu mir um, dieser wilde Mann mit seinen wilden Haaren, dem die Augen fast aus dem Schädel treten. »Schire Kinscher schind oke«, sage ich.
    Er sieht mich an und hat nicht die geringste Ahnung, was ich sagen will.
    Er hebt das Messer, und diesmal zielt er auf Coles Nacken. Ich mache einen letzten Schritt, packe mit meiner linken Hand sein Handgelenk und ziehe ihn nach vorn,
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